zurück 7.9.1894, Freitag ID: 189409075

Brief von Ottokar von Chiari (Wien) an Bruckner:
    Verspätete Geburtstagsglückwünsche (*).

Brief von Bernhard Deubler (Altmünster) an Bruckner:
    Gratuliert, um den Festesrummel nicht zu stören, mit Verspätung zum Geburtstag (**).

Datierung von Bruckners Dankadresse, die am 11.9.1894 erschien (***).

Berichte über die Geburtstagsfeier am 4.9.1894 (mit Aufzählung der Gratulationen) erscheinen

im Deutschen Volksblatt Nr. 2041 auf S. 4:
"    * [Anton Bruckner's siebzigster Geburtstag.] Ueber die Feier des siebzigsten Geburtstages Anton Bruckner's in Steyr wird berichtet: Bruckner, welcher seit längerer Zeit leidend ist und seine Wohnung im idyllisch gelegenen Stadtpfarrhof nicht verlassen darf, erhielt zahllose Glückwunschschreiben, Adressen und Telegramme. Von Ovationen, wie Serenaden etc. mußte abgesehen werden auf Anrathen der Aerzte, die den greisen Tondichter behandeln. Am Montag traf das prächtige Diplom hier ein, womit die Ehrenbürgerschaft der Landeshauptstadt Linz für Bruckner beurkundet wurde. Der "Schubertbund" in Wien hatte Bruckner anläßlich seines Festes telegraphisch beglückwünscht und zum Ehrenmitgliede ernannt. Telegramme oder Glückwunschschreiben sendeten ferner: Obersthofmarschall Graf Szecsen, die Gräfinnen Therese und Marie Szecsen, Landgraf Vincenz Fürstenberg, Graf Josef Lamberg, Gräfin O'Hegerty und Prinzessin Lobkowitz, Fürsterzbischof Cardinal Gruscha, Abt Kostersitz von Klosterneuburg, Landeshauptmann Abt Achleuthner, Hof=Musikverleger Gutmann, Professor Rudolf Weinwurm, Hans Richter, Lorenz Sechter, Bürgermeister Dr. Raimund Grübl im Namen der Stadt Wien, Hans P. v. Wolzogen (Bayreuth), G. Adler (Prag), Hofcapellmeister Eder (Wien), Hofcaplan Doctor K. Schnabl. Ferner gratulirten die Stadtvertretungen Wels und Steyr. Von Vereinen seien noch erwähnt: Der Wiener Männergesangverein "Arion" (Wien), die Männergesangvereine von Troppau, Linz, Steyr, Gmunden, die Philharmoniker, der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Weiter gratulirten turnerische und studentische Vereinigungen in Wien und die Wagner=Vereine." (°),

(fehlerhaft) im Neuigkeits-Weltblatt Nr. 205 auf S. 5 (die Rubrik ist datiert "6. September"):
"     Meister Anton Bruckner hat gestern in Steyr seinen 70. Geburtstag gefeiert, aus welchem Anlasse die dortigen Musikfreunde den ausgezeichneten Komponisten durch ein Ständchen und Beglückwunsch=Deputation ehrten. Auch von auswärts langten viele Gratulationen ein. Das Befinden des greisen Meisters ist ein zufriedenstellendes." (°°),

in der Reichspost Nr. 206 auf S. 7:
"    – Dr. Anton Bruckner feierte am Dienstag, wie uns aus Steyr geschrieben wird, dort seinen siebzigsten Geburtstag in stiller Zurückgezogenheit. Unter den Beglückwünschenden (durch Telegramme) befanden sich Cardinal Gruscha, der Landeshauptmann von Oberösterreich, Abt Achleuthner, Hofcapellmeister Hans Richter, Bürgermeister Dr. Grübl=Wien, Prälat Ubald Kostersitz=Klosterneuburg und viele Gesang= und Musikvereine aus Oesterreich und dem Deutschen Reiche. Die Landeshauptstadt Linz übersandte das Ehrenbürgerdiplom." (°°°)

und im Welser Anzeiger Nr. 36 auf S. 3:
"             Oertliches.
                                   
Wels, 6. September.
[...]
     Dr. Anton Bruckner. Der berühmte Componist Dr. Anton Bruckner feierte am 4. ds. Mts. in Steyr seinen 70. Geburtstag und gingen demselben von allen Seiten Glückwünsche zu. Herr Bügermeister Dr. Schauer beglückwünschte Dr. Bruckner auf telegraphischem Wege. " (#).

Telegramm von Herzmansky (Salzburg, war auf einer Bergtour) mit Geburtstagsglückwünschen (##).

Das Grazer Tagblatt Nr. 246 schreibt auf S. 2 des Abendblatts über die Wiener Kritik und bringt Beispiele aus Kritiken Hanslicks und Kalbecks zur 7. Symphonie (30.3.1886 bzw. 3.4.1886):
"     (Nochmals Anton Bruckner.) Es ist kennzeichnend für das Verhältnis unserer modernen "maßgebenden" Kritik zu unseren großen deutschen Künstlern, dass Ehrentage, welche den letzteren ihr doch früher oder später zur Besinnung kommendes Volk bereitet, in der Regel von einer gründlichen Beschämung der ersteren begleitet sind. Nun – diese macht sich wenig daraus. Die Hydrahäupter wachsen ihr immer wieder nach. Auf das unerschütterliche Vertrauen des Lesepublicums kann sie ja rechnen: dieses bewährt die Erfahrung, dass man sich den Genuss eines Reizmittels um so schwerer abgewöhnt, je giftiger es ist. Kritik und Publicum leider also nicht darunter; der Leidende ist nur der Künstler. Nur! Wird dies sein Leiden aufgewogen durch den aufleuchtenden Glanz eines Ehrentages? Nicht durch Feste geehrt will der Künstler werden, sondern verstanden. Mit seinem Verständnisse sieht es aber schlecht aus, wenn der Geist, welcher den Tag beherrscht, die Commentare zu seinem Schaffen liefert. [... Hanslick ... über die 7. Symphonie] äußerte sich derselbe am 30. März 1886: "Das Publicum zeigte sich [... Text vom 30.3.1886 ("symphonische Riesenschlange", Publikumsflucht, dennoch stürmische Hervorrufe ...] "Bruckner ist der neueste Abgott der Wagnerianer."  (Aha!)  Max Kalbeck, der damalige Kritiker der "Presse", schrieb [... 3.4.1886 ...]: "Hosianna! Ein neuer Dichter ist erstanden, ein Lyriker von Gottes Gnaden, ein Originalgenie [...]" u. s. f. mit Grazie. Der Schluss des Feuilletons Kalbeks lautet: "Welche Verwirrung dieses mehr als problematische Werk, das nur von der Gnade seiner großen Vorgänger lebt, in sonst ganz nüchternen Köpfen anstiften sollte, geht unter anderem daraus hervor, das der Musikverleger, Herr Albert Gutmann, das höchst ungünstige Votum des berühmten Kritikers Eduard Hanslik für eine Empfehlung seines neuesten Geschäftsartikels angesehen und einer Anzeige desselben als Reclame beigefügt hat." Bravo Gutmann!" [keine Signatur] (###).

Die Linzer Tagespost Nr. 205 berichtet ausführlich auf S. 3f über das am 11.7.1894 beschlossene Ehrenbürgerdiplom:
"     (Dr. Anton Bruckner.) Der Name Bruckner, welcher dermalen die ganze musikalische Welt in Athem hält, wird in dieser Woche im In= und Auslande mit so viel Ehren genannt, dass nicht nur der vielgenannte und berühmte Meister mit Stolz und Genugthuung auf die Geburtstagswoche zurückblicken, sondern ganz Oberösterreich freudigsten Antheil hieran nehmen kann, da doch Bruckner ein Sohn des Landes Oberösterreich ist. Es war daher nur eine Ehrenschuld, welche die Landeshauptstadt Linz kürzlich abgetragen hat, als sie Dr. Anton Bruckner unter ihre Ehrenbürger aufnahm. Das Diplom, welches von Professor Leitner der Staatshandwerkerschule in Linz in künstlerisch vollendeter Weise ausgeführt wurde, hat folgenden Wortlaut: "Wir bekunden hiemit, dass der Gemeinderath der Landeshauptstadt Linz a. D. mit Beschluss vom 11. Juli 1894 dem wohlgeborenen Herrn Anton Bruckner, Doctor der Philosophie, Ritter des Franz Josef=Ordens, Hoforganist, Lector an der Universität Wien, emer. Professor des Wiener Conservatoriums, Ehrenmitglied vieler Vereine etc., in Anbetracht der hohen Verdienste, welche er sich durch die Composition seiner Meisterwerke um die Tonkunst erworben hat, in Anbetracht des Ruhmes, den er als Componist und Orgelvirtuose an den größten europäischen Musikstätten seinem Namen errungen hat und von dem ein Abglanz auch auf seine Heimat Oberösterreich, insbesondere auf die Landeshauptstadt Linz als Stätte seines langjährigen künstlerischen Wirkens, zufällt, das Ehrenbürgerrecht der Landeshauptstadt Linz a. D. verliehen hat." Folgt Datum und Unterschriften. Gefertigt sind der Bürgermeister Franz Poche und die Gemeinderäthe Franz Schober und Dr. Rudolf Prohaska." (a).

Der bereits am 5.9.1894 in London veröffentlichte Artikel erscheint auch (gekürzt) in The Leeds Mercury Nr. 17605 (West Yorkshire, England) auf S. 2 in der 7. Spalte:
"     Dr. Anton Bruckner, the musical composer and organist, celebrated the orther day his seventieth birthday. Owing to the state of his health he spent the day quietly at the parsonage of Steyr. He was, however, able to receive one or two deputations, and at night he was serenaded by a number of the Musical Societies of Vienna [sic]. Dr. Bruckner won the first place in several competitions as an organist; but in 1865 he commenced to write symphonies, of which he has produced eight, and is now engaged upon the ninth." (b).

Telegramm von Bruckner an Joh. Bap. Breselmayr in St. Florian [fettgedruckt: gestempelt oder gedruckt]:
"Hochwürden Herrn | Stiftsdechant | Bresselmayr | St. Florian | Von Steyr | Freudigen Dank Ihnen | und dem ganzen | Hochwürdigen Kapitel | Doctor | Anton Bruckner." (c).

"Het vaderland" Nr. 211 ('s-Gravenhage) schreibt auf S. 3 über den 4.9.1894 und erwähnt die Arbeit an der 9. Symphonie:
"    Aan Anton Bruckner, die den 4n zijn 70n verjaardag vierde, werden te Steyr, waar hij elk jaar den zomer doorbrengt, allerlei ovaties gebracht: serenade, gelukwensching door een deputatie van den Raad, met den burgemeester aan het hoofd, enz. Talrijk waren de telegrammen en brieven den jarige toegezonden.
     Bruckner is thans bezig aan een 9e Symphonie." (d).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189409075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189409075
letzte Änderung: Mär 09, 2024, 14:14