zurück 23.12.1891, Mittwoch ID: 189112235

Artikel Paumgartners über das »Te deum« in der Wiener Abendpost Nr. 294 (Abendblatt der Wiener Zeitung) auf S. 1f (signiert »dr. d. p.«):
"          Concerte.
     Im vierten Kammermusik=Abend des Hellmesberger'schen Quartetts wurde ein neues Werk von Brahms aufgeführt: Trio in A-moll für Piano, Clarinette und Violoncell. [... Eklektizismus, wenig blühende Melodien ... "Das Brahms'sche Erdreich ist erschöpft" ...]
     Im zweiten Gesellschaftsconcerte wurde Bruckners herrliches "Te=Deum" vorzüglich aufgeführt und vom [es folgen 7 Zeilen mit Papierdefekt, hier z.T. ergänzt nach dem Text vom 25.12.1891] gesammten Publicum mit großer Freude aufgenommen [...] katholischen Kirchentext[...] [s?]einem "Te=Deum" ein [...] [w]elches heute schon eine Z[ierde(?) ... m]eisten Sing= und Chorv[ereinen(?) ... von(?)] Hans von Bülow, einem [gewiß nicht] sehr wohlwollenden Beurtheiler der Bruckner'schen Tondichtungen, auf das wärmste allerwärts empfohlen wird. Ueber den strengen Kirchenton, der dem Te=Deum zu Grunde gelegt ist, baut Bruckner einen prächtigen Tonsatz auf, reich an melodischer und harmonischer Erfindung und wunderschön im Klange der Menschenstimmen und Instrumente. Fräulein Friederike Mayer und Herr Hofopernsänger Schittenhelm haben sehr verdienstlich im Te=Deum die Soli gesungen.
     Das Schumann'sche Requiem für "Mignon", [... J. S. Bach, C. Ph. E. Bach, Brahms Violinkonzert mit Hans Wessely herrlich ... das siebenjährige Pianistenwunderkind Koczalski ... WMGV ... konnte nicht alle Konzerte selber besuchen ...]
                                          dr. h. p." (*).
 
Besprechungen des Konzerts vom 20.12.1891 erscheinen auch
 
"     Konzerte. Wieder ein Wunderkind! Aber ein echtes und wahrhaftiges, über das man gerechterweise staunen muß. Raoul Koczalski ist sein Name, das achte Lebensjahr hat er noch nicht erreicht. [...] — Das zweite Gesellschaftskonzert vom vergangenen Sonntag hatte einen gemischten Charakter in Bezug auf Komponisten und Kompositionen, aber die Gesammtheit des Programms trug einen feierlich pathetischen Grundzug in und an sich und wies in einzelnen Theilen, so in dem Fragmente aus J. S. Bach's Cantate: "Wie schön leuchtet der Morgenstern", auf die vor der Thüre stehenden Festtage hin. [... Brahms-Konzert mit Wessely ... Schumanns "Mignon" ...] Bruckner's Tedeum, das wir an dieser Stelle bereits gewürdigt, bildete mit seinen wirkungsvollen Chornummern und Instrumentalsätzen den Schluß der Konzertes, bei dem der Singverein seinen wichtigen Aufgaben mit Sorgfalt und künstlerischem Eifer löste.
     [... Fritz Kreisler ... Liederabend ...]       W. Fr." [Wilhelm Frey] (**),
 
     "Zweites Gesellschafts=Konzert. Mit einem ungemein anregenden Programme, das in seiner vorzüglichen Ausführung sich den schönsten Erfolg holte, erfreute uns Sonntag das zweite Gesellschafts=Konzert, in welchem Bruckner's mächtiges "Te Deum" wie ein gewaltiger Solitär neben anderen Edelsteinen glänzte. Der Singverein vertrat dabei seine äußerst schwierige Aufgabe mit voller Meisterschaft. [... Wessely mit Brahms, kurz zu den anderen Werken ...] Der Löwenantheil aber gehörte, wie schon bemerkt, unserem Bruckner und diesmal war der stürmische Beifall, den der greise Meister fand, ein allgemeiner.      Alpha." (***)


und im Wiener Tagblatt Nr. 352 auf S. 1f, signiert »R. Hr.«:
"          Konzerte.
[... über andere Konzerte, dann über das Gesellschaftskonzert ...] - Den Schluß der Aufführung machte das Bruckner'sche Tedeum, das geschlossenste der uns bekannten Werke dieses Komponisten, ein echt katholisches Prunkstück von ungeheurer Schallkraft; erfüllt von Arbuesschem [sic! gemeint: ambrosianischem??] Feuereifer, strömt es dahin wie eine fanatische und fanatisirende Predigt, bewegt sich mit Virtuosität auf dem Gebiete des Hochpathetischen, wohl auch des Gewaltsamen und macht durch einen gewissen kühnen Zug eine fast elementare Wirkung. Die Wiedergabe des Werkes durch den Singverein und das Gesellschafts=Orchester war eine höchst effektvolle. - Herr Schittenhelm von der Hofoper sang mit Erfolg das Tenor=Solo. Zum Schlusse wurde - wie immer - Herr Dr. Bruckner hervorgejubelt. [... weitere Konzerte ... Signatur:]     R. Hr." (°).

Heuberger [von Brahms dazu angeregt] bittet Bruckner, für die Internationale Ausstellung für Musik- und Theaterwesen Wien 1892 eine Hymne oder Kantate [= 150. Psalm] zu komponieren (°°).
Dem Schreiben liegt als Alternativtext eine Abschrift des 98. Psalms "Singet dem Herrn ein neues Lied" bei (°°°).

Die Neue Zeitschrift für Musik Nr. 51 verzeichnet auf S. 557 das Konzert vom 3.12.1891:
"     *—* In Amsterdam hat der unter Leitung des Herrn H. Viotta stehende Gesangverein "Excelsior" am 3. d. Mts. Berlioz' Romeo= und Julie=Symphonie und das Te deum von Anton Bruckner mit glänzendem Erfolge zur Aufführung gebracht." (#).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189112235, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189112235
letzte Änderung: Mai 14, 2024, 8:08