zurück 11.2.1903, Mittwoch ID: 190302115

Uraufführung der 9. Symphonie in Wien in einem Außerordentlichen Konzert des Wiener Akademischen Wagner-Vereins und des Wiener Konzert-Vereins unter Ferdinand Löwe im Großen Musikvereinssaal (*).
Agnes Bricht-Pyllemann singt das Sopransolo im »Te deum« (#), bei dem die Chöre des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde, des Wiener Akademischen Gesangvereins und des Wiener akademischen Wagner-Vereins mitwirken (**)
und als weitere Solisten Gisela Körner, Hermann Winkelmann, Richard Mayr und als Organist Georg Valker (##). Mathilde Kralik wirkte im Chor mit und hatte Bekannte und Verwandte, darunter ihre Schwägerin Maia Kralik, zum Konzertbesuch animiert (##a). Im Orchester wirken mit der Cellist Josef Lasner, der von der Probenarbeit, anfänglich aus Stimmen nach Bruckners Partitur [recte (vgl. Nefzger!) aus gedruckten Stimmen], berichtete (##b), und der vierte Hornist (Eintrag in der gedruckten Stimme "Uraufführung B. Nefzger") (##c).

Unter den Besuchern sind Max Auer, August Göllerich und Karl Aigner (als Vertreter von Ignaz Bruckner (##d) und Wilhelm Kienzl (##e).

Der Programmheftartikel stammt von Robert Hirschfeld (***).

Löwe hatte, auswendig spielend, einen Einführungsabend am Klavier veranstaltet (°).

Artikel von Karl Josef Fromm im  Deutschen Volksblatt Nr. 5065 auf S. 1f:
               "Bruckners "Neunte".
          (Zur heutigen Uraufführung.)
     Es war an einem Januartag des Jahres 1894.
     In der ärmlichen, fast leeren, aus zwei Zimmers bestehenden Wohnung des todkranken, siebzigjährigen Tondichters Bruckner in der Heßgasse Nr. 7 hatten sich einige Freunde desselben, darunter Musikprofessor Dr. Helm und andre, eingefunden, um dem verehrten Meister einen Besuch abzustatten [25.1.1894]. [... Bruckner spielte aus dem Adagio ... die Finaleskizzen seien nach Josef Schalks Tod an Franz Schalk übergegangen ... im März 1889 habe Bruckner Göllerich ein alternatives Hauptthema vorgespielt und auf dessen Rat das ursprüngliche (mit dem Oktavsprung) beibehalten ... über die Pläne, als Finale-Ersatz das "Te deum" in C-Dur zu nehmen - eine Lösung, die Bruckner laut Löwe normalerweise nie gutgeheißen hätte ...] Und man wird beim Verklingen dieses Adagios den letzten Gruß des scheidenden Meisters und den Flügelschlag seines zu sonnigen Höhen emporsteigenden Titanengeistes wahrnehmen!..
               Karl Jos. Fromm." (°°).

Gustav Mahler hatte abends Dienst an der Hofoper und konnte das Konzert nicht besuchen (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190302115, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190302115
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11