zurück März 1894 ID: 189403005

Die Deutsche Rundschau 79 (1894) bringt auf S. 124 - 131 ein Feuilleton von Carl Krebs »Aus dem Berliner Musikleben.«, in dem auf S. 126 das »Te deum« [8.1.1894] und zwei Symphonien [3. Symphonie am 16.10.1893? 7. Symphonie am 6.1.1894?] erwähnt werden.
"                 Aus dem Berliner Musikleben.
                              
    Berlin, März 1894.
     Das öffentliche Berliner Musikleben ist während des letzten Winters so in die Breite gegangen, daß eine noch weitere Ausdehnung schon deshalb kaum möglich scheint, weil die zur Verfügung stehenden Concertsäle so gut wie jeden Abend besetzt sind. [... über Solistenkonzerte ... Seite 126: Tod Hans von Bülows ... Konkurrenz zwischen den philharmonischen Konzerten und den Abonnementskonzerten der Königlichen Kapelle unter Weingartner ...].
     Merkwürdig berühren sich die beiden Concertunternehmungen darin, daß sie je eine Sinfonie von Anton Bruckner aufgeführt haben. Dazu wiederholte der Ochs'sche Gesangverein noch das Te Deum, das früher schon gelegentlich der Tonkünstlerversammlung hier gehört worden war. Es hat also fast den Anschein, als ob der greise Wiener Stürmer und Dränger ein wenig in die Mode käme. Aber um mehr als Modelaune wird es sich auch hier nicht handeln. Bruckner kann wohl augenblicklich interessiren, aber schwerlich auf die Dauer anziehen. Bei allem Feuer und bei allem Schwung der Phantasie fehlt ihm doch die Fähigkeit, ein Stück organisch zu bilden und eine Stimmungseinheit festzuhalten. Ein Ländler=Scherzo schreibt er ohne Stocken, er singt auch eine herzrührende Melodie breit heraus, und dann auf einmal wieder erhebt er ein ganz wildes Getöse ohne Grund und ohne Ziel, und schüttelt ohne Unterscheidung Perlen und farbige Glasstücke bunt ducheinander. Wo ein Text ihn fest im Zügel hält, da läuft die Sache besser ab, da kann er nicht so leicht der musikalischen Logik aus dem Wege gehen. So ist auch das "Te Deum" ein Werk von großem Zug und von eindringlicher, wenn schon etwas pathetischer Beredtsamkeit. Der Ochs'sche Verein brachte mit Bruckner's "Te deum" zugleich mehrere Werke für Solostimmen und für Chor mit Orchester von Hugo Wolf zur Aufführung. [...].     Die königliche Oper war bei der Wahl ihrer Neuheiten im Allgemeinen wenig vom Glück begünstigt. [... Seite 131:]   Carl Krebs." (*).
 
 
[vermutlich irrige Datierung!]
Der auf März 1894 datierte Brief von Franz Schalk an Josef Schalk betrifft vermutlich nicht die Planung der 5. Symphonie [am 9.4.1894 in Graz], sondern die Aufführung der 4. Symphonie am 1.2.1891. Mutmaßliche Datierung "vor dem 20.1.1891" (**).
 
März-Heft der Österreichischen Musik- und Theaterzeitung siehe "nach dem 29.3.1894".


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189403005, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189403005
letzte Änderung: Jul 02, 2023, 12:12