zurück 4.8.1911, Freitag ID: 191108045

Die Salzburger Chronik Nr. 175 veröffenlicht auf S. 4f die "Erklärung" gegen Gräflingers Bruckner-Biographie:
"Erklärung.
     
Die unterzeichneten Verehrer des Tondichters Anton Bruckner sehen sich hiemit veranlaßt, gegen eine Veröffentlichung Stellung zu nehmen, die geeignet ist, das Bild des Menschen und Künstlers Anton Bruckner zu entstellen und die Bruckner'sche Kunst, deren Anerkennung und Verbreitung noch vielfachen Hemmungen unterworfen ist, schwer zu schädigen.
      Es handelt slch um das Buch: Anton Bruckner, Bausteine zu einer Lebensgeschichte von Franz Gräflinger (Linz), Verlag von R. Piper u. Cie., München
     Das Werk, ein uiisrquickliches Durcheinander von Briefen, Lebenserinnerungen, Zeitungsberichten, inhalts- und belanglosen Akten u. dgl. ist von keinem guten Geiste beherrscht. Der Verfasser besitzt augenscheinlich nur die Kühnheit und den Ehrgeiz desjenigen, der um jeden Preis veröffentlichen will; es fehlen ihm aber alle Eigenschaften, insbesondere die gründliche musikalische und literarische Durchbildung, die notwendig sind, um nur mit einiger Berechtigung an eine so ernste Arbeit sich heranwagen zu dürfen.
     Von einer Beherrschung des wahllos zusammengebrachten Materiales ist nicht das Geringste zu merken und jene Behauptungen des Verfassers, die eine eigene Meinung vorstellen sollen, lassen sich weder vor einer streng sachlichen Kritik noch vor einem feinfühligen intuitiven Verständnis rechtfertigen.
     Das Werk enthält zahlreiche Widersprüche und ist auch stilistisch nicht einwandfrei. Vor allem aber bringt es ein vollkommen verzerrtes Bild von Bruckners menschlichem und künstlerischem Charakter. Dieser Umstand macht (wenn sich das Buch auch den Eingeweihten als eine literarische[sic] wertlose, sehr bedenkliche Veröffentlichung darstellt) es jedem Brucknerverehrer zur Pflicht, öffentlich dagegen Stellung zu nehmen.
    Ganz gerechtfertigter Weise grollen die Unterzeichneten dem Verfasser auch deswegen, weil er, als engerer Landsmann Bruckners und des von ihm ausdrücklich bestimmten Biographen (Göllerich) den traurigen Mut aufgebracht hat, dem binnen kurzem erscheinenden Hauptwerke über unseren Meister ohne Not eine Art Konkurrenzwerk entgegenzustellen.
     Er hat sich dadurch gegen den ausdrücklichen Willen Bruckners versündigt.
      Die Unterzeichneten fordern auf Grund der im Vorstehenden kundgegebenen Meinungen jeden, dem die deutsche Kunst am Herzen liegt, auf, diesen Sachverhali zu berücksichtigen und für die möglichste Verbreitung desselben zu sorgen.
      Juli 1911.
[im folgenden sind alle Vor- und Nachnamen gesperrt gedruckt]
Max Auer, Lehrer und Musikschriftsteller, Vöcklabruck. Karl Berter, Mitglied des Wiener Konzertvereines, Wien. Franz Brunner, k. k. Uebungsschullehrer, Verfasser des ersten Lebensbildes Anton Bruckners, Linz. Paul Caro, Komponist, Schüler Bruckners, Breslau. Otto Csuda, Mitglied der „Wiener Konz.- Ver.", Wien. Prof. Rudolf Dittrich, k. k. Hoforganist, Schüler Bruckners, Wien. Karl Doktor, Konzertmeister des „Wiener Konz.-Ver.", Wien. Ferd. Edlinger, Tonkünstler, Wien. Toni Fischer, Chormeister, Innsbruck. H. Graeser, Mitglied des „Wiener ner [sic] Konz.-Ver., Wien. Adolf Grohmann, Konzertmeister des „Wiener Konz.-Ver., Wien. Richard Harand, Mitglied des „Wiener Konz.-Ver.," Wien. E. Hetsch, Mitglied des „Wiener Konz.-Ver.," Wien. Oskar Holger, Mitglied des „Wiener .Konz.-Ver.," Wien. Prof. Kamillo Horn, .Komponist, Schüler Bruckners, Wien. Adolf Kirchl, Ehrenchormeister des „Schubertbund," Komponist, Wien. Alois Königsdorfer, Klagenfurt. J. Krump, Mitgl. des „Wiener Konz.-Ver., Wien. Dr. Ferd. Leutner, .Hofrat, k. k. Univ.-Professor, Innsbruck. Richard Matthes, Mitglied des „Wiener Konz.-Ver.," Wien. Robert Mayrhofer, Musikschriftsteller, Brixen. Max v. MilIenkovich-Merold[sic], k. k. Sektionsrat, Schriftsteller, Wien. Franz Moißl, Tonkünstler, Graz. Alex. Myon, Musikkdirektor [sic], Brixen. Franz Neuhofer, Lehrer und Domorganist, Linz. J. L. Nicodé, .Komponist, Langebrück (Sachsen). Siegfr. Ochs, Dirigent des „Phil. Chores", Berlin. Alois Peyrl,     Fach- und Musiklehrer, Linz-Urfahr. Josef Pfund, Konzertsänger [siehe die Anmerkung], St. Joachimstal (Böhmen). Josef Portele, Mitglied der k. k. Hofoper, Wien. Franz Prammer, k. k. Uebungsschul- und Musiklehrer, Linz. Josef Pembaur, Musikdirektor, Schüler Bruckners, Innsbruck. Josef Reiter, Komponist, Direktor des „Mozarteums", Salzburg. Franz Schalk, k. k. Hofkapellmeister, Schüler Bruckners, Wien. Franz Schaumann, k.. k. Oberlandesgerichtsrat, Ehrenvorstand des „Wiener Ak. Gesangvereines", Obmann des „Wiener Ak. Wagnervereines", Wien. Alois Schaus berger, Mitglied des „Musikvereines", Linz. Karl Stiglbauer, k. k. Oberlandesgerichtsrat i. P., Linz. F. Stix, Mitglied des „Wiener Konz.-Ver.," Wien. Martin Spörr, Kapellmeister des „Wiener Konz.- Ver.," Wien."
 


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 191108045, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-191108045
letzte Änderung: Mär 09, 2025, 17:17