zurück Dezember 1929 ID: 192912006

In der Zeitschrift für Musik werden die ersten Konzerte der Berliner Saison besprochen, darunter jenes vom 21.10.1929 mit der 8. Symphonie:
   »[...] Furtwängler, am ersten Konzertabend mit endlosem Jubel empfangen, gestattet die restlose Ausschaltung kritischer Verstandestätigkeit, erstreckte den Bann seiner Suggestivkraft in der liebevollen Ausbreitung von Bruckners »Achter« auch auf den teilnahmslosesten, von der Schwerkraft Bruckners leicht überanstrengten Zuhörer, und beglückte durch tiefste Beseelung seines einheitlichen, stets die große Linie wahrenden Vortrages. Als Solist sicherte sich Wladimir Horowitz durch die stark virtuos betonte Darstellung des B-dur-Konzertes von Brahms den Dank der Hörerschaft. [...]« (a).

Bruckner-Meldungen in Heft 3 der »Musik« XXII:

Alfred Einstein schreibt aus Berlin:
   »... Im übrigen danken wir Furtwängler eine im Klang unendlich farbige Wiedergabe von Bruckners Achter, ...«,
über Otto Klemperer: »Er hat der Bruckner-Seligkeit dieses Berliner Winters ebenfalls seinen Tribut dargebracht mit einer, die Wahrheit zu sagen, allzu affektbetonten Aufführung der Neunten Symphonie ...«
und über das Berliner Symphonie-Orchester unter Ernst Kunwald: »Eine impetuose Aufführung von Bruckners Dritter Symphonie bleibt im übrigen in stärkster Erinnerung.« (*).

Über Klemperers Konzert äußert sich auch Hugo Leichtentritt:
   »Bruckners neunte Symphonie geriet diesmal Klemperer nicht so aus einem Guß, wie man sonst bei ihm gewohnt ist, wenn er Bruckner dirigiert.« (**).

Theodor Wiesengrund-Adorno schreibt über das erste Montagskonzert unter Hans Rosbaud in Frankfurt:
   »... gab es eine saubere und doch nirgends tumbe »Sechste« von Bruckner.« (***).

Wilhelm Zinne berichtet aus Hamburg über Karl Muck:
   »Im zweiten »Philharmonischen« hatte er als Letztes Bruckners »Neunte« aufgeführt in Trunkenheit aus Stimmungstiefe und Unendlichkeitsgefühl, aus Weltschauen und überstrahlenden Klängen des Einsamen, dem Muck viereinhalb Jahrzehnte gedient als Statthalter und Botschafter. Auch am letzten Tage seiner Siebzig hat Muck noch in Stuttgart Bruckner gedient: mit der »Siebenten«.
Ebenfalls aus Hamburg: »Von Furtwängler und den Berlinern haben wir Bruckners »Achte« vernommen, zwar ohne die schändlichen Striche im Des-dur-Satz, dafür gekürzt im Final. (Muck kürzt keinen Bruckner!) Sonst eine Leistung aus der Macht des Willens und geläuterter Planmäßigkeit, aus Innerlichkeit und Weihe.« (°).

Walther Jacobs meldet Aufführung von 150. Psalm und 8. Symphonie unter H. Abendroth in der Großen Halle der Messe in Köln (°°).

Alexander Eisenmann schreibt aus Stuttgart über Karl Mucks letztes Konzert:
   »Bruckner (E-dur-Sinfonie) eignet sich hervorragend für einen äußerlich ruhig sich verhaltenden, dabei stets den Kern der Musik erfassenden und mit feinem Ohr alle Klangabstufungen regulierenden Kapellmeister.« (°°°).

Heinrich Kralik meldet aus Wien:
»wenn Furtwängler mit den Philharmonikern musiziert und die wunderbaren, aus katholisch frommen [sic!] und gleichzeitig heidnisch freiem Gemüt erschauten Phantasmagorien der »Achten« von Bruckner nachdichtet, in einer vortrefflichen Aufführung, der aber doch irgendwie der ruhige, breite und tiefe Bruckneratem fehlte.« (#).

In der Kieler Konzertsaison ist die 9. Symphonie unter Fritz Stein vorgesehen (##).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 192912006, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-192912006
letzte Änderung: Feb 15, 2024, 16:16