zurück 5.11.1893, Sonntag ID: 189311055

Der »Guide musical« berichtet von dem Konzert unter Levi in Berlin mit der 3. Symphonie [16.10.1893] (*).

Fragebogen der Deutschen Zeitung, aktuelle Arbeitsvorhaben betreffend, von Josef Schalk ausgefüllt, von Bruckner unterschrieben:
»Woran arbeiten Sie gegenwärtig? Neunte Symphonie
Wann gedenken Sie dieses Werk zu vollenden ... ganz unbestimmbar
Wien, 5. November 1893
Dr ABruckner« (**).

Im Feuilleton »Vierzig Jahre der Philharmonischen Gesellschaft 1853 - 1893« von Emerich Mészáros im Pester Lloyd Nr. 265 auf S. 5-7 ist auf S. 7 auch Bruckner erwähnt:
          "Feuilleton.
Vierzig Jahre der Philharmonischen Gesellschaft.
          1853 - 1893.

      Im Kulturleben jeder Nation bildet die Musik unstreitig einen Hauptfaktor. [... kompletter Text bei www.anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=pel&datum=18931105&seite=5 [- 7] ... Stichwörter: über die Geschichte und die Tätigkeit der Gesellschaft, über mitwirkende Solisten und Dirigenten, speziell Franz Erkel, Hans Richter, zuletzt ausführlich, mit statistischen Angaben, über Alexander Erkel ...]
     Zur Aufführung gelangten 560 Werke von 91 Komponisten. [... vaterländische Komponisten ...] Unter den fremden Komponisten finden wir die glanzvollsten Namen aller Länder und Stylgattungen vertreten, wie Beethoven, Wagner, Bach, [...] Weingartner, Reinhold, Bruckner, Händel, Kleinecke, Kiel, [... über die Zukunftsaussichten und die schlechte finanzielle Ausstattung der Gesellschaft ... Glückwünsche ...] Der Gründer und ersten Pioniere der "philharmonischen Gesellschaft" sei aber nochmals anerkennend gedacht.
          Professor Emerich Méßáros." (***).

Artikel der Steyrer Zeitung Nr. 89 auf S. 3 über Bruckner u. a. über seine Antrittsrede an der Universität [am 23.10.1893 oder 30.10.1893??]:
"                      Localnachrichten.
                                 
Steyr, 4. November 1893.
[...]
     Dr. Anton Bruckner, unser berühmter Landsmann, dessen letzte große Composition "Helgoland" derzeit in Berlin [sic] sehr begeisterte Aufnahme fand, war in der jüngsten Zeit wieder bettlägerig in Wien, leidend an Athemnoth und nach Aussage seines Arztes, Professor v. Schrötter, an einer Art Wassersucht. Trotzdem konnte der greise Componist es nicht über's Herz bringen, seine für den letzten Montag angekündigte Antrittsvorlesung an der Universität zu verschieben. Die "D. Ztg." berichtet diesbezüglich aus Wien am 31. Ovtober:     Dr. Bruckner erschien gestern, von lebhaften Prosit=Rufen empfangen, im Hörsaale. Sichtlich gerührt dankte er und sagte: "Wenn ich mich unter Ihnen, meine Herren Studenten, sehe, dann ist mir wieder wohl. Erst nach langem Zureden hat Professor Schrötter zu meiner Haushälterin gesagt: "Kathi, heut' lassen wir ihn gehen, zu Haus hält er's ja doch nicht aus."" Was den Gegenstand unseres Hierseins, die Harmonielehre, anlangt, was gibt es Schöneres als dieses Wort, besonders in unserer Zeit, wo es leider so vielfach an Harmonie fehlt?! Ich hoffe, dass ich Sie, falls meine Gesundheit es halbwegs zuläßt, in die Geheimnisse der Tonkunst einführen und vielleicht den Einen oder Anderen zum Musiker oder wenigstens zum Musikkenner machen werde. Sollte Ihnen mal ein Gedanke kommen, den Sie der Ausführung werth erachten, dann führen Sie ihn aus, selbst wenn er gegen die Regeln der Scholastiker verstoßen sollte. Man sperrt Sie drum nicht ein, man verreißt Sie höchstens, das ist mir auch geschehen und geschieht mir heute noch. Uebrigens was mich betrifft, so ist mir das Componieren jetzt ärztlicherseits verboten. An Jene aber, welche vielleicht dereinst als gestrenge Kritiker zu Gerichte sitzen werden, an die stelle ich die Bitte, uns arme Componisten nicht ungerecht zu hart abzuurtheilen. Mir haben die zahllosen bösen Kritiken moralisch nicht geschadet, aber manches junge Talent machen sie kopfscheu, und es sucht in Folge dessen anders zu componiren, als es denkt und fühlt. Aber das ist grundfalsch. Sie müssen Dem Ausdruck geben, was ein Gott Ihnen eingegeben hat, und nicht Dem, was engherzige Gesetze vorschreiben. Was nicht vom Herzen kommt, geht nicht zu Herzen." -– Stürmische Prosit!=Rufe folgten diesen warmen Worten." (°).

(1. Gesellschaftskonzert unter Gericke mit Mendelssohns »Paulus« (°°)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189311055, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189311055
letzte Änderung: Okt 30, 2024, 7:07