Laut einer [inzwischen wieder überholten?] Meldung des Alpen-Boten Nr. 99 auf S. 6 hat sich Bruckners Gesundheitszustand verschlechtert:
" Verschiedenes.
(Dr. Anton Bruckner.) Ueber das Befinden unseres berühmten Landsmannes, der erst kürzlich wieder in Wien künstlerische Triumphe feierte, kommen leider von dort recht trübe Nachrichten. Die Aufregung, welche für den greisen Compositeur mit der jüngsten Aufführung seines der Philharmoniker verbunden war und der er persönlich beiwohnte [2. Symphonie am 25.11.1894], scheinen auf seinen Gesundheitszustand sehr ungünstig eingewirkt zu haben, denn es wird uns mitgetheilt, daß Bruckner gegenwärtig schwer krank ist. " (*).
Deutsche Zeitung Nr. 8246 auf S. 7 (**) und Neue Freie Presse Nr. 10886 auf S. 7 (***) kündigen das Konzert vom 19.12.1894 (mit dem Chor »Um Mitternacht« [WAB 90]) an.
(**) Deutsche Zeitung:
" – Das erste diesjährige Concert des Wiener Männergesangvereines findet am Mittwoch den 19. d., um halb 8 Uhr Abends, im großen Musikvereinssaale unter der Leitung des Vereinschormeisters Eduard Kremser statt. Zur Aufführung gelangen Neuheiten von J. V. v. Wöß, A. Kauders und Ed. Kremser, dann Chöre von A. Rubinstein, Fr. Schubert, A. Bruckner, Frank van der Stucken, J. Mendelssohn, E. S. Engelsberg und M. J. Beer. Ihre Mitwirkung haben zugesagt die Concertsängerin Frau Charlotte Barensfeld und die Claviervirtuosin Fräulein M. Unschuld v. Melasfeld. [... Kartenverkauf ...]." (**).
(***) Neue Freie Presse:
" [Wiener Männergesang=Verein.] Am 19. d. M., Abends ½8 Uhr, veranstaltet der Wiener Männergesang=Verein unter Leitung des Chormeisters Herrn Eduard Kremser im großen Musikvereinssaale das erste Concert in dieser Saison. Zur Aufführung gelangen: [...], „Um Mitternacht” von Anton Bruckner, [...]. Ferner wird das Programm auch Vorträge der Sängerin Frau Charlotte Barensfeld und der Pianistin Fräulein M. Unschuld v. Melasfeld enthalten."(***).
A. Kauders erwähnt in seiner Besprechung des 3. Philharmonischen Konzerts [am 9.12.1894] im Neuen Wiener Journal Nr. 409 auf S. 5f Bruckner:
" Concerte.
Das Programm des dritten Philharmonischen Concertes bot gerade das richtige musikalische Menu für Leute, die sich vor Tisch nicht sonderlich aufregen und nicht geistig strapaziren wollen sondern nur den Appetit durch einstündiges Verweilen in einer wohlig klingenden Atmosphäre anzuregen lieben. Das Finale einer Bruckner=Symphonie vermag mit allen Orchestergewalten das Geknurre der p. t. Magen nicht zu übertönen; aber bei dem Allegro gracioso der Schumann'schen Ersten, dieses Champagners unter den Symphonien, überkommt es die erheiterten Gemüther wie Ahnung opulenter Tafelgenüsse, deren Freuden durch die kurze Verzögerung nur gehoben werden. [... nur in Wien: kunstfeindliche Mittagsstunde ... über dieses und weitere Konzerte ...] a. k." (°).
Auf Seite 10 erscheint wieder der Hinweis auf das Konzert vom 21.12.1894: " Musikvereins-Säle.
Repertoir:
Donnerstag, 13.: [...]
Freitag, 21.: Bruckner-Conc. (WagnerV.) gr. S.
Samstag, 22.: [... bis 30.12.1894 ...]" (°°).
Die Anekdote über die Audienz bei Kaiser Franz Joseph erscheint auch im Melbourne Punch (Victoria, Australia) auf S. 7:
" THEATRICAL GOSSIP.
[...]
— A charming view of the functions of Royalty is that given in a story told of tbe famous composer, Anton Bruckner, who was seventy the other day. He is a very simple old gentleman, and when the Emperor of Austria asked whether he could not do him any favour by way of birthday present, Herr Bruckner at once replied — "Please, your Majesty, tell Dr. Hauslick [sic] not to criticise my music so severely." " (°°°).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189412135, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189412135letzte Änderung: Jul 16, 2023, 20:20