In der Ausschußsitzung der Liedertafel »Frohsinn« wird beschlossen, an Bruckners Geburtshaus in Ansfelden eine Gedenktafel anzubringen, deren Enthüllung für den 10.3.1895 geplant wird (*).
Artikel in der Österreichischen Musiker-Zeitung [= Österreichisch-Ungarische Musiker-Zeitung?] Nr. 20, S. 89, über Bruckners 70. Geburtstag und das 50-jährige Dirigentenjubiläum von Johann Strauß:
" Zwei Jubiläen. Das Musikalische Wien rüstet sich, zweien seiner Componisten, deren Ruhm sich weit über die Grenzen ihres Vaterlandes verbreitet hat, seine Huldigung darzubringen: Anton Bruckner zu seinem 70. Geburtstag und Johann Strauß, dem "Walzerkönig", zu seinem 50jährigen Dirigentenjubiläum. [...] Etwas stiller geht es bei dem Jubiläum eines anderen Wiener Componisten her, dessen 70. Geburtstag in die todte Saison gefallen ist und daher jetzt eine Art Nachfeier erfährt: bei dem Jubiläum des Alt- und Großmisters der deutschen Componisten, Anton Bruckner. Das Gebiet seines Schaffens ist die strengste und ernsteste Musik, die Kirchenmusik und die Symphonie. Darum ist auch die Gemeinde, die seinen Eingebungen mit Andacht lauscht, keine so große und seine Werke werden nicht in schwungvollen Artikeln in der Presse gefeiert. In demselben Maße, wie seine Werke schwerer aufzuführen sind, werden sie auch seltener aufgeführt. Es ist daher mit Freude zu begrüßen, daß drei große musikalische Körperschaften in Wien Bruckner-Aufführungen veranstalten: die Philharmoniker, der Singverein und der Wiener akademische Wagner-Verein, umsomehr, wenn man weiß, mit welch intensivem Interesse der greise und jetzt leider bedenklich kranke Meister an der Aufführung seiner Werke – "es sind die einzigen Kinder, die ich hinterlassse", sagte er – Theil nimmt. Wünschen wir ihnen den besten Erfolg." (**).
[vermutlich 16.10.1894]
Bericht im Illustrirten Wiener Extrablatt über einen Besuch bei Bruckner, das Gespräch über sein Verhältnis zu Juden und seine (angebliche) schwere Erkrankung in Steyr:
" [Zitate nach dem Artikel vom 17.10.1894] Dann kam Bruckner auf den Verdacht zu sprechen, in den er gerathen sei, "daß er mit den Antisemiten liebäugle." [...] "Sehen Sie," fuhr der Meister auf, "das hat mir wehe gethan. Ich bin ein gläubiger Katholik. Nimmermehr gebe ich mich zu Gemeinheiten und Albernheiten her. Ich hasse das Schlechte, wo ich es finde, bei Christen und Juden gleichmäßig. Ich ein Antisemit! Lächerlich. Ich verdanke viel den Juden, dem Hofkapellmeister Lewy, Siegfried Ochs, und einer meiner Lieblingsschüler, Vogel, ist auch ein Jude. [...] Wir sprachen noch über Mancherlei und wiederholt wurde die Unterredung lebhaft. Da trat die brave Frau Kachelmayer ein und mahnte den Dichter zur Ruhe. Mit einem Händedruck verabschiedete er mich und geleitete mich bis zur Treppe." (***).
»Die Presse« Nr. 284 berichtet auf S. 4 des Abendblatts über Bruckners Gesundheitszustand (die Rubrik ist datiert "16. October"):
" [Anton Bruckner] Heute Morgens waren hier Gerüchte von einer schweren Erkrankung des greisen Componisten Anton Bruckner verbreitet. Sie beruhen erfreulicherweise nicht auf Wahrheit. Bruckner, der vor vierzehn Tagen von Steyr nach Wien zurückgekehrt ist, hat wol noch manchmal an den Folgen der Krankheit, die er im letzten Winter überstanden hat, zu leiden, doch befindet er sich sonst vollkommen frisch und wohl." (°°).
Die falsche Ortsangabe findet sich auch in den Innsbrucker Nachrichten Nr. 237 auf S. 11:
" Der Componist Anton Bruckner ist nach dem "Extrablatt" in Steyer [sic] schwer erkrankt." [siehe die Anmerkung] (°°°).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189410165, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189410165letzte Änderung: Sep 11, 2023, 14:14