zurück 7.1.1894, Sonntag ID: 189401075

Die Vossische Zeitung kündigt das morgige Konzert und das Wohltätigkeitskonzert vom 11.1.1894 (in Anwesenheit der Kaiserin) an; Inserat (7. Beilage, S. 9) mit morgigem Programm (*).

Besprechung der 7. Symphonie durch O. E. [Otto Eichberg?] im Berliner Börsen-Courier, 1. Beilage:
"[...] Der Ouvertüre folgte die siebente Sinfonie von {{Anton Bruckner}} (E-dur), die hier nur ein Mal vor Jahren, in einem von Professor Klindworth geleiteten Konzert, zur Aufführung kam und für die Sinfonie-Abende im Opernhause neu war. Es ist damals an dieser Stelle von dem Unterzeichneten über das Werk, das zu den schönsten des Wiener Meisters gehört, ausführlich berichtet worden, und es ist deshalb im Wesentlichen nur festzustellen, daß die Sinfonie gestern in den prächtigen Farben, die ihr die königliche Kapelle lieh, einen wo möglich noch bedeutsameren Eindruck machte, als früher. Die Schwäche dieses Komponisten, die nicht verhehlt werden soll, besteht öfter in nicht genügend organischer Zusammenfassung der verschiedenen Themen und Motive, – und sie macht sich bei der E-dur-Symphonie besonders im letzten Satze geltend, der nur aus diesem Grunde an Wert gegen die drei ersten zurücksteht; aber dieser Fehler wird reichlich aufgehoben durch die, man kann sagen berauschend schönen Themen, durch das alle Sätze durchglühende, heiße und heilige Feuer und durch die wundervoll klingende Instrumentation. Wer hat nach Beethoven noch Sinfonien geschrieben mit so herrlichen Themen, wie das erste des ersten, oder die beiden des zweiten Satzes, oder auch wie die des Scherzos? Brahms, dessen stilreine Meisterschaft sich vor allem in der {{Arbeit}} bewährt, gewiß nicht. Und auch sonst Niemand. Freilich, auch das ist auch ein Fehler Bruckners, daß er häufig vor lauter schönen Einfällen gar kein Ende finden kann, wie z. B. beim Adagio, dessen prächtiger Hymnus am Ende des Satzes sich so kolossal aufbaut, daß seine Höhe und Breite schier ins Unmeßbare wächst, und dem dann doch noch eine lange Koda folgt, die ungeachtet aller hübschen Sachen, die in ihr stecken, doch nur abschwächend wirken kann. Trotz allem aber ist dieser zweite Satz, und ebensosehr der dritte, das Scherzo, von geradezu elementarer Gewalt und Größe. Die Aufnahme des Werkes durch das Publikum war eine im Ganzen sehr freundliche, wenn auch keineswegs eine der Bedeutung der Komposition angemessene,  – was ja bekanntlich fast niemals vorkommt. Der anwesende Komponist wurde nach dem Scherzo und am Schlusse gerufen, und dankte  Mal von seiner Loge, das andere Mal vom Podium aus.“ (**).

Bruckner und Wolf bei der Hauptprobe zum morgigen Konzert [Te deum], auch E. O. Nodnagel ist anwesend (***).

Mittagseinladung bei Muck (°).

[?] Bruckner verlobt sich mit Ida Buhz (°°).

Bruckner, Hugo Wolf und Prinz Karadjordjevic im »Fliegenden Holländer« (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189401075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189401075
letzte Änderung: Mai 08, 2024, 7:07