zurück 8.9.1894, Samstag ID: 189409085

Artikel »Bruckner in Linz« [von Theodor Altwirth? Vgl. 5.3.1894 und 5.7.1894] in der Linzer Tages-Post Nr. 206 auf S. 1f:
"                    Bruckner in Linz.*)
[Fußnote: "*) Diese Skizze, welche Bruckners Wirksamkeit in Linz schildert und gewiss wesentliches Interesse beansprucht, war dem Gesuche an den Gemeinderath der Landeshauptstadt Linz beigegeben, in welchem der Musikverein, die Liedertafel "Frohsinn" und der "Sängerbund" die Ernennung Bruckners zum Ehrenbürger anregten."]
     Bruckners erster längererAufenthalt in Linz fällt in das Jahr 1840. In diesem Jahre besuchte der damals 16jährige Bruckner den Präparandencurs in Linz und absolvirte denselben mit vorzüglichem Erfolge.
     [... erwähnt werden in chronologischer Reihenfolge: (Dürrnberger), St. Florian, Orgelprobe Linz 1855, 8.12.1855, Sechter-Studien bis 1861, "Frohsinn" (Sängerfest Nürnberg, Herbeck), bis 1863 bei Otto Kitzler, 1862 [sic!] "Germanenzug", 20.11.1864 d-Moll-Messe, 1864 [sic] "Tristan", Kontakt mit Richard Wagner, Konzert 4.4.1868, 14.4.1866 1. Symphonie fertig, UA 1868, EA Wien 1891 (Zitat Theodor Helm), 29.9.1869 UA e-Moll-Messe, Helm über f-Moll-Messe, (Bad Kreuzen), 1868 nach Wien, 1868 [sic] Nancy und Paris, die Urlaube immer wieder in Oberösterreich, OÖs Einfluss auf die Musik (Scherzi! Zitat Helm Dezember 1890), Bruckners Worte zum" Programm" der 4. Symphonie, Konzert 15.4.1886 (Bruckners Dankesworte), "Te deum" in Linz, 1891 Ehrendoktorat, Festcommers ...]

     Großartig und gewaltig aber war der Augenblick, als der Rector sich erhob und, nachdem er die veredelnde Wirkung der Musik, welche er höher als die Wissenschaft stelle, betonte, Bruckner zurief: "Ich, der Rector der Universität Wien, beuge mich vor dem ehemaligen Schulgehilfen von Windhaag." [keine Signatur] (*).
 
Die Tages-Post erwähnt auf Seite 4 weitere Geburtstagsgratulanten (die Rubrik ist datiert "7. September): "     (Dr. Anton Bruckner.) Man meldet uns aus Steyr unterm Heutigen: Zu den Gratulanten kamen noch nachträglich Reichsraths=Abgeordneter Dr. Vielguth (Linz), sowie der Schriftsteller und Dichter Dr. August Silberstein (Budapest), der eine Karte mit poetischer Widmung sandte. Unter den Blumenspenden verdient die vom Musikschriftsteller Dr. Theodor Helm ("Deutsche Zeitung" in Wien) gespendete Lyra aus Edelweiß und der Riesenlorbeerkranz der Verlagsbuchhandlung Eberle in Wien Erwähnung." (**).

Die Steyrer Zeitung Nr. 74 bringt auf S. 4 eine gedruckte Dankadresse Bruckners (datiert 6.9.1894) (***).

Der Alpen-Bote Nr. 72 meldet auf S. 2, daß Bruckner zum Ehrenmitglied der Steyrer Liedertafel ernannt werden soll:
"     (Steyrer Liedertafel.) Noch [sic] vorangegangener vielseitiger Vereinsthätiglkeit gönnte die "Steyrer Liedertafel" ihren Mitgliedern mehrere Wochen Ferien, während welchen das Vereinsleben vollständig ruhte. Diese Ferien sind nun zu Ende und der Verein eröffnet das neue Vereinsjahr mit einer außerordentlichen Generalversammlung, welche nächsten Mittwoch den 12. d. Mts. im Casino stattfindet, und bei welcher der allgemeinen Verehrung und Liebe Ausdruck gegeben werden soll, welche der gefeierte Componist und Tondichter Herr Professor Dr. Anton Bruckner bei den Mitgliedern der "Steyrer Liedertafel" genießt. Es wird daher seitens des Ausschusses der Antrag gestellt werden, Herrn Professor Dr. Anton Bruckner zum Ehrenmitgliede der "Steyrer Liedertafel" zu ernennen, welcher Antrag in den Kreisen der ausübenden Mitglieder bereits begeisterte Zustimmung findet. [... Probentermine etc.   ]." (°).

Die Linzer Zeitung kündigt auf S.1006 an, daß die 7. Symphonie in der Reihe der Frankfurter Museumskonzerte aufgeführt werden wird [tatsächlich erst am 18.12.1895]:
„    Linzer und Kronlands=Nachrichten.
                                 
Linz, 7. September.
[…]
     * (Anton Bruckners Symphonien in Frankfurt am Main.) Von den Symphonien Dr. Anton Bruckners wurde in Frankfurt a. M. bisher nur die D-moll-Symphonie, und zwar vor etwa sechs Jahren zur Aufführung gebracht. Nunmehr hat, wie die „Frankfurter Zeitung“ meldet, die musikalische Leitung der Frankfurter Museumsconcerte für den kommenden Winter die Aufführung der Bruckner’schen Symphonie in E-dur in Aussicht genommen, ein Werk, fügt das genannte Blatt bei, das namentlich an der Stätte der ständigen künstlerischen Wirksamkeit des Meisters dessen Ruhm befestigte und auch der seinem Schaffen feindlichen Kritik Achtung abnöthigte.“ (°°).

Das Linzer Volksblatt Nr. 206 berichtet vom 4.9.1894 und teilt (bereits bekannte, aber auch neue) Glückwunschschreiben und Telegramme mit:
"Dr. Anton Bruckners 70. Geburtsfest.
    
Die "Steyrer Zeitung" schreibt unter dem 6. d.: Infolge ärztlicher Anordnung mussten mit Rücksicht auf die etwas leidende Gesundheit des Herrn Professors Dr. Bruckner leider die geplanten äußeren Festlichkeiten sämmtlich unterbleiben und wurde der vorgestrige Tag, an welchem der berühmte heimische Tondichter im hiesigen Stadtpfarrhofe sein 70. Lebensjahr vollendete, in aller Stille gefeiert. Herr Dr. Bruckner ersuchte den hochw. Herrn Stadtpfarrer, daß er für ihn die hl. Messe lesen wolle, welcher er beiwohnen möchte, da, wie er tiefbewegt versicherte, das Gebet des Priesters am Altare für ihn eine der trostreichsten Gratulationen sei. – Vom Gemeinderathe unserer Stadt [... Glückwünsche, auch von "Kränzchen", "Liedertafel" und "Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr", Linz (Ehrenbürger-Diplom) ...] In sehr großer Zahl liefen Glückwunsch=Telegramme (mehr als 70) und =Briefe (gegen 200) ein. Speciell seien hier erwähnt: Telegramme von Pl. Tit.: Landeshauptmann Abt Achleuthner; Graf Josef Lamberg; Gräfin O'Hegerty und Prinzessin Lobkowitz; [... Grübl, Wels (Bgm. Dr. Schauer), Hans Richter, Philharmoniker, WMGV, Klosterneuburg, Guido Adler, Julius Epstein, MGV Troppau, "Frohsinn", "Sängerbund" Linz, Leopold Eder, MGV Gmunden, "Germania", "Austria", WAWV] u. s. w. – Weiters telegraphierte der Wiener "Schubertbund" [... Ehrenmitgliedschaft ...].
     Glückwunschbriefe von Pl. Tit: Cardinal Dr. Gruscha, [... Kostersitz, Karl Schnabl, Graf und Gräfinnen Szecsen, Dr. A. v. Eiselsberg (Utrecht), Landgraf Vincenz Fürstenberg, C. Toldt, Rudolf Weinwurm, Josef Schalk, Ferdinand Löwe, Josef Dachs, Wolzogen, Karl Graf (Ried), Abg. Johann Berger (Steyr), Johann B. Breselmayr (St. Florian), Abg. Dr. Vielguth ...] u. s. w. – Die Verlagshandlung Eberle in Wien übersandte mit dem Glückwunschschreiben einen mächtigen Lorbeerkranz. Auch zahlreiche Blumenspenden erhielt Dr. Bruckner, darunter eine in Edelweiß ausgeführte Lyra von Dr. Theodor Helm, Musik=Schriftsteller." (°°°).

Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 247 nimmt auf S. 5f ein Bruckner-Gedicht zum Anlass, Spott über (den Juden) August Silberstein auszugießen:
"    x Der Nachfolger L. A. Frankl's auf dem Gebiete des Ansingens berühmter Persönlichkeiten scheint Herr Dr. August Silberstein werden zu wollen. Der "Geistes"= und Stammesgenosse jenes vielbelachten Grablyrikers hat ganz das Zeug in sich, auch auf dem Gebiete des Anleierns seinen großen Vorgänger zu verdunkeln, von dem die Inschrift auf der Bank eines Spazierweges in einem Kurorte des Salzkammergutes singt:
     "Wand'rer, setze ruhig Dich auf dieses selt'ne Bank'l,
     Denn es trägt noch kein Gedicht von Ludwig August Frankl."
     Herr August Silberstein hat nämlich den kürzlich allgemein gefeierten 70. Geburtstag Meister Bruckner's als die günstigste Gelegenheit erachtet, seinen etwas verblaßten Ruhm durch folgende an den Meister gerichtete Verselein wieder aufzufrischen:
          "Wo Du nicht bist – Herr Organist –
          Du kennst den alten Liederscherz:
          Doch daß Du bist und unser bist
          O Freund und Meister, freut das Herz!
          Und sicher, Du entgehst uns nie –
          Unsterblichkeit – voll Harmonie!"
Ueber den Schwu–ng [sic] des vorstehenden Glückwunsches gestatten wir uns keine Kritik – es hieße bleierne Wasserleitungsröhren auf ihren Goldgehalt untersuchen. Nur zwei Fragen seien uns gestattet: Erstens, mit welchem Rechte Herr Silberstein zu Bruckner sagen kann: "Doch daß du bist und unser bist." Der deutsche Meister, den Herr Silberstein gnädigst zu den "Unsern" zählt, dürfte sich sehr gewundert haben, auf einmal unter "unsere Leut'"gerechnet zu werden. – Und zweitens: Ob Herr Silberstein mit seiner kostbaren Apostrophe "Und sicher, du entgehst uns nie!" Dr. Bruckner oder vielleicht gar die "Unsterblichkeit – voll Harmonie" gemeint hat, von welcher er in edler Bescheidenheit annimmt, daß sie Bruckner und ihm nicht entgehen kann. Wer weiß übrigens, ob sich Herr Silberstein täuscht: Es haben sich bekanntlich schon Leute unsterblich gemacht, die nichts weniger waren, als – Genies. Frankl hieß "August", eine berühmte Künstlergestalt des Zirkus heißt "August" – warum sollte Herr Silberstein, der auch auf den Namen "August" hört, nicht auch eine ähnliche Unsterblichkeit erlangen?" (#).

"Das Vaterland" Nr. 247 bringt auf S. 6 den Text der Steyrer Zeitung [vgl. oben (°°°)]:
"   * [Dr. Anton Bruckner's 70. Geburtsfest.] Die "Steyrer Ztg." meldet: In Folge ärztlicher Anordnung mußten mit Rücksicht auf die etwas leidende Gesundheit des Herrn Professors Dr. Bruckner leider die geplanten äußeren Festlichkeiten sämmtlich unterbleiben und wurde der 4. September, an welchem der berühmte heimische Tondichter im Stadtpfarrhofe zu Steyr sein 70. Lebensjahr vollendete, in aller Stille gefeiert. Herr Dr. Bruckner ersuchte den hochw. Herrn Stadtpfarrer, daß er für ihn die heilige Messe lesen wolle, welcher er beiwohnen möchte, da, wie er tiefbewegt versicherte, das Gebet des Priesters am Altare für ihn eine der trostreichsten Gratulationen sei. Vom Gemeinderathe der Stadt Steyr [... Glückwünsche, auch von "Kränzchen", "Liedertafel" und "Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr", Linz (Ehrenbürger-Diplom) ...] In sehr großer Zahl liefen Glückwunsch=Telegramme (mehr als 70) und =Briefe (gegen 200) ein. Speciell seien erwähnt:
     Telegramme von P. T.: Landeshauptmann Abt Achleuthner; Graf Joseph Lamberg; Gräfin O'Hergerty [sic] und Prinzessin Lobkowic; [... Grübl, Wels (Bgm. Dr. Schauer), Hans Richter, Philharmoniker, WMGV, Stift Klosterneuburg, Guido Adler, "Austria", WAWV] u. s. w. Weiters telegraphirte der Wiener "Schubertbund" [... Ehrenmitgliedschaft ...]. Glückwunschbriefe von P. T.: Cardinal Dr. Gruscha, [... Kostersitz, Carl Schnabl, Graf und Gräfinnen Szecsen, Dr. A. v. Eiselsberg (Utrecht), Landgraf Vincenz Fürstenberg, C. Toldt, Rudolph Weinwurm, Wolzogen, Carl Graf (Ried), Abg. Johann Berger (Steyr), Johann B. Breselmayr (St. Florian), Abg. Dr. Vielguth ...] u. s. w.  Die Verlagshandlung Eberle in Wien übersandte mit dem Glückwunschschreiben einen mächtigen Lorbeerkranz. Auch zahlreiche Blumenspenden erhielt Doctor Bruckner." (##).

Der bereits am 5.9.1894 veröffentlichte Artikel wird von der in London erscheinenden Wochenzeitung The Era Nr. 2920 auf S. 10 in der 4. Spalte leicht verändert übernommen:
"     DR. ANTON BRUCKNER, the musical composer and organist, celebrated on Tuesday his seventieth birthday. Owing to the state of his health he spent the day quietly at the parsonage of Steyr, but received one or two deputations, and at night was serenaded by a number of musical societies. Dr. Bruckner won the first place in several competitions as an organist, but in 1865 he commenced to write symphonies, of which he has produced eight, and is now engaged upon the ninth. His third symphony is the only one [sic] known in England, having been performed in London in 1891." (###).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189409085, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189409085
letzte Änderung: Nov 15, 2023, 13:13