zurück 20.11.1896, Freitag ID: 189611205

Kritik Richard Kraliks über die Aufführung der 7. Symphonie am 8.11.1896 im »Vaterland« Nr. 320 auf S. 1f: 
»                           Concerte.
    Mit einem halb guten, halb bösen Omen begann die Jahreszeit der Musen. August Stradal wollte einen ganzen Abend lang das Clavier die sublimsten Werke von Lißt und verwandten Geistern wiedertönen lassen. [... mußte wegen Herzkrampf abbrechen ...]

    Das erste philharmonische Concert vom 8. November gestaltete sich zu einer Todtenfeier für den kürzlich dahingeschiedenen Meister Anton Bruckner. Seine siebente Symphonie (E-dur) mit der Trauermusik hätte durch nichts besser eingeleitet werden können, als durch [... Beethoven, Volkmann ...]. Von Bruckner's Werk kann man sagen, daß es sich nun vollkommenes Bürgerrecht erworben hat. Es wird nicht mehr als ein Fremdartiges erwartet, gespielt und aufgenommen. Es hat sein Verständniß durchaus aufgeschlossen und gefunden. Nicht eine Stelle gibt es mehr in dem großen Tongewebe, die dunkel, verwirrt, gedehnt, eigensinnig scheinen würde. Vom ersten bis zum letzten Takt hat der Geist des Meisters die Seelen der Hörer gepackt und ergriffen, festgehalten und nicht mehr freigegeben. Das Publicum ist in ihn hineingewachsen. Es fühlt die überirdischen Erlebnisse des Tondichters als die seinen mit. Er ist uns Allen kein Sonderling mehr, der nur Neugierde erregt, nein, im Gegentheile, keiner hat sich so sehr als der Herold und Wortführer unserer allgemeinsten Ideale, als der actuellste Seelenkünder unserer Zeit erprobt und bewährt.

   Diese Erkenntniß soll uns nicht hindern, auch den "Vier ernsten Gesängen" von Brahms gerecht zu werden [... über weitere Konzerte ...].
Richard Kralik.« (*).

Josef Hain datiert eine Photographie Bruckners [IKO 84] (**).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 2832 berichtet auf S. 11 vom Konzert des Männergesangvereins »Frohsinn« [in Fünfhaus], bei dem auch ein Werk Bruckners [»Germanenzug«, 7.11.1896] erklang:
"    [Der Männergesangverein "Frohsinn"] hielt jüngst unter Leitung seines neuen Chormeisters, Herrn Hans Schächer seine Concert=Liedertafel ab, welche in jeder Hinsicht einen glänzenden Verlauf nahm. Die Vortragsordnung enthielt nur Werke deutscher Meister (Mozart, Dr. Bruckner, Schubert, Schumann, Wagner) und das aus den besten Bürgerkreisen bestehende Publikum dankte für die treffliche Wahl und gelungene Ausführung der Werke durch begeisterten Beifall. [... Schubert und Wagner ...] errangen den größten Beifall. Fräulein Biziste, Frau Mannas und Herr Moser sangen die Soli äußerst befriedigend. Volles Lob gebührt dem neuen Dirigenten, Herrn Schächer, theils für die vorgeführte Interpretirung der Werke, theils für die Pflege wirklich guter Chormusik." [keine Signatur] (***).

Die Linzer Tages-Post Nr. 269 kündigt auf S. 5 das Konzert vom 21.11.1896 [mit dem Chor "Sängerbund", WAB 82] an:
"    (Steyrer Liedertafel.) Man schreibt uns unter dem 18. d. M. aus Steyr: Am 21. d. M. findet in Resls Casino ein Concert der Steyrer Liedertafel unter Leitung des Chormeisters Herrn Josef Tobisch, unter Mitwirkung des Damenchores und der Bürgercorpskapelle statt, wobei Compositionen von Bruckner, Schmölzer, Esser, Jüngst, Reinecke, Kremser, Pache, Mendelssohn, Othegraven und Becker zur Aufführung gelangen." (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611205, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611205
letzte Änderung: Mär 30, 2023, 22:22