zurück 6.9.1894, Donnerstag ID: 189409065

Artikel »Anton Bruckner's siebzigster Geburtstag« in der Neuen Freien Presse Nr. 10790 (Abendblatt) auf S. 1 (*) mit Aufzählung der Gratulanten (*a) und Erwähnung eines Glückwunschtelegramms von Guido Adler (**):
   " [Anton Bruckner's siebzigster Geburtstag.] Ueber die Feier des siebzigsten Geburtstages Anton Bruckner's in Steyr wird uns von dort berichtet: Bruckner, welcher seit längerer Zeit leidend ist und seine Wohnung im idyllisch gelegenen Stadtpfarrhof nicht verlassen darf, erhielt zahllose Glückwunschschreiben, Adressen und Telegramme. Von Ovationen, wie Serenaden etc., mußte abgesehen werden auf Anrathen der Aerzte, die den greisen Tondichter behandeln. Am Montag traf das prächtige Diplom hier ein, womit die Ehrenbürgerschaft der Landeshauptstadt Linz für Bruckner beurkundet wurde. Der „Schubertbund” in Wien hatte Bruckner anläßlich seines Festes telegraphisch beglückwünscht und zum Ehrenmitgliede ernannt. Telegramme oder Glückwunschschreiben sendeten ferner: Oberst=Hofmarschall Graf Szecsen, die Gräfinnen Therese und Marie Szecsen, Landgraf Vincenz Fürstenberg, Graf Joseph Lamberg, Gräfin O'Hegerty und Prinzessin Lobkowitz, Fürst=Erzbischof Cardinal Gruscha, Abt Kostersitz von Klosterneuburg, Landeshauptmann Abt Achleuthner, Hof=Musikverleger Gutmann, Professor Rudolph Weinwurm, Dr. Hanns Richter, Lorenz Sechter, Bürgermeister Dr. Raimund Grübl im Namen der Stadt Wien, Hanns P. v. Wolzogen (Bayreuth), Dr. Richard Sternfeld (Berlin); die Professoren: Baron Eiselsberg (Utrecht), Hofrath Toldt (Wien), Dachs, Löwe, Schalk (Wien), G. Adler (Prag), Julius Epstein, Hofcapellmeister Eder (Wien), Hofcaplan Dr. K. Schnabl. Ferner gratulirten die Stadtvertretungen Wels und Steyr. Von Vereinen seien noch erwähnt: Der Wiener Männergesang=Verein „Arion” (Wien), die Männergesang=Vereine von Troppau, Linz, Steyr, Gmunden, die Philharmoniker, der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Weiters gratulirten turnerische und studentische Vereinigungen in Wien und die Wagner=Vereine." (*)/(**).

Eine Liste der Telegramme wird auch in der »Presse« Nr. 245 auf S. 3 (Abendblatt) veröffentlicht:
"     [Bruckner's 70. Geburtstag.] Aus Steyr meldet man unterm 4. d.: "Zur heutigen Geburtsfeier Dr. Anton Bruckner's langte eine große Anzahl Glückwunschschreiben und Drahtgrüße ein, bis Mittag allein 38 Telegramme, unter welchen sich solche des Landeshauptmannes (wie bereits gemeldet), des Stiftes Klosterneuburg, Hans Richter's und der Philharmoniker in Wien, des Wiener Männergesang=Vereins, der Stadtgemeinde Wels etc. etc. befinden. [... Schubertbund Ehrenmitglied...] Ferner trafen Beglückwünschungen ein: vom [... Bischof Gruscha, Ubald Kostersitz, Graf Szecsen, Vincenz Landgraf Fürstenberg, MGV in Troppau und Gmunden, Wiener akademischer Gesangverein, Bgm. Grübl (Wien), Graf Josef Lamberg, Gräfin O'Hegerty, Prinzessin Lobkowitz, Wiener akademischer Wagner-Verein, Gutmann, Singverein Wien, Leopold Eder, [Neuer] Richard Wagner-Verein, Rudolf Weinwurm, Wolzogen, Ferdinand Löwe, Richard Sternfeld, MGV "Arion", Gräfinnen Therese Szecsen und Marie Szecsen,] Hofrath Toldt, Oberhofcaplan Dr. Karl Schnabl, Professor Freiherr v. Eiselsberg in Utrecht etc. etc." " (***).

Die Steyrer Zeitung druckt in ihrem Artikel »Dr. Anton Bruckner's 70. Geburtsfest« ein Glückwunschgedicht von August Silberstein ab (°).
Erwähnt werden 70 Telegramme, 200 Briefe und das von der Stadt Linz übersandte Ehrenbürgerdiplom [15.7.1894]:
"                  Localnachrichten.
                                 
Steyr, am 6. September 1894.
    Dr. Anton Bruckner's 70. Geburtsfest. Wie bereits erwähnt, mußten in Folge ärztlicher Anordnung mir Rücksicht auf die etwas leidende Gesundheit des Herrn Professors Dr. Bruckner leider die geplanten äußeren Festlichkeiten sämmtlich unterbleiben und wurde der vorgestrige Tag, an welchem der berühmte heimische Tondichter im hiesigen Stadtpfarrhofe sein 70. Lebensjahr vollendete, in aller Stille gefeiert. Herr Dr. Bruckner ersuchte den hochw. Herrn Stadtpfarrer, daß er für ihn die hl. Messe lesen wolle, welcher er beiwohnen möchte, da, wie er tiefbewegt versicherte, das Gebet des Priesters am Altare für ihn eine der trostreichsten Gratulationen sei. – Vom Gemeinderathe unserer Stadt wurde dem Herrn Jubilar folgerndes Glückwunschschreiben übermittelt:
   "Euer Hochwohlgeboren! Hochverehrter Herr Doctor!
     "Die Bevölkerung der landesfürstlichen Stadt Steyr empfindet lebhafte und aufrichtige Freude darüber, daß Sie, hochverehrter Herr Doctor, seit einer Reihe von Jahren in ihren Mauern sommerlichen Aufenthalt nahmen, um einerseits auszuruhen von den Mühen eines hehren Berufes, andererseits um neue Kraft und Schaffensfreudigkeit zu finden für die wunderbaren Schöpfungen Ihres gottbegnadeten Genius.
    "Ihr 70jähriges Geburtsfest, das Sie auch diesmal innerhalb der Mauern unserer alten Eisenstadt unter lebhaftester Theilnahme der gesammten Bürgerschaft begehen, gibt der Gemeinde=Vertreung der landesfürslichen Stadt Steyr die erwünschte Gelegenheit, ihre hohe Verehrung und unbegrenzte Werthschätzung mit den besten Segenswünschen für Ihr ferneres Wohlergehen zu verbinden. Möge Gott der Allmächtige Ihre Gesundheit festigen und Sie ihrer hohen Sendung als Apostel der die Menschheit veredelnden Kunst bis an die äußersten Grenzen menschlichen Erdenlebens erhalten! Mögen Sie noch recht lange jenes höchste Glück vollster Befriedigung darin finden, dass Ihre hohe Meisterschaft die von den Menschen und widrigen Schicksalen geschaffenen Hindernisse überwand und sich zu jenen seligen Höhen erhob, in denen die echte, wahre Kunst die gesammte Menschheit zur Anerkennung und Bewunderung zwingt.
    "Die Erfüllung dieser Bitten wird der gütige Gott umso früher gewähren, als sie aus den treuen Herzen der gesammten Bevölkerung entsprießen; die Bevölkerung wird für diese Erhörung dem Allmächtigen umso dankbarer sein, als sie hofft, dass Sie, hochverehrter Herr Doctor, unserer Stadt Ihre Zuneigung und unserer Bürgerschaft die bisher bezeigte Anhänglichkeit und Freundlichkeit auch in Hinkunft bewahren werden.
     "Die Gemeinde=Vertretung der landesfürstlichen Stadt Steyr beehrt sich die Versicherung unwandelbarer Liebe und Verehrung auszudrücken, in deren Namen zeichnet als
     Euer Hochwohlgeboren hochachtungsvoll ergebener
Steyr, am 4. September 1894.            Bürgermeister:
                                                        Johann Redl."
     Ebenso wurden dem Herrn Jubilar von den hiesigen Männergesangsvereinen "Kränzchen" und "Liedertafel", und von der "Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr" Glückwunschschreiben übermittelt. Die Stadtgemeinde Linz hatte am Vortage das prächtig ausgeführte (im Schaufenster unserer Vereinsdruckerei zur Besichtigung ausgestellte) Diplom für die Ernennung Dr. Bruckner's zum Ehrenbürger unserer Landeshauptstadt demselben übersendet. In sehr großer Zahl liefen Glückwunsch=Telegramme (mehr als 70) und =Briefe (gegen 200) ein. Speciell seien hier erwähnt [im Original sind alle Personen- und Institutions-Namen gesperrt gedruckt]:
     "Telegramme von P. T. : Landeshauptmann Abt Achleuthner; Graf Josef Lamberg; Gräfin O'Hergerty [recte O'Hegerty] und Prinzesin Lobkowitz; Dr Grübl, Bürgermeister im Namen der Stadt Wien; Stadtgemeinde Wels (Bürgermeister Dr Schauer); Hans Richter, k. k. Hofcapellmeister, und die Philharmoniker in Wien; Wiener Männergesangverein; Stift Klosterneuburg; Guido Adler, Universitätsprofessor, Prag; Julius Epstein, Professor am Conservatorium; Männergesangverein Troppau; Liedertafel "Frohsinn" Linz; "Sängerbund" Linz; Hofpfarrcapellmeister Eder, Wien; Gmundner Männergesangverein; Wiener Burschenschaft "Germania", Studentenverbindung "Austria"; Wiener akadem Wagner Verein, u. s. w. – Weiters telegraphirte der Wiener "Schubertbund", welcher Herrn Bruckner beglückwünscht und ihm zugleich aus Anlaß des 70. Geburtsfestes die Ernennung zum Ehrenmitgliede mittheilt.
     Glückwunsch=Briefe von P. T.: Cardinal Dr Gruscha, Fürsterzbischof von Wien; Ubald Kostersitz Abt von Klosterneuburg; Dr. Karl Schnabl, k. und k. Ober=Hofcaplan und Hof=Ceremoniar in Schönbrunn; Graf Szécsen, Oberst=Hofmarschall Sr. Majestät; Gräfin Therese und Marie Szécsen; Professor A. A. Freiherr v. Eiselsberg in Utrecht; Landgraf Vincenz Fürstenberg; Professor C. Toldt, k k. Hofrath, Wien; Rudolf Weinwurm, Wien; Josef Schalk, Professor am Conservatorium in Wien; F. Löwe, desgleichen; Josef Dachs, desgleichen; Hans Paul v. Wolzogen, Bayreuth; Carl Graf, k. k Bezirkshauptmann, Ried; Landtagsabgeordneter Johann Berger, Steyr; Stiftsdechant Johann B. Breselmayr von St. Florian; Dr. Vielguth, Reichsrathsabgeordneter, Linz, u. s. w. – Die Verlagshandlung Eberle in Wien übersandte mit dem Glückwunschschreiben einen mächtigen Lorbeerkranz. Auch zahlreiche Blumenspenden erhielt Dr. Bruckner, darunter eine in Edelweiß ausgeführte Lyra von Dr. Theodor Helm, Musik=Schriftsteller – Von Dr. August Silberstein erhielt Dr. Bruckner ein Schreiben mit folgenden Versen:
         "Wo Du nicht bist – Herr Organist, –
         Du kennst den alten Liederscherz;
         Doch daß Du bist und unser bist,
         O Freund und Meister, freut das Herz!
         Und sicher, Du entgehst uns nie –
         Unsterblichkeit – voll Harmonie!" " (°a).

Artikel (signiert »Alpha«) im Neuigkeits-Weltblatt Nr. 204 auf S. 25f (1./2. Seite des 7. Bogens):
"[oben] Porträt IKO 33

                           Dr. Anton Bruckner
               (Zu des Meisters 70. Geburtsfeste.)
    
Gestern am 4. September waren es siebzig Jahre, daß der größte lebende Komponist Oesterreichs, Anton Bruckner, als Sohn des Schullehrers von Ansfelden in Oberösterreich geboren wurde. [... Werdegang per aspera ad astra ... biographische Details, den "Christlich-pädagogischen Blättern" [20.8.1894] entnommen (irrig: "Tristan" 1864) ... über die (negative) Rolle der Wiener Kritik und die positive des Wagner-Vereins ... Bruckner-Gemeinde wird größer ... Ehrungen ...]
     Bruckner in seiner Bescheidenheit, in seinem tief religiösen Empfinden, wird allerdings nicht nach Ehren geizen. Ihn darf ja das hehre Bewußtsein erfüllen, Großes, ja Unvergängliches geschaffen zu haben und dabei stets ein treuer Sohn seines Vaterlandes gewesen zu sein, das ihn zu seinen Besten zählen muß. Möge der Allgütige unseren Bruckner noch lange und schaffensfreudig erhalten. Mit diesem Wunsche begleiten wir den Jubeltag des braven Menschen, des treuen Patrioten, des Meisters seiner Kunst und zum Andenken an diesen Tag bieten wir unseren Lesern vorstehend das wohlgetroffene Bildniß Dr. Anton Bruckner's.
                                              Alpha." (°°).

Artikel im Alpen-Boten Nr. 71 auf S. 2f:
"     Dr. Bruckners 70. Geburtsfest.
     Aus bekannten Gründen konnte der gottbegnadete Componist Herr Dr. Anton Bruckner am Dienstag sein 70. Geburtsfest hier nur in aller Stille feiern. Nichtsdestoweniger aber wurde dieser Tag in den weitesten Kreisen beachtet, und man beeilte sich, durch Telegramme, Diplome, Adressen, Briefe und Blumenspenden dem greisen Jubilare zu diesem Tage Glückwünsche und Beweise der Verehrung und Hochachtung darzubringen. Bei 70 Telegramme und über 200 Briefe sind eingelaufen. Landeshauptmann Abt L. Achleuthner war der Erste, der telegraphisch seine Glückwünsche darbrachte. Außerdem sandten Telegramme die Stadtgemeinden Wien und Wels, das Stift Klosterneuburg, der Wiener akademische Wagner=Verein, der Gesangverein Schubertbund, welcher Herrn Dr. Bruckner anlässlich dieses Festes zum Ehrenmitgliede ernannte, der Wiener Männergesangsverein und der Singverein der Gesellschaft der Musikfreune in Wien, die Gesangsvereine von Troppau und Gmunden, der "Frohsinn" und der "Sängerbund" in Linz, die Wiener Burschenschaft "Germania" und die Verbindung "Austria", Hans Richter und die Philharmoniker, Graf Josef Lamberg, Gräfin O'Hegerty, Prinzessin Lobkowitz, Julius Epstein, der pensionierte Bezirkshauptmann Mayfeld und viele andere. Brieflich brachten ihre Wünsche dar Cardinal Fürsterzbischof Gruscha in Wien, Abt Ubald Kostersitz zu Klosterneuburg, k. k. Hof=Oberkaplan Dr. Karl Schnabl, Dechant Breselmeyr von St. Florian und viele andere geistliche Würdenträger. Ueberdies sandten Glückwunschschreiben Graf Szecsen, Obersthofmarschall Sr. Majestät, die Gräfinnen Therese und Maria Szecsen, Landgraf Vincenz Fürstenberg, Hans Paul von Wolzogen in Bayreuth, Professor Dr. A. Freiherr von Eiselsberg in Utrecht, die Professoren des Wiener Conservatoriums Löwe, Dachs und Schalk, Dr. Richard Sternfeld in Berlin, k. k. Hofrath Professor Toldt in Wien, Kapellmeister Franz Schalk in Graz, Reichsrath=Abgeordneter Dr. Vielguth, Chormeister Rudolf Weinwurm in Wien nnd [sic] viele musikalische Vereine dieser Stadt. Der Musikalien=Verleger Eberle in Wien sandte einen Lorbeerkranz.
     Anstatt der geplanten Ovationen, welche die hiesigen musikalischen Vereine dem allverehrten Herrn darbringen wollten, wurden demselben von diesen Adressen überreicht und auch die Stadtgemeinde Steyr hat eine solche an den Jubilar gerichtet. Dieselbe hat folgenden Wortlaut:
"Z. 109/Präs.
            "Vom Gemeinderathe der k. k. lf. Stadt Steyr.
"Euer Hochwohlgeboren! Hochverehrter Herr Doctor!
     "Die Bevölkerung der landesfürstlichen Stadt Steyr empfindet lebhafte und aufrichtige Freude darüber, dass Sie, hochverehrter Herr Doctor, seit einer Reihe von Jahren in ihren Mauern sommerlichen Aufenthalt nahmen, um einerseits auszuruhen von den Mühen eines hehren Berufes, andererseits um neue Kraft und Schaffensfreudigkeit zu finden für die wunderbaren Schöpfungen Ihres gottbegnadeten Genius.
     "Ihr 70jähriges Geburtsfest, das Sie auch diesmal innerhalb der Mauern unserer alten Eisenstadt unter lebhaftester Theilnahme der gesammten Bürgerschaft begehen, gibt der Gemeinde=Vertreung der landesfürslichen Stadt Steyr die erwünschte Gelegenheit, ihre hohe Verehrung und unbegrenzte Wertschätzung mit den besten Segenswünschen für Ihr ferneres Wohlergehen zu verbinden. Möge Gott der Allmächtige Ihre Gesundheit festigen und Sie ihrer hohen Sendung als Apostel der die Menschheit veredelnden Kunst bis an die äußersten Grenzen menschlichen Erdenlebens erhalten! Mögen Sie noch recht lange jenes höchste Glück vollster Befriedigung darin finden, dass Ihre hohe Meisterschaft die von Menschen und widrigen Schicksalen geschaffenen Hindernisse überwand und sich zu jenen seligen Höhen erhob, in denen die echte, wahre Kunst die gesammte Menschheit zur Anerkennung und Bewunderung zwingt.
     "Die Erfüllung diese Bitten wird der gütige Gott umso früher gewähren, als sie aus den treuen Herzen der gesammten Bevölkerung entsprießen; die Bevölkerung wird für diese Erhörung dem Allmächtigen umso dankbarer sein, als sie hofft, dass Sie, hochverehrter Herr Doctor, unserer Stadt Ihre Zuneigung und unserer Bürgerschaft die bisher bezeigte Anhänglichkeit und Freundlichkeit auch in Hinkunft bewahren werden.
     "Die Gemeinde=Vertretung der landesfürstlichen Stadt Steyr beehrt sich die Versicherung unwandelbarer Liebe und Verehrung auszudrücken, in deren Namen zeichnet als "Euer Hochwohlgeboren hochachtungsvoll ergebener
                  Bürgermeister:
                 Johann Redl.
"Steyr, am 4. September 1894.
     Die Landeshauptstadt Linz ehrte den berühmten Sohn Oberösterreichs durch die Ernennung zu ihrem Ehrenbürger und übersandte das von Professor Leitner kunstvoll in reicher Farbenpracht ausgefertigte Diplom als Geburtstagsgeschenk. Dasselbe hat nachstehenden Text:
     "Wir bekunden hiemit, dass der Gemeinderath der Landeshauptstadt Linz a. d. D. mit Beschluss vom 11. Juli 1894 dem Wohlgebornen Herrn Anton Bruckner, Doctor der Philosophie, Ritter des Franz=Josef=Ordens, Hoforganist, Lector an der Universität in Wien, em. Professor des Wiener Conservatoriums, Ehrenmitglied vieler Vereine &., in Anbetracht der hohen Verdienste, welche er sich durch die Composition seiner Meisterwerke um die Tonkunst erworben hat, in Anbetracht des Ruhmes, den er als Componist und Orgelvirtuose an den größten europäischen Musikstätten seinem Namen errungen hat und von dem ein Abglanz auch auf seine Heimat Oberösterreich, insbesondere auf die Landeshauptstadt Linz als Stätte seines langjährigen künstlerischen Wirkens, zurückfällt, das Ehrenbürgerrecht der Landeshauptstadt Linz a. d. D. verliehen hat. – Linz a. d. D., den 15. Juli 1894. – Der Bürgermeister: Franz Poche.Franz Schober, Gemeinderath. Dr. Rudolf Prohaska, Gemeinderath."
     Wie man sieht, wurden von fern und nah, von Hoch und Nieder dem berühmten Jubilar die ehrendsten Glückwünsche dargebracht, die hervorragendsten Blätter der Residenz und des Auslandes gedachten anlässlich dieses Geburtsfestes des großen Meisters der Töne in ehrendster Weise, alle voll Bewunderung für seine unvergänglichen Werke. Und auch die Bevölkerung Steyrs nimmt innigen Antheil an dem stillen, aber tiefgehenden Feste und ist erfreut und stolz darüber, dass Herr Dr. Bruckner alljährlich unsere Stadt zum Sommeraufenthalt wählt, dieselbe so liebt und gerade zur Zeit des 70. Geburtsfestes hier wieder weilt. Möge uns noch oft diese hohe Ehre beschieden sein, möge er uns und dem Vaterlande noch recht lange in ungebrochener Schaffenskraft erhalten bleiben. – Erfreulicherweise befindet sich gegenwärtig der greise Jubilar besser als seit langer Zeit und mit jugendlicher Begeisterung arbeitet er unverdrossen an der Vollendung seiner neunten Symphonie, welche seine schöpferische Kraft in neuem Glanze zeigen wird." (°°°).

Berichte über die Geburtstagsfeier erscheinen

im Deutschen Volksblatt Nr. 2040 auf S. 5:
"    * [Dr. Anton Bruckner.] Man meldet unterm 4. d. M. aus Steyr: "In aller Stille feierte der berühmte Componist Anton Bruckner seinen 70. Geburtstag. Zahllose Glückwunschschreiben laufen fortwährend ein. Der erste Gratulant war der Landeshauptmann Herr Leonard Achleuthner. Am 3. d. M. gelangte auch das Ehrenbürgerdiplom der Stadtgemeinde Linz an Bruckner. Die Stadtgemeinde Steyr ließ ein Glückwunschschreiben überreichen. Die Liedertafel "Frohsinn" in Linz beglückwünschte ihr Ehrenmitglied Bruckner auf telegraphischem Wege." (#),

in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 245 auf S. 3 (die Rubrik ist datiert "5. September"):
"     Bruckner's siebzigster Geburtstag in Steyr. Aus Steyr kommt uns vom 4. d. M. die Meldung zu, daß zufolge Abrathens der Hausärzte Bruckner's, welcher seit Längerem leidend ist, die geplanten Musik= und Gesangsvorträge am Vortage unterblieben. Heute feiert der gewaltige Komponist und deutsche Musiker ganz im Stillen sein siebzigstes Wiegenfest. Eine Unzahl Telegramme und Briefe liefen ein, darunter vom Kardinal Gruscha, [... Achleuthner, Hans Richter, Abt Kostersitz, Philharmoniker, Wiener Männergesangverein, Stadtgemeinden Wels und Steyr, Burschenschaft "Germania", Wiener Akademischer Gesangverein, Wiener Akademischer Wagner-Verein, Bgm. Grübl, Ostmark-Turngau, Baron Szecsen, Josef Reiter, Max Morold, Rudolf Weinwurm, Wolzogen, Schubertbund, "Arion", Singverein der Musikfreunde, Neuer Richard-Wagner-Verein, Baron Eiselsberg, MGV Troppau] und viele andere Personen, Vereine und Körperschaften, insbesondere zahlreiche Universitätsprofessoren." (##)

und in der Linzer Tages-Post Nr. 204 auf S. 3 [ausführlichere Variante des Textes der "Presse"]:
"     (Bruckners 70. Geburtstag.) Aus Steyr meldet man uns unterm 4. d. M.: Zur heutigen Geburtsfeier Dr. Anton Bruckners langten eine große Anzahl Glückwunschschreiben und Drahtgrüße ein. Bis Mittag allein 38 Telegramme, unter welchen sich solche des Landeshauptmanns – wie bereits gemeldet –, des Stiftes Klosterneuburg, Hans Richters und der Philharmoniker in Wien, des Wiener Männergesangvereins, der Stadtgemeinde Wels etc. etc. befinden. [... Schubertbund Ehrenmitglied...] Ferner trafen Beglückwünschungen ein: vom [... Bischof Gruscha, Ubald Kostersitz, Stadtgemeinde Steyr, Abgeordneter Johann Berger (Steyr), MGV "Kränzchen", Gesellschaft der Musikfreunde Steyr, Graf Szecsen, Vincenz Landgraf Fürstenberg, "Germania", MGV in Troppau und Gmunden, Wiener akademischer Gesangverein, Bgm. Grübl (für die Stadt Wien), Gauturnrat Ostmark/NÖ, "Austria", Graf Josef Lamberg, Gräfin O'Hegerty, Prinzessin Lobkowitz, Max Morold, Josef Reiter, Wiener akademischer Wagner-Verein, Professer Adler (Prag), Josef Schalk, "Sängerbund" Linz, Gutmann, Singverein Wien, Leopold Eder, Lorenz Sechter, Mayfeld, Neuer Richard Wagner-Verein, Rudolf Weinwurm, Bürgercorpskapelle Steyr, Franz Schalk, Burgstaller, Professor Dachs, Karl Graf (Ried), Wolzogen, Ferdinand Löwe, Richard Sternfeld, Steyrer Liedertafel, MGV "Arion", Gräfinnen Therese Szecsen und Marie Szecsen,] Hofrath Toldt, Oberhofkaplan Dr. Karl Schnabl, Professor Freiherr von Eiselsberg in Utrecht, Gutenbergbund Linz und viele andere." (###).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 37 bespricht im »Grazer Musikbrief« auf S. 439f die Aufführung der 5. Symphonie [am 9.4.1894]:
"     Graz, im Juli.     Ein freundliches Bild kunstfrohen Schaffens gewährte uns die abgelaufene Saison 1893/94, von der eine für unsere Verhältnisse recht namhafte Zahl musikalischer Ereignisse zu verzeichnen ist. [...]. Von dem künstlerischen Streben Capellmeister Schalk's und der Leistungsfähigkeit des Opernorchesters gab ein eigenes Symphonieconcert, auf dessen Programm Beethoven's Ouverture Op. 124, F. Liszt's Esdur-Clavierconcert und Bruckner's 5. Symphonie in Bdur standen, einen schönen Beweis. Das Liszt'sche Concert fand in dem Solisten Hrn. Richard Epstein aus Wien einen vortrefflichen Interpreten. Das breitangelegte Werk Bruckner's schien zu episodenhaft und frei geschaffen, um bei seiner allerersten Aufführung sogleich allgemein verstanden zu werden. [... über die Theaterverhältnisse ...].    Im Concertsaale ging es auch recht rege her. Der Steirmärkische Musikverein entfaltete, dank dem unverdrossenen Eifer und der Thatkraft seines Directors Hrn. Erich Degner, eine sehr lebhafte Thätigkeit. [... über weitere Konzerte ...].    (Schluss folgt.) " [Signatur am 13.9.1894 auf S. 457: "Julius Schuch"] (a).

Das Grazer Tagblatt Nr. 245 berichtet auf S. 2 anekdotisch über die 2. Symphonie:
"     (Aus Bruckners Künstlerlaufbahn.) Als Bruckner im Jahre 1872 seine zweite Symphonie den Philharmonikern überreichte, meinte Dessoff, sie sei unaufführbar. 1873 wurde sie von dem Componisten selbst zur Schlussfeier der Weltausstellung aufgeführt und fand begeisterte Aufnahme. Herbeck sprach darüber zu ihm: "Noch habe ich Ihnen keine Complimente gemacht; aber ich sage Ihnen, wenn Brahms imstande wäre, eine solche Symphonie zu scheiben, dann würde der Saal demoliert vor Applaus." Der Berichterstatter der "N. Fr. Pr.", Herr Hanslik, brach seinen Bericht über das Concert vor der Bruckner'schen Aufführung ab, "um nicht," wie der Herr Hofrath sich ausdrückte, "der Schmach zu gedenken, die durch Aufführung dieser Symphonie dem Musikvereinssaale angethan worden." Wie sagt doch der Satiriker Kästner: "Schnell wird der Maëstro alt, dann hat er ausgesungen, doch manche Critici, die bleiben immer – Jungen!" (a1).

Datierung von Bruckners Dankadresse, die am 8.9.1894 erschien (b).

Brief von Theodor Hämmerle an Bruckner:
      Verspätete Geburtstagsgrüße, Genesungswünsche. Geschrieben in Dornbirn (c).

Brief von Rosa Papier-Paumgartner an Bruckner:
      Verspätete Geburtstagsglückwünsche (d).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189409065, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189409065
letzte Änderung: Mai 14, 2024, 8:08