zurück 8.11.1891, Sonntag ID: 189111085

Berichte über die Verleihung der Ehrendoktorwürde erscheinen

in der Neuen Freien Presse Nr. 9771 auf S. 5:
            "Kleine Chronik.
                  Wien, 7. November. 
[...] - Der akademische Senat hat auf Antrag der philosophischen Facultät dem Componisten und Musikgelehrten Anton Bruckner die Doctorswürde honoris causa verliehen. Heute stand der 67jährige Componist als Candidatus philosophiae vor dem Rector magnificus Dr. A. Exner im Festsaale der Universität, um vor diesem das Doctorgelöbniß abzulegen. Professor Exner und der Promotor Hofrath Professor Dr. Stefan hielten Ansprachen an Herrn Dr. Bruckner, welcher für die ihm verliehene Auszeichnung tiefgerührt dankte. - [...]" (*),

im Deutschen Volksblatt Nr. 1021 auf S. 7:
          "Theater, Kunst und Literatur.
               Anton Bruckner, Ehrendoctor.
     Die philosophische Facultät unserer Universität hat gestern einen langgehegten Wunsch aller Verehrer der Muse des größten lebenden Componisten, des einzig berufenen Nachfolgers Beethoven's erfüllt, indem sie dem greisen Meister gestern das Ehrendiplom als Doctor überreichte. Was Anton Bruckner auf den verschiedenen Gebieten geschaffen, auf denen seine Muse thätig war, das hat ihm schon lange das Recht auf die ihm gewordene Auszeichnung gesichert, schon zu lange hat man mit der Verleihung dieser Würde an den ausgezeichneten Componisten gezögert, umsomehr aber freut es uns, daß die Facultät trotz Hanslick und Consorten sich endlich zu diesem Schritte entschlossen hat. Möge Dr. Anton Bruckner sich seiner neuen Würde noch recht lange in rüstigster Schaffenskraft erfreuen und möge ihm nach seiner Auszeichnung der Erfolg und die Anerkennung des Publikums in höherem Grade zutheil werden, als bisher." (**),

in der »Presse« Nr. 307 auf S. 14:
     "[Ehrendoctor Professor Bruckner.] Heute Vormittags fand auf der hiesigen Universität die Promovirung des Professors Anton Bruckner, Lectors an der Universität, zum Ehrendoctor der Philosophie statt." (***),

im Illustrierten Wiener Extrablatt Nr. 307 auf S. 3:
"(Ehrendoctor Professor Bruckner.) Gestern Vormittags fand auf der hiesigen Universität die Promovirung des berühmten Symphonikers und Musik=Theoretikers Professor Anton Bruckner, Lectors an der Universität, zum Ehrendoctor der Philosophie statt." (°),

im Alpen-Boten Nr. 89 auf S. 3:
"Verschiedenes
(Ehrung für Bruckner.) Mittels kaiserlicher Entschließung wurde der Beschluß der Wiener Universität, den Componisten und Professor Anton Bruckner zum Ehrendoctor zu ernennen, bestätigt." (°°),

ausführlicher im Neuen Wiener Tagblatt Nr. 307 auf S. 4:
     " * (Unser jüngster Ehrendoktor.) Er geht bereits ins 68. Lebensjahr und ist frisch und lebendig und kindlich wie nur ein Zwanzigjähriger, aber er ist und bleibt vorläufig doch unser jüngster Ehrendoktor. Gestern Vormittags nämlich fand auf der hiesigen Universität die Promovirung unseres Symphonikers Anton Bruckner, Lektors an der Universität, zum Ehrendoktor der Philosophie statt. [... Senatsbeschluss, Genehmigung des Kaisers ...] Der Rektor Professor Exner hielt an Bruckner eine längere Anrede, worin er dessen Verdienste um die Musik und die Musikwissenschaft würdigte. In seiner Rede wies der Rektor darauf hin, daß die Musikkünstler früher von den akademischen Gelehrten nicht geschätzt wurden, und in den früheren Jahrhunderten sei es nie geschehen, daß diese des Doktorhutes für würdig erkannt wurden. Indem die größte deutsche Universität einem Musiker den Doktortitel verleihe, zeige sich deutlich der Wandel der Gesinnung; auch der Promotor Hofrath Professor Stefan hielt eine längere Rede an Dr. Bruckner, welcher nunmehr für die ihm bewiesene Auszeichnung tief gerührt dankte. [... zur Biographie ...] Bruckner schrieb sechs [sic] Symphonien, ehe er es erlebte, daß eine derselben zur Aufführung gelangte. Die neueste Zeit scheint aber Vieles gut machen und unserem Künstler kräftige Revanche bieten zu wollen. In den Jahren 1890 und 1891 wurde seine 3. Symphonie in Wien, Prag, Salzburg, Köln und London, seine 4. Symphonie (die romantische) in München und Graz, sein Te deum in Berlin zur Aufführung gebracht und überall wurden dem Komponisten große Ehren bereitet. Freuen wir uns, daß dem wackeren Manne eine neue Huldigung dargebracht wurde." (°°°),

im Wiener Tagblatt Nr. 307 (#),

im Linzer Volksblatt Nr. 257 auf S. 3:
     "Wien, 6. November. (Ehrendoctor Anton Bruckner.) Nachdem der Beschluss des Professoren=Collegiums der philosophischen Facultät an der Wiener Universität, den berühmten österreichischen Tondichter Anton Bruckner zum Ehrendoctor zu ernennen, die Bestätigung Sr. Majestät des Kaisers erhalten hat, findet morgen (Samstag) auf der Universität die Ueberreichung des Ehrendoctor=Diplomes an Bruckner statt." (##),

im "Vaterland" Nr. 307 auf S. 4 (die Rubrik ist datiert 7.11.1891) [der erste Textabschnitt steht in der rechten Spalte, der zweite Abschnitt in der mittleren Spalte im Bericht "Silberne Hochzeit", dessen zweiter Teil wiederum im Bericht über Bruckner zu finden ist - Korrektur am 9.11.1891]:
     " * [Doctor Anton Bruckner.] Mit akademischem Gepränge fand heute im kleinen Festsaale der Universität die Promotion Anton Bruckner's zum Ehrendoctor der Philosophie statt, bei welcher Hofrath Professor Stefan als Promotor fungirte. Die Wiener Universität hat damit dem größten österreichischen Tondichter der Gegenwart die höchste Ehre erwiesen, die sie zu vergeben hat, eine Ehre, die nur in den seltensten Fällen Künstlern zu Theil wird. [aber hier mittlere Spalte:] Die dankerfüllten Worte, welche der tiefbewegte greise Componist heute zu den akademischen Würdenträgern sprach, werden einen mächtigen Nachhall in den Herzen aller Jener finden, welche in Bruckner den Genius erkannt haben und an den Kämpfen theilgenommen haben, welche eine übermüthige Gegenpartei seit Jahr und Tag ertrotzt hat. [... steigender Ruhm ... es hat demonstrative Bedeutung], daß es nicht der Vertreter der musikgeschichtlichen Lehrkanzel, sondern Hofrath Stefan war, welcher jenen von der Facultät so freudig begrüßen Antrag stellte! - Für heute wollen wir von altbekannten Dingen schweigen und nur dem jüngsten Ehrendoctor der Wiener Universität unseren Glückwunsch darbringen. Möge unser Anton Bruckner in der neuen Ehrung einen kräftigen Ansporn zu weiterem genialen Schaffen erblicken! Ad multos annos!" [keine Signatur]. (###)

und in der Wiener Zeitung Nr. 257 auf S. 6: "(Promovirung.) Heute Vormittags fand auf der hiesigen Universität die Promovirung des berühmten Musikers Herrn Professors Anton Bruckner, Lectors an der Universität, zum Ehrendoctor der Philosophie statt." (a).

1. Gesellschaftskonzert unter Gericke mit Händels »Alexanderfest« (b).
   Mitwirkende: Anna und Eugen Hildach (Berlin), Franz Lützinger (Düsseldorf), Georg Valker (Wien, Orgel).
   Möglicherweise in diesem Konzert (oder am 15.11.1891?) lernte Bruckner Maria und Emma von Spaun kennen, die er (mit Hermann von Roner) zu sich einlud (noch vor dem 21.11.1891) (c).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189111085, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189111085
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11