Von der Aufführung des »Germanenzugs« [am 17.3.1895] berichten

 

das Linzer Volksblatt Nr. 65 auf S. 3 (signiert "K."):

"Fünfzigjähriges Gründungsfest der Liedertafel "Frohsinn".

     Die Liedertafel "Frohsinn", welche Sonntag den 10. d. im Mariä Empfängnisdome ihre Jubelfeier anlässlich ihres fünfzigjährigen Bestandes durch eine Festmesse inaugurierte, veranstaltete [... ausführlich über den Begrüßungsabend am 16.3.1895 ...]
     Den officiellen Abschluss der 50jährigen Gründungsfeier machte das "Fest=Concert", welches Sonntag um 11 Uhr vormittags gleichfalls im städt. Volksgartensalon stattfand [... anwesende Prominenz ... Fritz Albin mit dem Prolog von Dr. Max Semsch ...]; die hierauf folgenden Gesangsvorträge, welche mit Ausnahme des Schuman'schen [sic] Ritornells sämmtlich aus größeren Männer= und gemischten Chören mit instrumentaler Begleitung bestanden, wurden mit Bruckners, des berühmten Ehrenmitgliedes der Liedertafel, "Germanenzug" eröffnet. Der martialische, kraftstrotzende Zug verleiht diesem harmonisch klangschönen Chorwerke einen charakteristischen Reiz; in der Wiedergabe verrieth sich ein überaus sorgfältiges Vorstudium; desgleichen in der nachfolgenden Programmnummer "Die Rose stand im Thau" [...]
     [... als Hauptnummer Floderers "Unter der Linde" (fast eine Stunde Dauer) ... (keine Angabe zum mitwirkenden Orchester) ... Ausklang des Tages, Grußadressen (ohne Bruckner) ...]
                                                       K." (*),

 

die Linzer Tages-Post Nr. 65 auf S. 2ff:

"     Jubelfeier der Liedertafel "Frohsinn".

                                               Linz, 17. März.

     [... Vorfeier am 10.3.1895 im Neuen Dom, am 16.3.1895 Gründungsfeier im Volksgartensalon, ausführliche Beschreibung (Ehrengäste, anwesende Vereine, Vorträge, Rede Milbecks etc., Gründungsmitglied Karl Jax, Mitgliederehrung, um 1 Uhr Verlesung der Grußadressen [keine von Bruckner]) ...]

     [... Rückblick auf Vereinsaktivitäten ... Frauenchöre schon lange dabei], wie die zwei mir vorliegenden Wahlsprüche des Damenchores und des gemischten Chores von A. Storch und Anton Bruckner (componiert 1868) beweisen.

     [... Herr Albin mit einem Festspruch von Dr. Max Semsch ...]

     In der Reihenfolge der Musikvorträge ließ man dem "Germanenzug" von Dr. A. Bruckner den Vortritt. Dieser kraftstrotzende, nationale Sang, welcher vorzüglich geboten wurde, erweckt in mir eine alte Erinnerung. Geschrieben für das im Jahre 1865 in Linz stattgehabte salzburg=oberösterreichische Sängerfest wurde derselbe von dem Preisrichter=Collegium einem heute kaum mehr beachteten Chore eines einflussreichen Wiener Musikers [Rudolf Weinwurm] hintangesetzt. So kam es denn, dass Bruckner voll Ingrimm, der den in seiner Nähe Weilenden keineswegs verborgen blieb, nur mit Anwendung von sanfter Gewalt vermocht wurde, die Estrade zur Empfangnahme des ihm ziemlich kurzsichtig zuerkannten zweiten Preises zu betreten. Jenes preisrichterliche Urtheil hat die deutsche Sängerwelt längst cassiert.

     [... Schumann, Floderer (ausführliche Besprechung), Schubert ...]

     Der in letzter Zeit so vielgeplagten Sängerfamilie "Frohsinn" sei von Herzen gegönnt, dass auf saure Wochen frohe Feste angebrochen und das ist "ein Lohn, der reichlich lohnet".

                                                 Ae. P. [ziemlich sicher: Aemilian Posch]
            *        *        *  
     Dem Festconcerte wohnte ein ungemein zahlreiches Publicum, die fremden Deputationen, sowie Abordnungen hiesiger Vereine bei. [... anwesende Prominenz ... Tagesausklang ...]"
[auf S. 4 Nachruf auf den am 17.3.1895 verstorbenen Wilhelm Pailler] (**),

 

die Linzer Zeitung auf S. 315f:
„     Jubiläum der Liedertafel „Frohsinn“.
                                           Linz, 18. März.
     Anläßlich der Feier des 50jährigen Bestehens der Liedertafel „Frohsinn“ hat der Ausschuß derselben eine Reihe von Gesangvereinen, darunter alle dem oberösterreichisch=salzburgischen Sängerbunde angehörigen Vereine, dann viel Freunde und ehemalige Mimtglieder des Vereines zur Theilnahme an dem Fest geladen. Diese Einladung fand allenthalben willkommene Aufnahme, und in großer Zahl waren Gäste erschienen, um im Kreise der Sänger das seltene Jubelfest mitzufeiern. [… Festfeier 16.3.1895, Ehrengäste, Abendprogramm mit Ansprachen von Vorstand Milbeck, Bürgermeister Poche, Dr. Angermann (Vorstand der Steyrer Liedertafel) und Gustav Wolf (Vorstand des Linzer Männergesangvereins „Sängerbund“) (Texte sind teilweise gedruckt), Grußworte von Pribyl (Vorstand des Linzer MGV „Gutenbergbund“), Endres (Vorstand der Salzburger Liedertafel), Kreiderer (Vorstand des Salzburger MGV „Harmonie“), Janauschek (Wiener „Schubertbund“), Franz Dimmel (Vorstand des Linzer kaufmännischen Vereins), Dr. Muckenthaler (Bgm. Passau, Passauer Liedertafel), Karl Jax (Linzer Gründungsmitglied), Dr. Semsch (Linzer Turnverein), Oberingenieur Kempf (Freiwillige Feuerwehr Linz), Alois Pollack (Vorstand der Sektion Linz des Alpenvereins) … Mitgliederehrung (Adalbert Markus 49 Jahre, Rudolph Papier 44, Karl Kerschbaum 41, Hans Holzner 31, Johann Milbeck 29, Friedrich Arnleitner 28, Johann Schrabmayr 28, Karl Blasel 27, Julius Schneck 27, und Ernst Heinrich 26) …  Gesangsvorträge (Leitung Floderer und Arnleitner) … Glückwunschschreiben und Telegramme (darunter Olschbauer, Gericke, Winhölzel, Dr. Vielguth, Edlbacher, R. v. Spaun, Kremser, Dr. Dumba, Obermüllner (Maler in Wien), Dr. Schauer (Wels), verschiedene Gesangvereine …].
     Das Festconcert wurde am Sonntag den 17. d. im städtischen Volksgartensalon abgehalten. Ueber dasselbe schreibt unser Concertreferent [Kerbler?] wie folgt:
      Mit einem poetisch gedachten, von Herrn Albin meisterhaft vorgetragenen Prologe „Des Liedes Sendung“ von Herrn Doctor Max Semsch wurde das gestrige Festconcert zu Feier des fünfzigjährigen Bestandes der Liedertafel „Frohsinn“ eröffnet. […].
      Von dem künstlerischen Streben, das heute im „Frohsinn“ vorherrscht, von dem Ernste, mit welchem der Verein auch an höhere Aufgaben herantritt, geben in erfreulichster Weise die letzte kirchliche Aufführung desselben, sowie das gestrige Festconcert Zeugnis. Erbrachte der gestrige Vortrag des markigen Bruckner’schen „Germanenzug“ den Beweis, daß der „Frohsinn“ auch eine gute Massenwirkung zu erzielen und exact zu phrasieren weiß, so bewährte er sich im Vortrage des Schumann’schen Ritornells „Die Rose stand im Thau“ durch tadellos reine Intonation und gewissenhafte Berücksichtigung aller dynamischen Nuancen.
     [… weitere Werke (Floderer, mit Bariton Holzner und Tenor Kerschbaum jun.), Schubert …].“ [keine Signatur] (***)

 

und die Neue Freie Presse Nr. 10980 auf S. 5:
"     [Jubiläum eines deutschen Gesangvereins.] Aus Linz vom 17.d. schreibt man uns: Die Liedertafel "Frohsinn" in Linz feierte in diesen Tagen [... 50jähriges Jubiläum, Kirchenkonzert, Totengedenken, Begrüßungsabend ...] Das Programm des Festconcertes, welches heute Vormittags veranstaltet wurde, bestand aus folgenden fünf Nummern: Prolog von Dr. Max Semsch; "Germanenzug" von Anton Bruckner; [... Floderer, Schubert ... Lob für Floderers Werk ...]. Die Jubiläumsfeier, um deren würdige Durchführung sich der unermüdliche Vereinsvorstand, Stadtrath Milbeck, besonders verdient machte, wird nächster Tage mit der feierlichen Enthüllung einer Votivtafel an dem Geburtshause unseres Landsmannes Dr. Anton Bruckner in Ansfelden ihren Abschluß finden." (°).