zurück 1.5.1892, Sonntag ID: 189205015

Besprechung des Konzertes [vom 23.4.1892] mit drei Sätzen der f-moll-Messe durch Paumgartner (signiert »dr. h. p.«) in der Wiener Zeitung Nr. 101 auf S. 6:
"             Musik.
          (Rückblick.)
     Ungewöhnlich lange, tief in den grünenden Frühling hinein, hart bis an die Grenze des 1. Mai hat sich heuer die Concertsaison in Länge gezogen. [S. 3 - 6: über philharmonische Konzerte, Gesellschaftskonzerte, Renaissance-Abende und andere Konzerte ... Wagner-Verein (Lob für Frl. Standthartner und Theodor Reichmann) ...]
[...] – Aus diesem Wagner=Vereinsabend ist noch ganz besonders die Aufführung dreier Fragmente (Sanctus, Benedictus und Agnus) aus der im Jahre 1868 componirten F-moll-Messe von Anton Bruckner hervorzuheben. Diese Meßsätze sind die herrlichsten Verklärungen, zu denen kirchliche Musik sich emporzuheben vermag. Romantischer Hauch umweht dieses schöne Werk; in edlem klaren Fluß zieht dasselbe an dem im Innersten bewegten Zuhörer vorüber. Mit dem Namen "Bruckner" wollen wir versöhnend diese Zeilen schließen. Möge der gerechte Tadel, den wir in denselben den philharmonischen und Gesellschaftsconcerten gegenüber ausgesprochen haben, segenbringend wirken und zur Besserung anregen.
                                          dr. h. p." (*).

Kritik zum Konzert vom 28.4.1892 (mit den Mittelsätzen des Quintetts) im Linzer Volksblatt Nr. 100 auf S. 3, signiert "M. S." [Bericht wohl am 29.4.1892 geschrieben]:
"               Wiener Quartett Rosé.
     Das Wiener Quartett Rosé ist gestern, wenn wir uns recht erinnern, zum drittenmale vor unser Publicum getreten. Das Quartett besteht aus den Herren Arnold Rosé, August Siebert, Sigmund Bachrich, Reinhold Hummer, denen sich zur Aufführung der beiden Quintette Herr Franz Jelinek zugesellt hat; sämmtliche Herren sind Mitglieder des k. und k. Hofopern=Orchesters. [... konkurrenzlos ...] – Die Herren spielten drei Nummern, nämlich zwei Sätze (Adagio und Scherzo) aus dem Quintett von Anton Bruckner, [... Schumann, Beethoven ...] Viele neuere Künstler haben es versucht, Beethoven nachzuahmen, keiner hat ihn erreicht, niemand bis jetzt übertroffen. Wenn nun Bruckner neben Beethoven und Schumann trotzdem ehrenvoll seinen Platz behauptet, und einen vollen Erfolg erzielt, so ist das ein glänzendes Zeugnis für Bruckners Genie. Die beiden Sätze Adagio und Scherzo aus dem Quintett enthalten viel des Schönen, insbesondere ist das so zart und schön ausklingende Adagio von mächtiger Wirkung. Das ungemein schwierige Scherzo wirkt nicht so unmittelbar und lässt eher eine gewisse Einheitlichkeit vermissen. Bruckner wandelt eben neue uns ungewohnte Wege und gebraucht Formen, die uns noch fremd sind. Seit der ersten Aufführung des Quintettes von Seite des Quartettes Hellmesberger haben wir nun auch eine Symphonie Bruckners gehört und wir stehen nicht an, den Symphoniker Bruckner dem Kammermusiker Bruckner vorzuziehen. In der Symphonie ist ja ein weiter Spielraum für Bruckners gewaltige Schaffenskraft, während in der Kammermusik die Grenzen enge gezogen sind.
     Das Quartett Rosé spielte Bruckners Quintett meisterhaft. Reichster Beifall folgte der Aufführung jeder einzelnen Nummer. Das Concert war gut besucht.   M. S. (Wegen Raummangel verspätet. D  E.)" (**).

Die Musikalische Rundschau Nr. 12 kündigt auf S. 100 das »Album der Wiener Meister« an, das u.a. Bruckners »Vexilla regis« enthält : "Internationale Musik- und Theater-Ausstellung in Wien 1892.
Eines der kostbarsten Schaustücke der Ausstellung und zugleich das einzig unzweifelhaft echte Document griechischer Kunst wird der Papyrus Rainer sein.
     [... über Manuskripte, Notenschriften, Notendrucke ...].
     Das von der Ausstellungs-Commission herausgegebene Album der Wiener Meister wird nachfolgende Compositionen enthalten:
Brahms:"Es rauschet das Wasser". (Duett für Alt und Bariton.)
Bruckner: "Vexilla regis", für gemischten Chor (arangirt [sic] für Harmonium). (Neuestes Opus.)
Brühl:[sic] "Nacht" [... weitere elf Komponisten ...]" (***).

Die Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung XIX Nr. 13 bespricht auf S. 118 das Konzert vom 23.4.1892 (mit Teilen der f-Moll-Messe), signiert "O. v. K." [Otto von Kapff]:
"               Concerte.
[...]
     Mit besonderem Glanze schloß der Wagner=Verein am 23. April seine musikalische Wintercampagne; [... über Theodor Reichmann als Sachs und Frl. Standhartner als Evchen ...]. Der Chor zeigte sich aufs vortheilhafteste in dem Liede "An Frau Minne" von Liszt [...], dem fünfstimmigen Madrigal "O süßer Tod" von Palestrina , die [sic!] drei letzten Sätze aus der F-moll=Messe von Bruckner, die ja schon mehr als ein halbes Dutzend Jahre in der Hofkapelle nicht aufgeführt wurde, und den Schlußchor aus den Meistersingern. Als Solisten [...] und Herr Schalk, der diesmal nicht nur Dirigent war, sondern auch Beethoven's Sonate op. 52 mit schöner Klarheit am Clavier interpretirte.
     O. v. K." (°).

Ida Buhz verläßt auf Bruckners Wunsch ihre Arbeitsstätte im Berliner Hotel »Kaiserhof« (°°).

Inserate in der Neuen Freien Presse Nr. 9944 auf S. 13 machen auf die Erstdrucke von "Vexilla regis" und "Vaterländisches Weinlied" aufmerksam:
"     Internationale Musik- und Theater-Ausstellung.
In einigen Tagen erscheint in meinem Verlag das vielfach besprochene und allgemein mit Spannung erwartete:
     Album der Wiener Meister.
     Officielle Veranstaltung der Ausstellungs-Commission.

Das gesammte Erträgniss wird an die humanitären Anstalten Wiens abgeführt.
               Inhalts-Verzeichniss:
Brahms, Johannes: "Es rauschet das Wasser," für Gesang.
Bruckner, Anton: "Vexilla Regis."
Brüll, Ignaz: "Gute Nacht," Lied.
[...].
Durch die hochherzige Betheiligung der berühmtesten Wiener Componisten mit durchgehends ausgezeichneten Werken ist es gelungen, mit dem Wiener Meister=Album ein Unternehmen zu schaffen, welches in solcher Vereinigung und in solcher Qualität als "einzig dastehend" bezeichnet werden muß.
Die herrliche Ausstattung des Albums (welches auch die Porträts der Meister bringt) ist durchgehends von Künstlerhand.
Erinnerung an die Musik- und Theater-Ausstellung! Passendes Festgeschenk! Zierde jedes Büchertisches!
Preis des Meister-Albums fl. 1.80 netto.

     Für Zusendung per Post 10 kr. mehr
Bestellungen erbitte schon jetzt an nachfolgende Adresse:
          Musikalien=Verlag
Josef Weinberger,
          Wien, Kohlmarkt 8
.

[unmittelbar darunter anschließend:]
27 Compositionen 2 fl. 50 kr.
Zur Feier der Internationalen Ausstellung für Musik- und Theaterwesen in Wien
         
ist soeben erschienen:
Wiener Componisten-Album
     mit Beiträgen von
Bayer, Jos. – Brahms, Johannes. – Brandl, J. – Brucker, J. Dr. [sic] – Brüll, Ig. – [ ...]
     Zu haben in allen Musikalien=Handlungen.
Verlag: Emil Berté & Cie.,
     Wien, I., Kärntnerring 6.
" (°°°).

Ankündigung des Mai-Festivals [mit dem "Te deum" am 26.5.1892] in der Pittsburgh Dispatch (Pennsylvania) auf S. 11 in der 8. Spalte:
"         CINCINNATI'S MAY FESTIVAL.
[...].
     CINCINNATI, April 30.–Cincinnati's tenth biennal May festival of music is appointed to begin May 24 and to close May 28. [... Vorverkauf ...]. The leading works to be produced are [... Chorwerke ...], with much of Beethoven, Wagner, Gluck, Weber, Mozart, Becker, Bruckner and other composers [...].
     The artists are Edward Lloyd, the famous English tenor; Andreas Dippel, a German tenor; George Ellsworth Holmes, tenor, of Chicago; Madame Meilke [sic], New York; Miss Corinne Moore-Lawson, Cincinnati; Miss Devere, New York; sopranos; Mme. Marie Ritter-Goetz, New York; Miss Ida Girth, Cincinnati, contraltos; William Ludwig, New York, and Albert F. Maish, Cincinnati, bassos; Arthur Mees, New York, organist. The orchestral music is by Theodore Thomas' orchestra, and Mr. Thomas is the musical director." (#).

 


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189205015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189205015
letzte Änderung: Mai 14, 2024, 8:08