zurück 5.4.1893, Mittwoch ID: 189304055

Im Bericht der Linzer Zeitung auf S. 404 über die Aufführung der d-Moll-Messe am 2.4.1893 in Steyr wird auch das Hamburger Konzert am Karfreitag [31.3.1893] erwähnt: 
„    Linzer und Kronlands=Nachrichten.
               
Linz, 4. April.
[…]
      * (Aufführung der D=Messe Bruckners in Steyr.) Aus Steyr wird uns geschrieben: Schon vor Wochen hat Doctor Bruckner zugesagt, daß er gerne bereit sei, einer Aufführung der von ihm componirten Messe in D in Steyr beizuwohnen, und so hatte die Stadt Steyr am Ostersonntag wieder das Vergnügen, den berühmten Tonkünstler als Gast in ihren Mauern zu sehen. Der Regenschori Herr Bayer hat sich alle erdenkliche Mühe gegeben, das Werk seinem Chor, welches [sic] verstärkt war, verständnisvoll einzuüben, und so bekamen die zahlreichen Zuhörer, welche die Stadtpfarrkirche am Ostersonntag bis auf das letzte Plätzchen füllten, einen musikalischen Genuß, welcher äußerst selten in Steyr geboten wird. Ueebr das Werk selbst ein Urtheil zu fällen überlassen wir berufeneren Federn und geben nur den allgemeinen Eindruck wieder. Derselbe das überwältigend, die in Musik übersetzten Ideen so ergreifend gegeben, daß selbst ein musikalisches Ohr beim erstmaligen Anhören die Schönheiten der Einzelheiten nicht zu erfassen vermag und nur das allgemeine Urtheil sich bildet: Es ist herrlich. Den ergreifendsten Theil der ganzen Messe bildet wohl das Credo, welches sich zu einem Bekenntnis des Glaubens gestaltet, würdevoll, hinreißend. Erwähnenswert ist noch, daß der greise Meister seinen lieben Steyrern den Genuß bereitete, persönlich die Präludien auf der Orgel vorzutragen. Allen Mitwirkenden aber gebürt der wohlverdiente Dank, ihr Scherflein beigetragen zu haben zu Ehren des Allmächtigen und zur Erbauung der Andächtigen. – Aus Hamburg gelangte an einen Freund der „Deutschen Zeitung“ nachstehendes Telegramm über die Erstaufführung der Messe in D von Anton Bruckner, welche am Charfreitag im Hamburger Stadttheater stattfand: „Glänzende Aufführung, durchschlagender Erfolg, andauernder Beifall.“ “. (*)
 
Das Linzer Volksblatt Nr. 77 berichtet auf S. 4 von der Kirchenmusik an 30.3.1893, 31.3.1893 (mit der Aufführung des "Vexilla regis" und 1.4.1893:
"     Vom Traunsee, 4. April. (Charwoche und Ostern in Stift St. Florian.) Wie alljährlich wurden auch heuer vom Stiftschore classische, den liturgischen Anforderungen vollkommen entsprechende Musikwerke zur Aufführung gebracht, und zwar folgende: Bei den Metten Responsorien von Croce, Viadana, Ferrario, Handl, Haydn, Mitterer: Lamentationen theils Choral, theils vier= und fünfstimmig Solo und Chor von Witt; Miserere von Traumühler [sic] Allegri une [sic] Witt, letzteres für vier Männerstimmen. Am Gründonnerstag beim Hochamte Introitis [sic] sechsstimmig von Habert, eine vorzügliche Arbeit unseres heimischen Meisters. Kyrie und Gloria aus der Franciscus=Messe, das übrige aus der Messe Septen [sic] dol. B. M. V. von Witt, Graduale vierstimmig von Asola, Offertorium vierstimmig von Seiberl, O salutaris von Palestrina, Pange lingua von Bai. Charfreitag: Improperien von Palestrina, Vexilla reges [sic] von Bruckner zur Grablegung Ecce quomodo [WAB 265] und Tenebrae [WAB 268] vierstimmig mit Begleitung von drei Posaunen von Bmmann [Aumann]. Charsamstag vormittags: Preismesse von Stehle, Landate [sic] Dominum und Magnificat von Ett. Zur Auferstehung: [... bis Ostermontag ... es gab also "altclassische" und cäcilianische Kompositionen], ohne daß dabei die modernen Meister vernachlässigt werden; dies dürfte wohl der richtige Weg sein. Daß sämmtliche Werke in mustergiltiger Weise zum Vortrage gebracht wurden, versteht sich bei der bekannten Trefflichkeit des Stiftschores von selbst. [... man kann] mit vollem Rechte sagen, daß die heilige Woche und das Osterfest an manchem Dome nicht in so erhebender Weise gefeiert werden, wie im altberühmten Chorherrenstifte St. Florian.         St." (**).
 
Die Linzer Tages-Post Nr. 77 beschränkt sich auf S. 4 auf die Kirchenmusik in Steyr:
"     (Kirchenmusik.) Aus Steyr, 3. d. M., wird uns geschrieben: Am Ostersonntage gelangte in der hiesigen Stadtpfarrkirche unter der Leitung des Regenschori Herrn Franz Bayer Dr. Anton Bruckners D-dur-Messe zur Aufführung, wozu Meister Bruckner persönlich erschienen war und die Orgel spielte. 63 Musiker wirkten mit und die Gesammtaufführung hatte ein edles Gepräge und zeigte [sic] bestens von dem Eifer des Dirigenten und sämmtlicher mitwirkenden Kunstfreunde. Die Kirche war gedrängt voll von Andächtigen, welche der herrlichen Composition gespannteste Aufmerksamkeit entgegenbrachten." (***).
 
Aufführung des Quintetts und Vortrag Chamberlains beim Vereinsabend des Neuen Richard-Wagner-Vereins geplant [tatsächlich am 12.5.1893] (°).
 
 


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189304055, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189304055
letzte Änderung: Feb 25, 2024, 15:15