zurück 1.1.1885, Donnerstag ID: 188501015

Emil von Hartmann (signiert »E. v. H.«) schreibt in der Deutschen Kunst- und Musikzeitung (Jahrgang XII) Nr. 1 auf S. 3 über das Konzert vom 22.12.1884 (in Anwesenheit Bruckners). Er erwähnt Löwe (4. Symphonie und 1. Symphonie) und Josef Schalk (3. Symphonie), die Aufführung der 7. Symphonie unter Nikisch in Leipzig 30.12.1884] und Levis Pläne für München [10.3.1885]. Das Quintett werde demnächst von Hellmesberger gebracht [8.1.1885], und eine Aufführung des »Te deum« werde vom Wiener Akademischen Wagner-Verein geplant [2.5.1885].
»Eine künstlerische That [... Text bei 120/77f mit minimalen Abweichungen ... Bruckner's VII. ... Hofcapellmeister ... an's ...] [Fußnote zu »sieben herrliche Symphonien*)«:] »*) Von den sieben Symphonien ist bis jetzt eine einzige (die IV. [sic!] in D-moll) bei Th. Rättig in Wien im Druck erschienen.« [Fortsetzung des Haupttextes (wie bei 120/78) ...] zu würdigen wissen wird. (Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß Hofcapellmeister Hellmesberger in seiner nächsten Kammermusik=Soirée Bruckner's "Quintett" und der Wiener akademische Wagner-Verein im Frühjahre ein "Te Deum" des genannten Meisters zur Aufführung bringen wird.) Auf die Details der neulich gehörten Bruckner'schen Symphonie=Sätze des Näheren einzugehen [... ohne Notenbeispiele unmöglich ... »Gehet hin und höret!« ... Lob für die Pianisten ... Bruckner umjubelt ... Dank für den Wotan-Monolog des 2. Walküren-Aktes, endlich ohne Striche ...] Herr Richard Hirsch sang denselben, von Herrn Schalk begleitet, mit etwas spröder Stimme, aber vortrefflicher Declamation. E. v. H.« (*).

(**) Die Zeitschrift »Lyra« Nr. 7 erwähnt auf S. 3f (signiert »A D-r.«) die Aufführung der 1. Symphonie [am 22.12.1884]:
»Concerte. [... über Konzerte der Philharmoniker und der Singakademie ...].
     Endlich noch etwas vom Bruckner=Abend. Er hatte einen wohlgefüllten Saal (Bösendorfer), tüchtige Leistungen und den besonders günstigen Erfolg der 1. Symphonie des Concert=Führers zu verzeichnen, A. Bruckners bestes opus fand stürmischen Beifall und auch einen Riesen=Lorbeerkranz als öffentlichen Kunst=Dank. Man kann auch diesen diesmal sanctioniren.
A D–r.« (**).

Besprechung der 7. Symphonie durch Bernhard Vogel in den Leipziger Neuesten NachrichtenConcert im Neuen Theater«) (***)

und durch Hans Merian im Leipziger Tageblatt Nr. 1 auf S. 18:
"                       Musik.
                 Neues Theater.

     * Leipzig, 30. December. Wenn Leipzig nicht schon an und für sich so viele wahrhaft gediegene musikalische Genüsse bieten würde, so könnte man es eigentlich bedauern, daß sich die Räume des neuen Theaters nicht öfters in einen Concertsaal umwandeln, denn das heutige Concert, das als eine Leistung ersten Ranges bezeichnet werden muß, hat wiederum gezeigt, was unser Orchester kann und vermag. Das Programm enthielt ausschließlich Werke, die der neueren Richtung angehören und dadurch wurde die Aufführung besonders interessant. [... Lob für Liszts "Les Préludes" ...]. Nicht dieselben Vorzüge kann man der Symphonie von Anton Bruckner nachrühmen. [... "Erwartungen nicht recht erfüllt" ... Publikum "verhielt sich ziemlich kühl" ... Wagner-Reminiszenzen ...]. Die ganze Composition hat mehr einen theatralisch=dramatischen als einen symphonischen Charakter, sie macht einen ähnlichen Eindruck, wie wenn Jemand sich an das Clavier setzt und sich in freier Phantasie über bekannte Themen ergeht und dieselben, ohne ein festes Ziel im Auge zu haben, klangschön, aber bedeutungslos mit einander verwebt und verarbeitet .  .   Einen wahrhaft erfrischenden Eindruck machten dagegen die im zweiten Theile des Concertes aufgeführten zwei Bruchstücke aus der "Götterdämmerung". Hier zeigte es sich deutlich, wie weit der Meister allen seinen Schülern überlegen ist. [... über die Werke des 2. Teils ...].
     Im großen Ganzen kann das Concert als ein gelungenes bezeichnet werden. Die Leistung des Orchesters ist als eine wundervolle anzuerkennen. Die Klangwirkung war bei der sinnvollen terrassenförmigen Anordnung und der vollständigen Abschließung der Bühne nach allen Seiten hin, besonders auch nach oben, ganz vorzüglich. Herr Capellmeister Nikisch zeigte sich wiederum an diesem Abend als ungemein genialer Dirigent, der es versteht, in jedem Werke die einzelnen Schönheiten in origineller Auffassung zur Geltung zu bringen.                   Hans Merian." (°).

[Eine dieser Zeitungen oder ein anders Blatt? 1.1.1885?]
Fragment aus einer Leipziger Zeitung mit Theaterannoncen, vermutlich aus Bruckners Besitz (°a).

Ende des für den Leipzig-Aufenthalt bewilligten Urlaubs (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188501015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188501015
letzte Änderung: Dez 23, 2023, 17:17