zurück 26.11.1896, Donnerstag ID: 189611265

Auflistung der Manuskripte, die testamentarisch der Hofbibliothek vermacht und von Theodor Reisch übergeben worden sind: Alle Symphonien (von der 3. Symphonie nur das Finale vorhanden, 9. Symphonie ohne Finale), Quintett, d-moll-Messe, 150. Psalm, Helgoland und »Te deum«. Die Handschriften der e-moll- und f-moll-Messe fehlen noch. Durchlaufende Suppl.Nr. von 3810 (1. Symphonie) bis 3823 (»Te deum«). Unterzeichnet von Zeißberg (*).

Der Alpen-Bote Nr. 95 bespricht auf S. 3 das Konzert der Steyrer Liedertafel vom 21.11.1896, bei dem der Chor »Sängerbund« [WAB 82] aufgeführt wurde:
"                   Oertliches.
[...]
     (Steyrer Liedertafel.) Auf das am Samstag in dem Casinosaale abgehaltene Vereinsconcert kann die Steyrer Liedertafel sowohl was den künstlerischen Erfolg, wie den zahlreichen Besuch anbelangt, stolz sein. Zu Ehren des leider zu früh heimgegangenen Altmeisters deutscher Tonkunst Dr. Anton Bruckner sang die Steyrer Liedertafel seinen in contrapunktlicher Beziehung hochinteressant ausgearbeiteten Chor "Sängerbund" mit jener Hingebung, mit welcher sie denselben anlässlich einer Generalprobe vor zwei Jahren in Gegenwart des Meisters executierte und diesen zu vollem Beifall hinriss. Im darauffolgen Chor "Waldabendschein" [... Soloquartett: Friedrich Donaubauer (Sonderlob!), Karl Bagfrieder, Max Markut und Franz Ebmer ... Damenchor unter Chormeister-Stellvertreter Karl Weberndorfer, Klavierbegleitung Frl. Amalie Buberl ... Chormeister Josef Tobisch (auch Baritonsolo) ... Bürgercorpskapelle unter Ludwig Großauer, u. a. mit "Die schöne Müllerin" von J. Strobl (war anwesend) ...].
     Im Ganzen genommen nahm das Vereins=Concert einen seinen Vorgängern würdigen Verlauf, und wenn wir noch hinzusetzen, dass Küche und Keller des Restaurateurs Herrn Reßl vollauf befriedigten, so sind hiemit alle Bedingungen erwähnt, welche ein Verweilen bis in die frühen Morgenstunden gerechtfertigt erscheinen ließen." (**a)

und meldet auf derselben Seite, daß in Steyr ein Bruckner-Denkmal-Comité gegründet wurde:
"                Oertliches.
                      Steyr,
26. November.
     (Zu Ehren Dr. Anton Bruckners.) Wir haben berits vor kurzem mitgetheilt, dass in Steyr die Bildung eines Comités in Aussicht genommen ist, welches sich die Aufgabe stellt, zur bleibenden Erinnerung an die durch eine lange Reihe von Jahren stattgehabten Sommer=Aufenthalte unseres berühmten Landsmannes in unserer Stadt ein entsprechendes Denkmal zu schaffen. Am Montag fand nun auch die constituierende Sitzung dieses Comités statt, welches dermalen aus dem Herrn Bürgermeister Redl, dem Herrn Stadtpfarrer Strobl, Herrn Franz Tomitz, Gemeinderath, sowie, in Vertretung der hiesigen musikalischen Vereine, den Herren Dr. Franz Angermann und Josef Tobisch (Liedertafel), Dr. Hermann Spaengler und Franz Bayer (Kränzchen), Eduard Werndl und Hermann Bachtrog (Musikverein) besteht. – Zum Obmann dieses Comités wurde Herr Bürgermeister Redl, zu dessen Stellvertreter Herr Stadtpfarrer Strobl, zum Schriftführer Herr Hermann Bachtrog und zum Cassier Herr Franz Bayer gewählt. – Wir begrüßen die Gründung des Comités im Interesse der guten Sache und wünschen den Bestrebungen desselben besten Erfolg." (**b).

Von dieser konstituierenden Sitzung am 23.11.1896 berichtet auch die Linzer Tages-Post Nr. 274 auf S. 4:
"      (Bruckner=Denkmal.) Man schreibt uns unterm 24. d. M. aus Steyr: Gestern (Montag) constituierte sich in Steyr ein Bruckner=Comité zur Errichtung eines Denkmals für den verstorbenen heimischen Tondichter Dr. Anton Bruckner. Unter Vorsitz der Herren Bürgermeister Johann Redl und Stadtpfarrer Jnhann [sic] Ev. Strobl traten gestern die Vertreter der hiesigen Vereine: "Steyrer Liedertafel" (Herr Josef Tobisch, Chormeister; der ebenfalls eingeladene Vorstand Herr Dr. Franz Angermann hatte sein Fernbleiben entschuldigt); Männergesangverein "Kränzchen" (Vorstand Herr Dr. Hermann Spaengler, Chormeister Herr Franz Bayer); "Gesellschaft der Musikfreunde" (die Herren Eduard Werndl und Hermann Bachtrog) zusammen, um das Comité zu bilden. In dasselbe wurden gewählt als Obmann: Bürgermeister Redl, zum Obmannstellvertreter: Stadtpfarrer Strobl, zum Schriftführer: Herr Bachtrog und zum Cassier: Herr Bayer. Das Denkmal für Bruckner wird entweder in einem Glasgemäldefenster in der Stadtpfarrkirche oder einer Gedenktafel bestehen. Der diesbezügliche Aufruf wird noch diese Woche erscheinen und versendet werden. Im Principe wurde auch beschlossen, ein gemeinsames Concert für den gedachten Zweck zu veranstalten." (***).

Von einem andern Projekt (des Männergesangvereins der Oberösterreicher in Wien) berichtet die Reichspost Nr. 288 auf S. 7:
"    – Eine Bruckner=Gedenktafel wird durch den M. G. V. der Oberösterreicher in Wien an dem Geburtshause des Symphonikers in St. Florian kommenden Sommer enthüllt werden. Die Idee hiezu stammt von dem Chormeister des obigen Vereines Herrn Leopold Sprowacker. Die Ausführung des Portrait=Reliefs auf der Gedenktafel wurde den künstlerischen Händen des oberösterreichischen Bildhauers Herrn Alois Pitschelt anvertraut und werden sich an der Feier der Enthüllung alle landsmännischen Brudervereine der Oberösterreicher in Wien in einem Sonderzuge nach Sanct Florian begeben und daran theilnehmen. Wir begrüßen diesen Beschluß der wackeren Oberösterreicher mit Freude." (°).

The Indianapolis News Nr. 305/8407 (Indiana) berichten auf S. 8 in der 2. Spalte über Bruckners Autographen:
"    IN THE WORLD OF MUSIC.
[...]
     The will of Anton Bruckner, the organist and composer, who recently died at Vienna, provides for the disposal of the original manuscripts of his principal compositions–the nine symphonies, three masses, the famous Te Deum, the 150th Psalm and several others, which will be handled over to the imperial library in Vienna." (°°).

Die Zeitung San Francisco Chronicle Nr. 134 (California) schreibt auf S. 6 in der 5. Spalte:
"         AN IRREPRESSIBLE MUSICIAN.
     Anton Bruckner, the musical composer, who recently died in Vienna, aged 72, was a terror when he began to play. Nothing could stop hin. Once he was competing for the post of court organist at Vienna, where each candidate was allowed twenty-five minutes. He played a whole hour before the judges could stop him. Again, at the Crystal Palace, he played till he exhausted the organ-blowers and the wind gave out. His best-known work, the eighth symphony in C, takes a whole evening for its performance." (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189611265, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189611265
letzte Änderung: Feb 25, 2024, 16:16