zurück 1.11.1895, Freitag ID: 189511015

Die Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung Nr. 21 gibt auf S. 270 einen Überblick über die Konzerte des Böhmischen Streichquartetts, in denen auch Bruckners Quintett erklingen wird:
"             Zur Concert-Saison.
     
Vorläufig herrscht noch Waffenstillstand in allen Concertsälen, aber gar bald wird die große Musikschlacht losgehen. Die Saison beginnt gleich mit einem Concert im großen Musikvereinssaale [...]. — Das Böhmische Streichquartett" hat für seine diesjährigen Wiener Soiréen folgendes Programm festgestellt: Beethoven: Streichquartett Cis-moll; [...]; Borodin: Streichquartett (neu); Anton Bruckner: Streichquintett (Erste Aufführung im „Böhmischen Streichquartett"); Dvorak: Streichquartett D-moll (neu); Paumgartner: Clavierquintett (neu) [...] – Ein sehr interessantes Concert findet am 20. November, dem Todestage Anton Rubinstein's statt. Die Pianistin Frl. Valerie v. Pistor veranstaltet nämlich unter Mitwirkung der großherzoglich=hessischen Kammersängerin Frl. Sidonie Roth an diesem Tage einen Rubinstein=Abend, dessen Programm folgende Werke des verblichenen Meisters enthält: [...]" (*).
 
Im Feuilleton der Ostdeutschen Rundschau Nr. 300 auf S. 1 - 4 wird auf S. 4 die Bruckner-Büste Tilgners [IKO 55] erwähnt:
"   Die erste internationale Kunstausstellung in Venedig.
     Venedig verdankt seine Hauptanziehungskraft doch noch immer seiner Vergangenheit. Ja, seine Gegenwart ist sogar so träge und gewissenlos genug, die glänzenden Schätze des Mittelalters und der Renaissance der Verwahrlosung zu überlassen, [... "Ueberlegenheit der germanischen Kunst der Gegenwart über die romanische" ... über die deutschen Künstler, darunter Lenbach, Liebermann, Stuck, Uhde, Menzel ...].
     Die übrigen stammverwandten Nationen halfen wacker mit, den Triumph der germanischen Kunst zu vervollständigen. [... Holländer, Skandinavier, Engländer, Österreicher ...].
     Wenden wir uns zu den Romanen, so wollen wir den Italienern, als den Hausherren, den Vortritt lassen, auch schon deshalb, weil sie weitaus den größten Raum einnahmen. [... "Niedergang der Kunst" ...].
     Trostlos ist der Verfall der französischen Malerei, welchen wir ja schon bei unsern internationalen Ausstellungen zu verfolgen Gelegenheit hatten, [... Beispiele ... positiver über die Spanier ...].
     Der Eindruck, welchen die Malerei hervorrief, erhielt durch die ausgestellte Plastik nur seine Bestätigung, obwohl hier das Vergleichsmaterial fehlte, indem eigentlich, wenn man von der kleinen, kräftig modellirten Statuette "Der Athlet" von Stuck absah, Tilgner der einzige deutsche, ja der einzige germanische Bildhauer war, welcher ausgestellt hatte. Seine Büsten – darunter Bruckner und Johann Strauß – waren aber auch die besten von allen, und so gewann unsere Heimat auf diesem Gebiete den Ruhm, um welchen ihre Malerei zu bescheiden nicht geworben. [... statt Wettstreit "alte oder neue Kunst" war es ein] Wettstreit der Nationen, und wir können darauf stolz sein, daß Alte und Junge sich vereinigten, um der germanischen Kunst zum Siege zu verhelfen.
      Venedig, Ende Oktober.
                                                    Hagen." (**).
 
Der Pester Lloyd Nr. 262 kündigt auf S. 9 die Aufführung der 5. Symphonie am 18.12.1895 in Budapest an:
"              "Philharmonische Gesellschaft."
     Dem leitenden Komité der "Philharmonischen Gesellschaft" ist es gelungen, [... als Gastdirigent noch Ernst v. Schuch ... als erste Josef Großmann und Richard Strauss ...].
     Drittes Konzert am 18. Dezember. Dirigent ist Herr Ferdinand Löwe, Professor am Konservatorium in Wien. Mitwirkende Solistin Frau Lilli Kalisch=Lehmann, k. u. k. Kammersängerin. Aufgeführt werden: [... Viktor Herzfeld, Beethoven ...]; 3. Bruckner's "V. Symphonie" (zum ersten Male); 4. Wagner's Schlußszene aus "Götterdämmerung", Brünhilde: Frau Lilli K.=Lehmann.
     Viertes Konzert am 8. Jänner 1896. Dirigent  ist Herr Dr. Karl Muck, [...]
     [... 5. Hans Richter, 6. Ernst Schuch, 7. Eduard Colonne, 8. Leopold von Auer, außerordentliches Konzert unter Felix Mottl ...]." (***).
 
"Das Vaterland" Nr. 300 schreibt auf S. 6:
"    * [Das Künstleralbum für Laibach.] Das von der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens zusammengestellte Album, dessen Reinerträgniß für die durch das Erdbeben in Laibach Geschädigten bestimmt ist, wurde heute von der Verlagshandlung Carl Gerold's Sohn in Wien der Oeffentlichkeit übergeben. Der stattliche Band enthält eine solche Fülle von künstlerischen und schriftstellerischen Beiträgen, daß man manches Minderwerthige gerne übersieht. [... Bilder und Illustartionen "in prächtiger Ausführung" ...]. Zahlreich sind die literarischen Beiträge in Poesie und Prosa, von Schriftstellern und Journalisten; auch einige namhafte Componisten, wie Bruckner und Johann Strauß, haben sich mit ihren Unterschriften eingestellt. Autographen=Sammler können in dem Album ganz mühelos einigen Ersatz für etwa schon erlittene Abweisungen finden. [...]
          [... Gedicht von Erzherzogin Marie Valerie ...].
     Das Künstleralbum wird gewiß überall mit Interesse aufgenommen werden. Schon um des guten Zweckes willen ist dem Werke, dessen Anschaffungspreis (3 fl.) ein sehr geringer ist, die weiteste Verbreitung zu wünschen." (°).
[Das Erdbeben hatte sich am 14./15.4.1895 ereignet (Presseberichte ab 16.4.1895).]


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189511015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189511015
letzte Änderung: Dez 20, 2023, 19:19