zurück 9.11.1891, Montag ID: 189111095

[siehe die Anmerkung]
In der Universitätsvorlesung berichtet Bruckner von seinem Besuch (1885 [?] in Begleitung Ecksteins) bei dem Japaner Dr. Shohé Tanaka, der ihm ein rein gestimmtes Harmonium vorführte (*).

Nach der Vorlesung fährt Bruckner mit Roner zur Probe des “Te deum” beim Singverein. In der Hofoper wird “Lohengrin” gespielt; Bruckner erklärt die “Götterdämmerung” für sein Lieblingswerk (**).

Gratulationsschreiben des Männergesangvereins »Kränzchen« anläßlich des Ehrendoktorats (***).

Das Prager Tagblatt Nr. 308 berichtet auf S. 3 vom Ehrendoktor-Festakt am 7.11.1891:
     " * [Dr. Anton Bruckner.] Im Festsaale der Wiener Universität fand vorgestern, wie bereits angekündigt, die Promotion des Componisten Anton Bruckner zum Ehrendoctor der Philosophie statt. Rector Prof. Exner hielt an Bruckner eine längere Anrede, worin er dessen Verdienste um die Musikwissenschaft würdigte; ferner wies der Rector darauf hin, daß die Musikkünstler früher von den akademischen Gelehrten nicht nach Gebühr geschätzt wurden; indem die größte deutsche Universität einem Musiker den Doctortitel verleihe, zeige sich deutlich der Wandel der Gesinnung. Auch der Promotor Hofrath Professor Dr. Stefan hielt eine längere Rede an Dr. Bruckner, welcher für die ihm bewiesene Auszeichnung tief gerührt dankte." (°).

"Das Vaterland" Nr. 308 wiederholt auf S. 2 den durch einen Umbruchfehler beeinträchtigten Artikel vom 8.11.1891:
     "Zwei Notizen unseres Sonntags=Blattes, bei welchen die Schlußsätze verstellt sind, veröffentlichen wir nachstehend nochmals:
     * [Doctor Anton Bruckner.] Mit akademischem Gepränge fand am 7. d. im kleinen Festsaale der Universität die Promotion Anton Bruckner's zum Ehrendoctor der Philosophie statt, bei welcher Hofrath Professor Stefan als Promotor fungirte. Die Wiener Universität hat damit dem größten österreichischen Tondichter der Gegenwart die höchste Ehre erwiesen, die sie zu vergeben hat, eine Ehre, die nur in den seltensten Fällen Künstlern zu Theil wird. Die dankerfüllten Worte, welche der tiefbewegte greise Componist heute zu den akademischen Würdenträgern sprach, werden einen mächtigen Nachhall in den Herzen aller Jener finden, welche in Bruckner den Genius erkannt haben und an den Kämpfen theilgenommen haben, welche eine übermüthige Gegenpartei seit Jahr und Tag ertrotzt hat. [... steigender Ruhm ... es hat demonstrative Bedeutung], daß es nicht der Vertreter der musikgeschichtlichen Lehrkanzel, sondern Hofrath Stefan war, welcher jenen von der Facultät so freudig begrüßen Antrag stellte! - Für heute wollen wir von altbekannten Dingen schweigen und nur dem jüngsten Ehrendoctor der Wiener Universität unseren Glückwunsch darbringen. Möge unser Anton Bruckner in der neuen Ehrung einen kräftigen Ansporn zu weiterem genialen Schaffen erblicken! Ad multos annos!"
     * [Silberne Hochzeit] [...]" (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189111095, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189111095
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11