zurück 10.11.1891, Dienstag ID: 189111105

Notiz über das Nürnberger Konzert [vom 28.10.1891] in der Musikalischen Rundschau Nr. 31 auf S. 273:
"     Nürnberg. Orchester-Concert den 28. October. (Dirigent: Director August Göllerich.) 1. Dr. Anton Bruckner: IV. (romantische) Symphonie in Es. - 2. Franz Liszt: Erstes Concert für Pianoforte und Orchester. (Pianoforte: August Göllerich) - 3. Franz Liszt: Mazeppa Symphonische Dichtung (nach V. Hugo)." (*)

[recte 15.11.1891! siehe dort] Bericht von Josef Stolzing in der Ostdeutschen Rundschau, in dem der Text von Göllerichs Einführung zur 4. Symphonie in Nürnberg abgedruckt ist (**).

Berichte über die Verleihung der Ehrendoktorwürde erscheinen

in der Linzer Tages-Post Nr. 258 auf S. 4 (Übernahme des Textes des Neuen Wiener Tagblatts vom 8.11.1891):
     "Der jüngste Ehrendoctor. Aus Wien wird unter dem 8. d. M. berichtet: Er geht bereits ins 68. Lebensjahr und ist frisch und lebendig und kindlich wie nur ein Zwanzigjähriger, aber er ist und bleibt vorläufig doch unser jüngster Ehrendoctor. Gestern vormittags fand nämlich auf der hiesigen Universität die Promovierung unseres Symphonikers Anton Bruckner, Lectors an der Universität, zum Ehrendoctor der Philosophie statt. [... Senatsbeschluss, Genehmigung des Kaisers ...] Der Rector Professor Exner hielt an Bruckner eine längere Anrede, worin er dessen Verdienste um die Musik und die Musikwissenschaft würdigte. In seiner Rede wies der Rector darauf hin, daß die Musikkünstler früher von den akademischen Gelehrten nicht geschätzt wurden, und in den früheren Jahrhunderten sei es nie geschehen, daß diese des Doctorhutes für würdig erkannt wurden. Indem die größte deutsche Universität einem Musiker den Doctortitel verleihe, zeige sich deutlich der Wandel der Gesinnung; auch der Promotor Hofrath Professor Stefan hielt eine längere Rede an Dr. Bruckner, welcher nunmehr für die ihm bewiesene Auszeichnung tief gerührt dankte. [... zur Biographie ...] Bruckner schrieb sechs [sic] Symphonien, ehe er es erlebte, daß eine derselben zur Aufführung gelangte. Die neueste Zeit scheint aber Vieles gut machen und unserem Künstler kräftige Revanche bieten zu wollen. In den Jahren 1890 und 1891 wurde seine dritte Symphonie in Wien, Prag, Salzburg, Köln und London, seine vierte Symphonie (die romantische) in München und Graz, sein Tedeum in Berlin zur Aufführung gebracht und überall wurden dem Komponisten große Ehren bereitet." (***),

im Linzer Volksblatt Nr. 258 auf S. 4 (den Text des "Vaterland" vom 8./9.11.1891 übernehmend): "Wien, 7. November. (Doctor Anton Bruckner.) Mit akademischem Gepränge fand heute im kleinen Festsaale der Universität die Promotion Anton Bruckners zum Ehrendoctor der Philosophie statt, bei welcher Hofrath Professor Stefan als Promotor fungierte. Die Wiener Universität hat damit dem größten österreichischen Tondichter der Gegenwart die höchste Ehre erwiesen, die sie zu vergeben hat, eine Ehre, die nur in den seltensten Fällen Künstlern zutheil wird. Die dankerfüllten Worte, welche der tiefbewegte greise Componist heute zu den akademischen Würdenträgern sprach, werden, so bemerkt das "Vaterland", einen mächtigen Nachhall in den Herzen aller jener finden, welche in Bruckner den Genius erkannt haben und an den Kämpfen theilgenommen haben, welche eine übermüthige Gegenpartei seit Jahr und Tag ertrotzt hat. [... steigender Ruhm ... es hat demonstrative Bedeutung], daß es nicht der Vertreter der musikgeschichtlichen Lehrkanzel, sondern Hofrath Stefan war, welcher jenen von der Facultät so freudig begrüßen Antrag stellte! - Für heute wollen wir von altbekannten Dingen schweigen und nur dem jüngsten Ehrendoctor der Wiener Universität unseren Glückwunsch darbringen. Möge unser Anton Bruckner in der neuen Ehrung einen kräftigen Ansporn zu weiterem genialen Schaffen erblicken! Ad multos annos!"(°),

in der Linzer Zeitung:
"     * (Dr. Anton Bruckner.) Am 7. d. fand eine ebenso seltene als interessante Promotion im Festsaale der Wiener Universität statt. Der Wiener akademische Senat hatte bekanntlich beschlossen, über Antrag der philosophischen Facultät dem Componisten und Musikgelehrten Anton Bruckner die Doctorswürde honoris causa zu verleihen. Se. Majestät der Kaiser genehmigte diesen Beschluß und so stand am Samstag der greise Componist als Candidatus philosophiae vor dem Rector magnificus Dr. A. Exner im Festsaale der Universität, um vor diesem das Doctorgelöbnis abzulegen. Professor Exner hielt an Bruckner eine längere Ansprache, in welcher er dessen Verdienste um die Musik und die Musikwissenschaft würdigte; ferner wies der Rector darauf hin, daß die Musikkünstler früher von den akademischen Gelehrten nicht nach Gebür [sic] geschätzt wurden. Indem die größte deutsche Universität einem Musiker den Doctortitel verleihe, zeige sich deutlich der Wandel der Gesinnung. Auch der Promotor Dr. Stefan hielt eine längere Rede an Dr. Bruckner, welcher für die ihm bewiesene Auszeichnung tiefgerührt dankte." (°°)

und im Neuigkeitsweltblatt Nr. 257 auf S. 4 (mit Datierungsfehler bei der Textübernahme):
     "Ehrendoktor Professor Bruckner. Am 8. d. M. Vormittags fand an der Wiener Universität die Promovirung des berühmten Symphonikers und Musik=Theoretikers Professor Anton Bruckner, Lektors an der Universität, zum Ehrendoktor der Philosophie statt, bei welcher Hofrath Professor Stefan als Promotor fungirte. Die Wiener Universität hat damit dem größten österreichischen Tondichter der Gegenwart die höchste Ehre erwiesen, die sie zu vergeben hat, eine Ehre, die nur in den seltensten Fällen Künstlern zutheil wird." (°°°).

Karl Kranzl, Mitglied der Liedertafel Vöcklabruck, beantragt, Bruckner telegraphisch zur Ehrendoktorwürde zu gratulieren (#).

Brief von Oskar Berggruen (Paris) an Bruckner:
   Gratuliert zur Ehrendoktorwürde. Wünscht, daß Bruckners Werke nun mehr Verbreitung finden - die Zeit werde für ihn, den größten absoluten Musiker nach Beethoven, arbeiten. Mehr als das Erleben [der Vollendung] der 9. Symphonie könne man nicht Bruckner nicht wünschen (##).

Kurze Notiz zum Ehrendoktorat in "Het vaderland" Nr. 265 ('s-Gravenhage) auf S. 2:
"    Anton Bruckner is den 7n te Weenen tot doctor philosophiae honoris causa gepromoveerd.
     Felix Mottl is niet benoemd tot ridder van het Legioen van Eer, maar tot officier d’académie." (###).

(Bei der Vortragsübung am Wiener Konservatorium spielt Victor Bause Orgelwerke von Mendelssohn und J. S. Bach (a)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189111105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189111105
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11