zurück 25.11.1896, Mittwoch ID: 189611255

Konzert des Heidelberger Bach-Vereins mit der Aufführung der 2. Symphonie unter Wolfrum (*).

Aufzeichnung von Spareinlagen als Beilage zum Vermögensbekenntnis (**).

Im Feuilleton Camillo Horns im Deutschen Volksblatt Nr. 2837 auf S. 1f wird die d-Moll-Messe angekündigt und die Aufführung der 7. Symphonie [am 8.11.1896] besprochen:
»                       Aus dem Concertsaal.
     Die Kunde, Marcella Sembrich [... werde] hier wieder auftreten, erfüllte die Freunde des sogenannen Belcanto mit heller Freude, [... über diesen und andere Liederabende, Kammerkonzerte, Gesellschaftskonzert ("Elias") ...].
     Bei dieser Gelegenheit können wir nicht umhin, schon heute auf das nächste Gesellschaftsconcert hinzuweisen, das uns als Neuheit die D-moll=Messe von Anton Bruckner bringen wird. Auch die Philharmoniker haben sich der hingegangenen Größe in ihrem ersten Concert anerkennend erinnert. Sie brachten seine siebente Symphonie, jene, welche Professor Helm mit Recht (in dem von Dr. Hirschfeld trefflich redigirten Programmbuch) als die populärste bezeichnet; sie war auch das erste Werk Bruckner's, welches die Philharmoniker in einem ihrer Concerte 1886 vollständig aufführten. Die Wahl wurde mit besonderer Freude begrüßt, da gerade diese Tonschöpfung am besten geeignet ist, von des Meisters Schaffenskraft eine richtige Vorstellung zu erwecken. Die herrlichen Hauptthemen des ersten und des letzten Satzes, beide im hellen freundlichen E-dur und beide vom Tremolo der Geigen unterstützt, erquicken geradezu durch wonnigen Wohllaut. Das Adagio mit seinen feierlichen Trauerklängen ist den edelsten Schöpfungen aller Zeiten an die Seite zu stellen und das Scherzo mit seinem übermüthigen, kecken Trompetensolo besagt, daß der gelehrte Musiker es verstand, auch der frohen Laune zu rechter Zeit die Zügel schießen zu lassen. Da herrscht eine Fülle von Gedanken, nirgends auch nur eine Spur von Dürftigkeit und Trockenheit, es überquillt die kühne Genialität; des Meisters schier unerschöpfliche contrapunktische Kunst rückt die Themen in immer neue Beleuchtung und die Instrumentation erscheint niemals ausgeklügelt, sondern stets lebensvoll und saftig. Diese Vorzüge sichern auch dem Werk einen Ehrenplatz in nächster Nähe der Beethoven'schen Symphonien und lassen den rauschenden Beifall erklärlich erscheinen, welcher [sic] die von Richter ausgezeichnet studirte Symphonie auch nach ihres Schöpfers Tode fand. Einem solchen Tonwerke ist Volkmann's fahrige D-moll-Serenade [...] nicht gut in die Nähe zu stellen. [...].
     [... über Klavierabende (darunter des blinden Pianisten [und Bruckner-Schülers] Ludwig Moser) ... im letzten Konzert war kein Anlass], den Vortrag des schönen Liedes von Cornelius "Komm' wir wandeln!" abzuwarten; wir erblickten in dem Titel selbst eine Aufforderung, uns zu entfernen.
                                 Camillo Horn.« (***).

In einem Bericht der Linzer Volksblatts Nr. 273 auf S. 3f über ein Konzert in Ried am 22.11.1896 wird Bruckner erwähnt:
"     Ried. (Cäcilien=Feier.) Unser heimischer Tondichter, der viel zu früh verblichene Johann Ev. Habert, hat sich den Ruf eines der hervorragendsten Kirchencomponisten erworben. [... diesmal nur weltliche Kompositionen ... erwähnt: Dr. Alois Hartl, Chorregent Albin Wintermayr ....].
     Mögen dem Beispiele, welches das kleine Ried gegeben, recht bald auch die anderen Städte unseres Kronlandes, allen voran Linz und Steyr, mit der Vorführung Habert'scher Werke folgen, um die Ehrenschuld unseres Landes an den gleich Meister Bruckner so lange verkannten Habert abzuzahlen und auch ihrerseits beizutragen, auf daß mit der Drucklegung und Veröffentlichung der reichen musikalischen Hinterlassenschaft dieses Tonkünstlers je eher begonnen werden könne." [keine Signatur] (°).

Auf Seite 8 macht ein großes Inserat auf eine Neuerscheinung aufmerksam:
"[... "soeben erschienen", in Linz, Urfahr, Wels, Rohrbach und Ried erhältlich ...]
       Oberösterreichischer, illustrierter, katholischer
                 Pressvereins-Kalender
                           für 1897.

  Herausgegeben vom katholischen Pressvereine.
Redigiert von Mathias Hiegelsperger, geistl. Rath und Sacristei=Director.
Der Kalender enthält nebst einem gediegenen Inhalte 32 Original=Illustrationen (darunter 2 schöne Vollbilder und 11 =Initialen.)
               Inhaltsverzeichnis:
                   I. Kalendarium.
[...]
            II. Geschichtlicher Theil.
[...]. – Zwei oberösterreichische Tondichter †. (Mit zwei Bildern): Anton Bruckner. Von Ludw. J. Bermanschläger. – Johannes Ev. Habert. Von Dr. Alois Hartl. – [...]
      III. Schematismus der Geistlichkeit der Diöcese Linz. – Inserate.
Preis per Stück 40 kr., mit Postversendung 50 kr. – Für Wiederverkäufer entsprechenden Rabatt.
" [siehe die Anmerkung] (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611255
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11