zurück 8.1.1894, Montag ID: 189401085

Kritik der 7. Symphonie (signiert »-n.«) in der Vossischen Zeitung, Abendausgabe, S. 3: Am 6.1. wurde [wegen Muck?] vereinzelt gezischt (*).

Um 8 Uhr 2. Konzert des Philharmonischen Chors unter Siegfried Ochs in der Philharmonie mit Werken von J. S. Bach (Toccata d-Moll), d'Albert (»Der Mensch und das Leben«), Hugo Wolf (aus »Fest auf Solhaug«, »Anakreons Grab«, »Elfenlied« und »Der Feuerreiter«), V. Martin (Canon aus »La cosa rara«, Terzett), Cherubini (Terzett aus »Blanche de Provence«) und Bruckner (»Te deum«). Solisten des Abends: Jeanette de Jong, Anna Corver (bei Hugo Wolf), Marie Snyders, Georg Ritter, Bruno Lurgenstein und (Orgel) Heinrich Reimann (**).
Das 24seitige Programmheft bringt zu Wolf und Bruckner biographische Angaben und erläutert die Werke mit Notenbeispielen. Die Hauptthemen des Te deum werden in acht Notenbeispielen vorgestellt. Der Text weist auch auf die harmonische Kühnheit des Aeterna fac hin und macht thematische Entwicklungsprozesse deutlich (**a).
Bruckner wird von Ida Buhz begleitet (***). Auch Sternfeld (°), Bollé-Hellmund (°°) und Bülow [?] (#) im Konzert. Anschließend Nachfeier bei Ochs (ohne Ida) (##).

[Vormittags?] Brief von Hugo Wolf an Melanie Köchert: Nodnagel habe ihn soeben »mit einem Dutzend seiner Lieder massacrirt«. ... »Die Aufführung der Brucknerschen Symphonie No. 7 war eine Meisterleistung Mucks. Die ersten zwei Sätze fielen ziemlich ab. Erst nach dem Scherzo u. Finale wurde Bruckner gerufen u. erschien denn zum Schluß auch am Podium. Bruckner ist ganz glücklich über seinen Erfolg. Wir waren gestern bei Muck zu Mittag geladen - schlechter Fraß, aber gute Unterhaltung. Abends gingen wir, Bruckner, der Fürst u. ich in den Fliegenden Holländer: dem fünfzigsten Jahrestag der ersten Holländeraufführung. Muck besorgte die Sitze. Die Aufführung war ausgezeichnet, die Dekorationen aber großartig, unvergleichlich schöner u. wirkungsvoller als in Wien. Heute Abend findet das Conzert statt. [...] Bei der gestrigen Probe [...] war ich so deprimirt, daß ich Berlin stehenden Fußes verlassen wollte. Bruckner u. Muck hatten die größte Mühe, mich zu beschwichtigen u. mich zu veranlassen, den Conzertsaal wieder zu betreten. [...]« (a).

(Am frühen Abend) Brief von Hugo Wolf an Melanie Köchert:
     In einer Stunde beginne das Konzert. »Abends nach dem Conzert ist große Gesellschaft bei Ochs. Bruckner u. der Fürst [Karageorgevich] sind natürlich auch dabei.« (b).

Bruckner wird im Deutschen Volksblatt Nr. 1801 auf S. 5 in der Kritik des Konzerts in der Hofoper [Wien oder - 7. Symphonie am 6.1.1894 - Berlin?] erwähnt (c).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189401085, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189401085
letzte Änderung: Mai 03, 2024, 9:09