zurück 30.12.1885, Mittwoch ID: 188512305

Bruckner besucht in der Schottenkirche eine Hl. Messe zum Andenken an Marie von Czerny (*).

Erster Teil eines Artikels von Theodor Helm über Bruckner in [Fritschs] Musikalischem Wochenblatt Nr. 1 (Leipzig) auf S. 4 - 6:
           »Biographisches.
                Anton Bruckner.
                     (Mit Portrait.)
                           I.
     Es dürfte wohl nicht oft vorkommen, dass ein bedeutender Tondichter, der durch mehrere Jahrzehente [sic!] hindurch ununterbrochen auf das Fleissigste und im grössten Stile geschaffen, erst sein sechszigstes [sic] Lebensjahr erreichen muss, um über die Grenzmarken seines Heimathlandes auch nur genannt zu werden, dann aber auch sofort, und zwar durch ein einziges Werk zum gefeierten Manne des Tages wird. [... ausführlich zur Biographie (bis zur London-Reise 1871), um das Vorurteil zu entkräften, Bruckners Werke hätten keine solide technische Basis; keiner habe gründlicher studiert ...] Das ergibt sich wohl zur Genüge aus vorstehender Skizze, die sich grösstentheils an einen in der Wiener "Allgemeinen Kunst-Chronik" erschienenen Aufsatz von Professor Dr. H. M. Schuster anschloss, welcher die einschlägigen Daten von Bruckner selbst mitgetheilt erhielt.      Dr. Th. Helm.« (**).
Diese Nummer 1 des 17. Jahrgangs (1886) bringt auf S. 9 einen von R. Loes und Theodor Mayerhofer gestalteten Druck [IKO 34] des Hanfstängl-Photos [vom 8./9.3.1885] (**a).
Auf S. 14 ist in der Rubrik »Musikalien- und Büchermarkt.« notiert:
     »Eingetroffen:
[...]
Bruckner, Anton, 7. Symph. (Wien, Albert J. Gutmann.)« (**b).

Artikel über die 3. Symphonie in New York [am 5.12.1885] im Linzer Volksblatt Nr. 298 auf S. 2:
      » - Bruckner's D-moll Symphonie. Die New=Yorker "Tribüne" schreibt über die am 6. Dezember [sic] d. J. in New=York aufgeführte D-moll Symphonie von A. Bruckner: "In dem zweiten Konzerte der Symphonie=Gesellschaft, das im Opernhause stattfand [... Text mit geringen Abänderungen, aber deutlichen Kürzungen von der Wiener Zeitung vom 22.12.1885 übernommen ...] Die Symphonie wurde mit lebhaften Beifallsäußerungen gehört.« [keine Signatur] (***).

Das Neue Wiener Tagblatt Nr. 359 weist auf S. 3 des Abendblatts (Neues Wiener Abendblatt) auf das heutige Konzert hin: " * Der Wiener akademische Richard Wagner=Verein hält heute Abends seinen vierten internen musikalischen Abend ab, und zwar um halb 8 Uhr im kleinen Musikvereinssaale. Hiebei gelangen zur Aufführung Musikstücke von J. S. Bach, Ch. Gluck, Tartini, A. Bruckner, F. Liszt, Richard Wagner." (°).

Beim 4. internen Musikabend des Wiener Akademischen Wagner-Vereins im Kleinen Musikvereinssaal (°a) spielen Ferdinand Löwe und Josef Schalk auf 2 Klavieren den 1. und 3. Satz der 7. Symphonie (°°).
Auf dem Programm stehen außerdem Werke von J. S. Bach (Kantate »Wie schön leucht' uns der Morgenstern«, die Tenorarie bearbeitet von Robert Franz, mit Helene Marschall, Franz Schaumann, Hermann Nigg, dem Vereinschor und Robert Erben), Gluck (Arie der Alceste mit Rosa Papier-Paumgartner und Hans Paumgartner), Tartini (g-Moll-Sonate [=Teufeltriller-Sonate?] mit Arnold Rosé und Robert Erben), Liszt (137. Psalm mit Rosa Papier-Paumgartner, Arnold Rosé, Christine Brioschi, Robert Erben und Rudolf Bibl) und Richard Wagner (Siegfrieds Rheinfahrt aus der »Götterdämmerung« mit Josef Schalk und Ferdinand Löwe). Dirigent ist Franz Köstinger (°°°).

Kastner's Wiener Musikalische Zeitung, Jahrgang 1885/86, Nr. 14, berichtet auf S. 241 vom 5. Museumskonzert in Frankfurt [4.12.1885], in dem die 3. Symphonie keinen Anklang gefunden habe, und erwähnt dabei die Aufführung die Karlsruher Aufführung der 7. Symphonie [Adagio, 30.5.1885]:
      »Frankfurt a. M. (Orig.-Corresp., Forts. und Schluss.) Ueber das fünfte Museumsconcert Ihnen zu berichten, fällt mir wahrlich schwer; es waltete ein Unglücksstern darüber, und bitter habe ich mich getäuscht, als ich anfangs der Saison annahm, des Museumsvorstandes fester und löblicher Entschluss sei es, uns mit lauter interessanten Concerten - reich an Novitäten und neuen Erscheinungen - zu bedenken. So viel die ersten drei versprachen, so wenig hielten die nachfolgenden. Es wurde uns zwar diesmal eine Novität aufgetischt: Symphonie in D-moll von Anton Bruckner, aber wie sehr wäre es im Interesse des Componisten und der Zuhörerschaft gelegen gewesen, diese Aufführung zu unterlassen; dem Componisten zuliebe, weil Herr Bruckner (nebenbei gesagt ein Wiener), welcher in der Musikwelt sich bereits eines ansehnlichen Rufes erfreut, man daher von ihm Besseres erwarten durfte, durch die Vorführung dieses Werkes das Urtheil über sein Können in ein bedenkliches Schwanken gebracht hat [... nicht wertlos, musikalisches Talent, gewisse Gewandtheit in der Form, aber es fehle Originalität, die eigene Idee, bedenklich seien die naiven Reminiszenzen ...] Nach alledem brauche ich wohl kaum hinzuzufügen, dass die Aufnahme des Werkes, welches von unserem Orchester mit grossem Fleiss einstudirt und brillant vorgetragen wurde, seitens des Museumspublicums keine warme, stellenweise sogar eine sehr kühle war. Herrn Bruckner's E-dur-Symphonie soll ein bedeutendes Werk sein und bei der letzten Tonkünstler-Versammlung in Carlsruhe allgemeinen Beifall gefunden haben; warum hat er in Frankfurt nicht mit dieser debutirt? [...] [Signatur vermutlich auf S. 242] (#).

Auf S. 244 ist zu lesen:
     »... mit der Aufführung der mit so großen Spannung erwarteten Symphonie von Bruckner sind wir auf den Monat Februar vertröstet.« [7. Symphonie, 21.3.1886] (##).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188512305, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188512305
letzte Änderung: Apr 07, 2023, 8:08