zurück 1.10.1892, Samstag ID: 189210015

Datierung im 1. Satz der 9. Symphonie im Bogen Nr. 17 (in der Reprise bei Takt 398) (*).

Brief Bruckners an Anna Rogl:
     Sendet wie versprochen sein Bild [IKO 36c (**a)], bittet um das ihrige. Am 5.10.1892 nachmittags werde er mit dem Zug in Amstetten sein. Ob er sie dann später einmal besuchen solle? (**).

Der Fortsetzungsartikel »Internationale Ausstellung für Musik- und Theaterwesen« in der Deutschen Kunst- und Musik-Zeitung XIX Nr. 28 erwähnt auf S. 254f die von Tilgner geschaffenen Büsten: Brahms, Bruckner, Goldmark und Hanslick: "     Die bunteste Gruppe ist selbstverständlich die, die uns die lebenden Tonkünstler vorführt. Hier ist fast alles vertreten, was in unserer musikalischen Welt nur irgendwie einen Namen hat; da sehen wir wohl Autographe und Bilder von den herrlichsten Künstlern unserer Zeit, deren Namen wirklich durch die ganze gebildete Welt gehen, aber daneben auch von vielen, namentlich Wiener Localgrößen und von solchen, die wenigstens das gerne wären. Brahms wird uns in der Büste von Tilgner, im Pastellbild von Michalek (beide Kunstwerke sind aus der vorjährigen Ausstellung im Künstlerhause bekannt) und in einem aus dem historischen Museum der Stadt Wien stammenden Oelgemälde vorgeführt, welches ihn in jüngeren Jahren darstellt. Seine Schriftzüge sehen wir in den Handschriften des Deutschen Requiem, der sapphischen Ode, des Mädchenliedes. Andere Pastellbilder von Michalek zeigen uns Rubinstein, Goldmark, Bülow, Joachim und Dworak; andere Büsten von Tilgner: Goldmark und Bruckner. Ein sehr hübsches Aquarell zeigt Rubinstein als Knaben. Director Jahn ist in einem Oelgemälde von Cihlarz, Gustav Walter in einem solchen von Antoine, Stockhausen in einer Büste von Toberenz, Joachim in einer solchen von Donndorf, Hans Richter in einem Gemälde von einem unbekannten Meister dargestellt.  Gounod, Verdi, Saint-Saëns, Tschaikovsky und viele andere sind mit Autographen vertreten. [...]" (***).

Von der Büste berichtet auch ein Ausstellungsbericht im Grazer Volksblatt Nr. 224 auf S. 1f:
" Internationale Ausstellung für Musik- und Theaterwesen in Wien.
             (Original=Bericht von Anton Seydler.)
                                     VI.
                        (Schlussbericht.)*
[Fußnote mit Hinweis auf die vorher erschienenen Nummern]
     Kehren wir wieder in die Rotunde zurück; hier im Westtransept betreten wir den kostbarsten Theil, gewissermaßen das musikalische Allerheiligste des Ausstellungs=Tempels. [... Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Bach, Händel, Gluck ... Romantiker ...]
     Auch den lebenden großen Tonmeisteren wurde eine eigene, mehrere gesonderte Räume umfassende Ausstellung eingeräumt. Wir finden hier Brahms und Goldmark in wohlgetroffenen Bildern und unseren herrlichen Altmeister Bruckner in einer schönen, überlebensgroßen Büste. Einer Scheußlichkeit sei hier Erwähnung gethan, die uns mit gerechtem Abscheu und Ekel erfüllte: ein gewisser Hermann Lewy, Kapellmeister irgendwo in Deutschland, hängt hier portraitirt als – Christuskopf auf dem Schweißtuche der Magdalena, ganz im Stile des bekannten Christus von Gabriel Marx. Und eine derartige Gotteslästerung ließ ein Comité zu, an dessen Spitze eine christliche Fürstin als Ehrenpräsidentin steht.
     [... Russland, Polen, Frankreich, Italien ... in der gewerblichen Abteilung Klaviere und Orgeln (von Brauner - mit Janko-Klaviatur - und Matthäus Mauracher - Mitteilung der technischen Ausrüstung und der Disposition) ... kein Bericht über Konzerte und Theater (war nur 5 Tage in Wien, "Donaunixe" nicht besucht) ... zwiespältiges Gesamturteil ... Innenräume (mit erhabenem Inhalt) oft leer, Publikum konzentriert sich im Park (lärmend, gedankenlos. ordinär) ...]
     Man hat vor allem den Cardinalfehler begangen und das Ganze falsch benannt; man hätte ihm nicht den vielversprechenden Namen "Ausstellung für Musik= und Theaterwesen" geben, sondern einen das ganze Unternehmen scharf und schlagend bezeichnenden und noch dazu classischen, musikalischen, an Richard Wagner erinnernden Titel beilegen sollen, den Titel: "Das Judenthum in der Musik". " (°).

Die Internationale Musik- und Instrumenten-Zeitung meldet in der »Novitätenschau« auf S. 7, daß bei F. E. C. Leuckart vier Chöre op. 173 von Josef Rheinberger erschienen sind, deren erstem August Silbersteins »Germanenzug« zugrundeliege.
"[...] Nr. 1 dieser Serie: "Germanenzug", Text von August Silberstein, ist eine wohlgelungene Composition, nicht schwer zu bewältigen und bei entsprechender Aufführung sehr dankbar. Freilich darf man beim Anhören dieses Chores nicht an den titanenhaften Bruckner'schen Chor gleichen Namens denken! Es ist überhaupt ein kühnes Unterfangen sich nach Bruckner nochmals an die Vertonung dieses Textes zu wagen." [... über vier weitere Novitäten ...]     Eduard Kremser." (°°).

Schreiben der Boden-Credit-Anstalt an Bruckner:
     Im Auftrag von Carl Almeroth teilt sie mit, dass "seitens verschiedener Persönlichkeiten" 1100.- fl. in bar auf Bruckners Konto eingezahlt wurden. Unterzeichnet von Dery [?] und [unleserlich] (°°°).

"Die Lyra" Nr. 1 (420) erwähnt Bruckner auf S. 9 (9):
"     Deutscher Sängerbund in österr. Schlesien.
     Der von Seite der Bundesleitung der "Lyra" kürzlich zugekomme Bericht über das Bundesjahr 1891/92, in trefflicher Weise verfaßt und zusammengestellt vom Vorstande Dr. V. Pretzlik in Troppau, gibt abermals ein Uebersichtsbild erfreulichen Weiterstrebens und Gedeihens des Bundes, unter bewährter, umsichtiger und einsichtsvoller Leitung. [... Statistik, Organisation ... im Repertoire wenig Wiederholungen; Engelsberg, Koschat, Kremser, Abt und Weinzierl am häufigsten aufgeführt ...] Der Bundesbericht mahnt nun:
     "Diese Zusammenstellung ist wohl geeignet, den im allgemeinen guten Geschmack der Bundesvereine dazuthun. Immerhin aber muß betont werden, daß hervorragende und ausgezeichnete Tondichter, vor allem Schubert, ferner aber auch Bruckner, Storch, Spohr, Marschner, Lachner, Jüngst, Herbeck, Abt, Otto, Zöllner u. s. w. verhältnismäßig selten die Vortragsordnungen unserer Vereine schmücken, während mancher nichtssagende und seichte Chor eines in der Männergesangs=Literatur gar nicht bewährten Tonsetzers in denselben Aufnahme findet. [... kleinere Vereine sollten leichtere Stücke, auch Volkslieder pflegen ... zunehmend auch mehr Kirchengesang und Erweiterung um Damenchöre ...]".
                          (Fortsetzung folgt.)"
[der 2. Teil (15.10.1892) trägt ebenfalls keine Signatur] (#).

Ankündigung einer Bruckner-Symphonie [vgl. 4.10.1892 (7. Symphonie)] in "Het vaderland" Nr. 232 ('s-Gravenhage) auf S. 2:
"              KUNST- en LETTERNIEUWS.
[...]
     Het bestuur der Maatschappij »Caeci!ia” heeft aan de leden dier Maatschappij een lijst gezonden van oude en nieuwe instrumentale werken, die voor de uitvoering van het seizoen 1892/93 in aanmerking zouden kunnen komen. De lijst bevat niet minder dan 18 Symphonieën en 26 Ouvertures, Symphonische Dichtungen enz. van Haydn, Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Weber, Spohr, Schumann, Brahms, Berlioz, Saint-Saëns, Raff, Volkmann, Bruckner, Niels Gade, Cherubini, Spontini, Schubert en Wagner. De leden hebben i vrijheid drie Symphonieën en zes Ouvertures eaz. op te geven. De programma’s der twee eerstvolgende concerten zullen worden samengesteld uit die werken, waarvoor zich de meeste stemmen verklaard hebben." (##).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189210015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189210015
letzte Änderung: Dez 15, 2023, 14:14