zurück 18.12.1892, Sonntag (1. Advent) ID: 189212185

Hinweis auf das heutige Konzert im Deutschen Volksblatt Nr. 1423 auf S. 8:
"                         Concerte.
     Sonntag, den 18. December: Halb 1 Uhr Nachmittags Concert der Philharmoniker, Bruckner's achte Symphonie. [...]" (*).

Artikel von Robert Hirschfeld (signiert »r. h.«) in »Die Presse« Nr. 350, Local-Anzeiger S. 17f:
»                    Concert-Führer.
(IV. Philharmonisches Concert am Sonntag den 18. December 1892).
                  Anton Bruckner.
Achte Symphonie (C-moll), gewidmet Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef I.
     Es ist die jüngste Symphonie des Meisters; so ausgedehnt, daß die Philharmoniker ihr im Concerte auch nicht eine Ouverture voranstellen. . . .  Eine erschöpfernde Analyse des Riesenwerkes kann an dieser Stelle nicht gegeben werden, die Vorführung der Hauptgedanken aber wird den Concertbesuchern die Aufnahme der complicirten Schöpfung erleichtern und den Lesern, welche dem Concerte nicht beiwohnen, wenigstens eine Vorstellung von dem Gedanken=Inhalt des Werkes ermöglichen.
             I. Satz. Allegro moderato.
     [... Vorstellung aller wichtigen Themen aller vier Sätze mit Notenbeispielen (kleine Ungenauigkeiten im Trio-Beispiel und Hauptthema des Finales) ... zum Schluss alle Themen gleichzeitig ...] Dieser contrapunktische Cyclopenbau ist an das Ende des colossischen Satzes gestellt.
     Die Partitur der Symphonie, von Karl Haslinger in Wien verlegt und auch in einer Einrichtung für Clavier zu vier Händen erschienen, zeigt die nachfolgende Besetzung: Streichquartett, Bässe, drei Flöten, drei Oboen, drei Clarinetten, drei Fagotte, vier Hörner, Tenor=Tuba, Baß=Tuba, drei Trompeten, Alt=, Tenor= und Baß=Posaune, Contrabaß=Tuba, Harfe, Pauken und Schlagwerk.                    r. h.«  (**).

4. Philharmonisches Konzert unter Hans Richter mit der Uraufführung von Bruckners 8. Symphonie als einziger Programmnummer (***). [Zu Partitur und Stimmenmaterial siehe "Archiv"].
Josef Schalk hatte den Programmtext verfaßt (°).
Im Finale wird der in der Partitur angegebene vide-Strich realisiert (°a).
     Aus dem Jahresbericht des Wagner-Vereins:
"Für Meister Bruckner war aber damit [9.7.1892] die Reihe der Triumphe nicht abgeschlossen. Sie wurde es für dieses Jahr erst durch die That vom 8. [sic] December 1892, durch die erste Aufführung der VIII. Symphonie (C-moll) im IV. philharmonischen Concerte. Mit diesem, Sr. Maj. Kaiser Franz Josef I. gewidmeten Werke hat der Meister den grössten Sieg seine Lebens nach aussen hin errungen: er hat das Publicum der philharmonischen Concerte gewonnen und damit den Widerstand der Wiener Kritik überwunden. Wir huldigten dem grossen Künstler durch Ueberreichung eines Lorbeerkranzes." (°b).
     Dieses Konzert besuchen u.a. Josef Kluger (°°a), Brahms (°°b), Johann Strauß (°°c), Josef Gruber, Siegfried Wagner, Kronprinzessin Stephanie und Erzherzogin Maria Theresia (°°d), Hugo Wolf (°°e), Mathilde Helm, die Hugo Wolfs Reaktion miterlebt (°°f), Amand Loidol (°°g), Chamberlain und Schönaich (°°h) und die Kritiker Kauders, Puchstein, Heuberger, Kalbeck, Königstein, Horn, Frey, Bricht, Helm, Hanslick, Hirschfeld, Speidel, Mandyczewski (°°i), Graf (°°j), Stolzing (°°k), Wartenegg (°°l) und Stiglbauer (°°m).
   Kaiser Franz Joseph ist nicht anwesend; einer der drei Lorbeerkränze ist von ihm gestiftet (°°n).

Hanslick geht vor dem Finale. Bruckner schenkt nach dem Konzert Richter 48 Krapfen (°°o).

Ziemlich sicher hat auch Theodor Billroth dieses Konzert miterlebt [siehe auch die Anmerkung] (°°p).

Auch Josef Stransky soll die 8. Symphonie bei der ersten Aufführung gehört haben [siehe die Anmerkung] (°°q).

Nachfeier (mit Josef Gruber, Josef und Franz Schalk, Löwe u.a.) im Hotel »Elisabeth« (°°°).

Brief Chamberlains an Cosima Wagner:
    Er sei mit Siegfried Wagner und Schönaich bei der Uraufführung von Bruckners 8. Symphonie gewesen (#).

Artikel Theodor Helms »Bruckner's achte Symphonie« [Vorbesprechung oder - in einer Abendausgabe? - Kritik?] in der Deutschen Zeitung auf S. 2 (##).

Inserat im »Vaterland« Nr. 350 auf S. 16 (Beilage, S. 8):
»Musikalische Weihnachtsgabe ersten Ranges!
ANTON BRUCKNER,
               Messe in D.
Clavier-Auszug mit Text . . . . . . . fl. 3.–.
       Verlag von Joh. Gross in Innsbruck.
               Vorräthig bei
TH. RÄTTIG, Musikalienhandlung, WIEN,
           I. Wallnerstrasse 1.« (###).

Die Allgemeine Zeitung München Nr. 351 bringt auf S. 1f einen »Wiener Musikbrief« von Richard Heuberger, in dem auch die Aufführung des 150. Psalms [am 13.11.1892] erwähnt wird:
"Wiener Musikbrief.
     * Das ist im Theater häßlich eingerichtet, daß neben den Premièren gleich die Dernièren steh'n! [... über Schütt und seine abgesetzte Oper, Sänger, Virtuosen, Smetanas Quartett etc. ...]
     Mit vielfachem Kopfschütteln wurde im ersten Concert der Gesellschaft der Musikfreunde ein neuer Psalm (der 150.) von Bruckner aufgenommen, eine pompös anhebende und dann ziemlich kläglich verlaufende Composition, welche - zur Eröffnung der Musik=Ausstellung beim Componisten bestellt, aber nicht rechtzeitig vollendet - gar manche Aehnlichkeit mit dem großen Wiener Unternehmen des verwichenen Sommers hat. Man wollte in dem lärmenden Anfange, der äußerst fadenscheinig ausgefallenen Mittelgruppe und dem mit allen Kunstmitteln hinausgezogenen Schluß des Stückes allerleit Beziehungen entdecken. . . .   Auch das, von Freunden des Autors nur nothdürftig gedeckte Deficit an Erfolg wurde als Analogon aufgefaßt. . . .
Richard Heuberger." (a).

Der Alpen-Bote Nr. 101 berichtet auf S. 5 von der Audienz [am 12.12.1892]:
"Verschiedenes. Steyr, 17.12.
(Professor Bruckner beim Kaiser.) Der Componist Professor Dr. Anton Bruckner und Vice-Hofkapellmeister Dr. Hans Richter wurden am 12. s. M. [recte l. M. oder d. M.?] vom Kaiser in Audienz empfangen. Der Monarch nahm die Einladung zu der morgen im vierten philharmonischen Concerte zur ersten Aufführung gelangenden Symphonie Nr. 8 von Bruckner (dem Kaiser Franz Josef I. gewidmet) in huldvollster Weise entgegen und versprach für den Fall, als es die Zeit zuläßt, sein Erscheinen. - Bruckner hat bekanntlich diese Symphonie in Steyr vollendet." (b).

Besprechung des Konzerts vom 22.11.1892 in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 51 auf S. 7f, signiert "J. St." [Josef Stolzing]:
"                       Concerte.
     Concert Jäger=Reiter
am 19. December 1892, Abends halb 8 Uhr, im Redouten=Saale in Linz. [...]
     Die internen Musikabende des Wiener akademischen Richard Wagner=Vereines gehören zu den wenigen Oasen in der Wüste und Oede der sonstigen Wiener Concerte, die dem Freunde wirklicher Kunst doppelt erquickend sein müssen. Auch die letzte Aufführung am 22. v. M. zeichnete sich durch eine reichhaltige und ihrem Inhalte nach vortreffliche Vortragsordnung aus. [...]
     Herr Professor Schalk, unter dessen Leitung der Vereinschor so Vorzügliches leistet, spielte auf dem Claviere den ersten Satz aus Bruckner's achter Symphonie in c-moll. Orchesterwerke der neueren deutschen Meister gelangen durch das Clavier nur zu äußerst unvollkommener Wirkung, selbst nicht durch einen Künstler, wie Herrn Schalk, dessen orchestrales Spiel wir schon oft bewundert haben.
[...]
     Mit dem Schlußchor der Engel aus dem Oratorium "Christus am Oelberge, wurde der interne Musikabend beendet.              J. St." (c).
[Auf S. 7 ein stark deutschnational gefärbter Aufruf namentlich genannter Förderer, das Konzert Josef Reiters in Wien am 12.1.1893 zu besuchen.] (c).

In einer Werbung der Musikalienhandlung Gutmann in der Neuen Freien Presse Nr. 10173 auf S. 7 wird u.a. auf Druckausgaben Brucknerscher Werke hingewiesen:
"     Weihnachts-Nova. (Bericht der k. u. k. Hof=Musikalien=Handlg. Alb. J. Gutmann, Wien, Hofopernh.) Bach, Beethoven, Brahms, Bruckner, Chopin, [...] Weber, Werke in allen existirenden Editionen." (d).
Auf S. 15 das Inserat mit dem Hinweis auf den Erstdruck des "Vexilla regis":
"          Musikalisches Prachtgeschenk!
                  Preis 90 Kreuzer netto.
Wiener Meister-Album,
enthaltend durchgehends hervorragende Compositionen der berühmtesten Meister, als: Brahms, Bruckner, Brüll, [...] Zellner, Ziehrer.
    Theils für Clavier, theils für Gesang, zumeist Novitäten.
71 Seiten stark. Künstlerische Ausstattung, mit den Porträts sämmtlicher Meister! Prachtdruck auf besonderem Papier!
Provinz=Aufträge werden gegen Zusendung von fl. 1 per Exemplar franco effectuirt.
Verlag von Jos. Weinberger, Wien, Kohlmarkt 8,
             Mezzanin, sowie durch alle Handlungen." (e).

Das "Algemeen Handelsblad" Nr. 19972 (Amsterdam) berichtet auf S. 1, signiert "K.", vom Konzert [am 11.12.1892] mit dem "Ave Maria" [vermutlich WAB 6]:
"                  Muziekkroniek.
         Averkamp's a capella-koor.
[...]
     Dat hebben wij Zondag in de koepelkerk kunnen ervaren, toen de heer Averkamp voor de vierde uitvoering van gewijde muziek door „het klein koor a capella" naast werken van Sweelinck, Willaert, Clemens non papa, en Palestrina, een psalm van Mendelssohn, „"Ruf zu Maria" en een motet van Brahms en een Ave Maria van Brückner op het programma had gebracht.
     Over de wijze van uitvoering mag ik gelukkig kort zijn. Zij was zeer schoon, er werd met innigheid, toewijding en zuiverheid gezongen. De verhouding der stemmen onderling was over 't algemeen hoogst gelukkig; alleen klonken de tenoren tegenover de sopranen mij soms iets to forsch. Mocht ik nog een opmerking maken, dan zou het deze zijn, dat de dirigent het slotaccoord to veel laat wegsterven. Het geeft wel een mooi effect als de klanken zachtkens in de ruimte wegsmelten, doch op den duur vindt de hoorder daarin iets gezochts.
     Wat de innerlijke waarde van het programma aangaat, Averkamp had een wonderschoonen bloementuil samengegaard, waarvan do glans en de technische volmaaktheid der moderne bloemekens voor mij echter niet opwoog tegen den zachten gloed vol ware innigheid, die de werken dar ouderen siert. [...] Het schoonste van de Zondag uitgevoerde werken van tijdgenooten vond ik Brückner's deemoedig Ave Maria. Van de ouderen was het glanspunt Sweelinck's psalm 150. Dit achtstemmige werk, de laatste uitgave der Vereeniging voor Muziekgeschiedenis, is een waar kunstwerk, is een juweeltje in zijn soort.
     [... Beethoven-Konzert, Oper ...]        K." (f).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189212185, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189212185
letzte Änderung: Mai 14, 2024, 8:08