zurück Schuljahr 1877/78 ID: 187710006

Unterrichtsbeginn am Wiener Konservatorium am 21.9.1877 (a).
Der Lehrplan (stand spätestens am 16.7.1877 fest (b)) lautet für Bruckners Fächer:
»6. Vorbildungsschule für Orgel. [/] Ein Jahrgang mit wöchentlich 2 Stunden für 4 Schüler. [/] Herr Professor Bruckner. [/] Vorkenntnisse: Fertigkeit im Clavierspiele, entsprechend dem absolvirten 2. Jahrgange der Vorbildungsschule für Clavier; Kenntniß der allgemeinen Musiklehre. [/] Alter: 13 Jahre. [/] Jährliches Schulgeld 100 fl. [/] Lehrstoff: Uebung im Manual- und Pedalspiele nach Rink's Orgelschule.
7. Ausbildungsschule für Orgel. [/] Zwei Jahrgänge mit wöchentlich 2 Stunden für 4 Schüler. [/] Herr Professor Bruckner. [/] Alter: 14 Jahre. [/] Jährliches Schulgeld 120 fl. [/] Lehrstoff für beide Jahrgänge: Höhere Aufgaben des Orgelspiels: Fugen, Sonaten, Concerte; Uebung im Generalbaßspiele.« (c).
»2. Schule für Harmonielehre. [/] Ein Jahrgang mit wöchentlich 6 Stunden. [/] Herr Professor Krenn [/] "  " [= Herr Professor] Bruckner } Parallelclassen. [/] Vorkenntnisse: Allgemeine Musiklehre; Clavierspiel entsprechend dem Lehrstoffe des 2. Jahrganges der Schulen für Clavier als Nebenfach. (B. 3.) [/] Jährliches Schulgeld 120 fl. [jedoch war für Gesang- und Instrumentalschüler Musiktheorie unentgeltlich] [/] Lehrstoff: Intervalle und deren Umkehrungen, Accordlehre, Modulation. Harmonisirung gegebener Melodien, Erfindung im reinen 4stimmigen Satze (Choral), Ausbildung der Melodie, freie Figuration.« (d).
»4. Schule für Contrapunct. [/] Zwei Jahrgänge [/] Erster Jahrgang mit wöchentlich 4 Stunden. [/] Herr Professor Krenn [/] " " [= Herr Professor] Bruckner } Parallelclassen. [/] Zweiter Jahrgang mit wöchentlich 2 Stunden. [/] Herr Professor Bruckner. [/] Vorkenntnisse: Harmonielehre, entsprechend dem Lehrstoffe der Harmonielehre (C. 2); Clavierspiel, entsprechend dem Lehrstoffe des 3. Jahrganges der Schule für Clavier als Nebenfach. (B. 3.) [/] Jährliches Schulgeld 120 fl. [/] Lehrstoff: im 1. Jahrgange: einfacher und doppelter Contrapunct der Octave, Nachahmung, einfache Fuge. [/] im 2. Jahrgange: drei- und vierfacher Contrapunct, Fuge mit mehreren Subjecten, Canon.« (e).

Im Kapitel »B. Unterrichtsleitung« des Jahresberichts ist zu lesen:
»4. Lehrkörper:*) [Fußnote, ohne Bruckner-Bezug]
I. Ordentliche Lehrer.
[...] 5 Herr Anton Bruckner, Professor (Harmonielehre, Contrapunct und Orgel).« (f).

Am Konservatorium unterrichtet Bruckner folgende Schüler in Theorie:
Heinrich Eisner (»aus Ustron, 19 J.«) (Harmonielehre), Paul Janko (»Jankó Paul v., aus Totis, 21 J.«) (H), Carl Kehlendorfer (»16 J.«) (H), Adolf Kmoch (»14 J.«) (H), Ferdinand Löwe (»14 J.«) (K), Paul Lorenz (»aus Hradschin, 17 J.«) (H), Bela Mandl (»aus Zenta, 19 J.«), Heinrich Salzmann (»aus Temesvar, 22 J.«) (H), Josef Schalk (»20 J.«) [*], Richard Schultz (»14 J.«) [**], Franz Weber (»20 J.«) (H), Hanns Winter (»aus Ebensee, 20 J.«) (K) und Josef Zaschel (»15 J.«);
als Orgelschüler sind Berthold Fröhlich (»aus Brünn, 25 J.«), Rudolf Krzyzanowsky (»aus Eger, 19 J.«), Emil Langsfeld (»aus Pest, 16 J. - Org- V. I., Hml.«), Fortunato Luzzatto (»aus Triest, 21 J. - Org. V.I., Comp.II.«), Robert Schleicher (»aus Ritzingen, 23 J. - Org. A. I., Cpt.«) und Franz Weber (»aus Raab, 20 J. - Org. A. I., Cpt.«) überliefert (g).

U.a. folgende Schüler dieses Schuljahres spielen in Bruckners späteren Jahren noch eine Rolle:
Mathilde Kralik (»aus Linz, 19 J.«), Johann Kreuzinger (»aus Jägerndorf, 20 J.«), Emil Lamberg (»aus Pest, 15 J.«), Carl Lillich (»16 J.«), Ferdinand Löwe (»14 J.«), Rudolf [Raoul] Mader (»aus Preßburg, 21 J. - Hml., Clv. III., G. d. M.«), Gustav Mahler (»aus Iglau, 17 J.«), Anton Meißner (»15 J.«), Ludwig Oblat (»aus Totis, 16 J.«), Rosa Papier (»aus Baden, 19 J.«), Guido Peters (»aus Graz, 11 J.«), Hans Rott (»Rott Hanns, 19 J. - Comp.«), Franz Schalk (»14 J.«), Franz Schaumann (»aus Stockerau, 15 J.«), Theodor Schwendt (»aus Winzendorf, 12 J.«), Friedrich Spigl (»18 J.«), Julius Stern (»20 J. - Cpt.«), Alfred Stroß (»19 J. - Comp.«) und Franz Zottmann (»aus Hainburg, 19 J.«) (h).

Von den 6 Orgelschülern gehören 3 zur Ausbildungsschule. Der »Uebersicht der in den einzelnen Lehrfächern unterrichteten Schülerzahl.« ist zu entnehmen, daß von den Orgelschülern 1 halb und 5 nicht vom Schulgeld befreit waren. 8 Schüler (davon 1 Stiftling) hörten Harmonielehre als Hauptfach und 7 Kontrapunkt (davon 1 halb, 1 ganz befreit). Als Nebenfächer wurden Harmonielehre von 114 und Kontrapunkt von 27 Schülern besucht (i).

Auszug aus der »Unterrichtsstatistik«:
»A. In den Vorbildungsschulen. [...] Orgel, 1 Jahrgang. [/] Schülerstand: systemisirter: 4, effectiver: 1. [/] Monatlich ertheilte systemisirte Lehrstunden: 8, sonach im Jahre ... 80 [...]
B. In den Ausbildungsschulen. [...] Orgel, 2 Jahrgänge. [/] Schülerstand: systemisirter: 4, effectiver: 2. [/] Monatlich ertheilte systemisirte Lehrstunden: 8, sonach im Jahre ... 80 [...]
C. In der Musiktheorie. [/] Harmonielehre, 1 Jahrgang. (2 Parallelschulen.) [/] Effectiver Schülerstand: 21. [/] Monatlich ertheilte systemisirte Lehrstunden: 48, sonach im Jahre ... 480 [/] Contrapunkt, 2 Jahrgänge. (2 Parallelclassen.) [/] Effectiver Schülerstand: 20. [/] Monatlich ertheilte systemisirte Lehrstunden: 40, sonach im Jahre ... 400 [/] (j).

Göllerich [war weder am Konservatorium noch privat Bruckners Schüler (°)] besucht als einer der ersten Bruckner in seiner neuen Wohnung (°°).

[1877 - 1879] Robert Spitzer (1861 - 1924, ab 1920 Richard Robert) studiert am Wiener Konservatorium bei J. Epstein, Krenn und Bruckner (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187710006, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187710006
letzte Änderung: Feb 19, 2024, 10:10