zurück 25.3.1886, Donnerstag ID: 188603255

(*) Theodor Helms Besprechung der 7. Symphonie erscheint in der Morgenausgabe der Deutschen Zeitung Nr. 5110 auf S. 1 - 3; darin wird auch Hans Richters Rede vom Festbankett und aus Kritiken von Sittard und Porges zitiert:
        »Die E-dur-Symphonie von Anton Bruckner.
    So ist denn die Hoffnung vieler ernster Kunstfreunde erfüllt und die große Siebente Symphonie unseres vaterländischen Tonmeisters Anton Bruckner [...] endlich auch in den Concertsaal der Wiener Philharmoniker eingezogen [... Hans Richters Rede ...]
[... Text wortgetreu bei 366/24f, mit folgenden Abweichungen: ihr werdet ... wiederkommen Richter Richter ... die Freunde der ... Sittard ... erhabenen Trauergesang ... nennt, mit ... habe ... ist der erste (Allegro moderato, Alla breve, E-dur) ...]
Nein, in Wien selbst, in den Philharmonischen Concerten soll und wird künftighin jede neue Bruckner'sche Symphonie zuerst aus den Partiturblättern in tönende Wirklichkeit übertreten!«
[... Zitate aus Kritiken Sittards, Helms selbst (zum Quintett) ... Werkbesprechung ... Hinweis auf die bei Gutmann erschienene Partitur und Josef Schalks vierhändigen Klavierauszug ... über das "erhabenste Symphonie=Adagio der Gegenwart" ... das Finale habe besser als in der Generalprobe gewirkt ... über die unübertreffliche Orchesterleistung ...]
[Text ab »Ob wohl seit« wortgetreu bei 37/455ff, mit folgenden Abweichungen: Tonarten pp ... mit der Partitur*) [Fußnote: »*) Die Partitur ist im Verlage des Herrn J. Gutmann in Wien erschienen. Daselbst ist auch ein von Herrn J. Schalk verfaßter vortrefflicher vierhändiger Clavierauszug des Werkes zu haben.«] in der Hand ... wie wir wiederholt beobachtet, was ... Alla breve ...] seine schneidige Rhythmik.
   Ueber die Aufnahme, welche Bruckner's Symphonie im Philharmonischen Concerte fand, was für großartige Ovationen der Tondichter von seinen bereits eine recht stattliche Gemeinde bildenden Verehrern empfing, berichteten wir schon im Morgenblatte vom 23. d.
   Es sei nur noch bemerkt, daß die Aufführung - wie ja eigentlich der Leser schon unseren voranstehenden Zeilen entnommen hat - bis auf eine einzige, im Adagio nicht zu voller Geltung gebrachte Trompetenstelle, eine unübertreffliche war, und daß sowohl das Orchester, als sein genialer Dirigent Hans Richter einen wahren künstlerischen Ehrentag zu verzeichnen haben.
[... kurze Bemerkung zu den anderen Programmnummern (10 Zeilen) ...] 
Theodor Helm.« (*).

(*a) Eine Besprechung Helms erscheint auch als »Wiener Musikbrief« im Pester Lloyd Nr. 84:
           "Wiener Musikbrief.
     [...] Heute haben wir über eine Reihe großartiger Orchester-Konzerte zu berichten. [... Wagner-Verein am 9.3.886, ausführlichst über Berlioz' »Fausts Verdammung am 17.3.1886 ...] Der oft zitirte Satz "Nemo propheta in patria" hat sich buchstäblich an dem unglücklichen Hector Berlioz erfüllt, er paßt aber gar lange auch auf das Schicksal eines österreichischen Tonkünstlers, welchen wir [sic], wie auch unser geehrter Kollege L. H-i. an dieser Stelle erwähnte: wir meinen den genialen Kirchen- und Symphonie-Komponisten Anton Bruckner in Wien. Dieser gottbegnadete Künstler [... seit Herbecks Tod zum Schweigen verdammt ...] Nun geschah das Unglaubliche. [... Erfolge der 7. Symphonie im Ausland, Lob von Marxsen ...] (man hat uns in den betreffenden Brief Einsicht erlaubt): "Es könne wohl Niemanden hier in Hamburg oder Altona geben, den dieses Werk mit solcher Freude, solcher Begeisterung und Hochachtung vor Bruckner's Genie, seinem enormen Wissen und Können erfüllt habe, als ihn. Und er würde sich die neue Symphonie vom Anfang bis Ende mit voller Andacht anhören und sollte sie zehnmal hintereinander aufgeführt werden; er sei überzeugt, jedes Mal würden ihm neue Schönheiten aufgehen. [... Philharmoniker bei der Planung anfangs nolens volens, doch schon in der ersten Probe begeistert ... der 21. März] für Bruckner vielleicht zugleich der Anfang eines neuen künstlerischen Frühlings im Leben und Schaffen, in der Werthschätzung der Zeitgenossen. [... die Symphonie] wurde von der großen Majorität der Anwesenden mit begeistertem Beifalle aufgenommen. Schon nach dem ersten Satze mußte der Komponist fünf- bis sechsmal vor dem Publikum erscheinen [...] Es muß freilich konstatirt werden, daß ein Theil der nur um der lieben Mode willen in den philharmonischen Konzerten erscheinenden Parquetbesucher schon nach dem erhabenen, aber sehr langen Adagio das Weite suchte. [... umsomehr Applaus der Zurückbleibenden ... Bemerkungen zum Werk selbst ... die Krone sei das Adagio ... Beziehung zu Wagner ... Wunderliches, Bizarres ... »der Eindruck des Genialen, Bedeutenden überwiegt« ...] man hat es hier mit einem Werke zu thun, das groß in der Anlage, überreich in den Details seinen Schöpfer zu einem der hervorragendsten modernen Instrumental-Komponisten stempelt, auf symphonischem Gebiete nur einen einzigen ebenbürtigen, lebenden Rivalen kennend: seinen künstlerischen Antipoden: Johannes Brahms.
Dr. Theodor Helm.« (*a).

Brief Bruckners an die Wiener Philharmoniker:
    Dankt Hans Richter und dem Orchester für die ausgezeichnete Wiedergabe der 7. Symphonie (**).

Brief Bruckners an Wolzogen:
    Dankt für den Besuch; er, unwissend, mußte auf Gegenbesuch und die Rede verzichten. Freute sich über Wolzogens Brief mit dem Gedicht [Sonnengesang des Hl. Franz von Assisi (***)]. Er sei jetzt in der 8. Symphonie »vergraben«. Die 7. Symphonie unter Muck in Graz (nach 14 Proben) und unter Richter am 21.3. wurde bejubelt. Lorbeerkranz vom Wagner-Verein. Bei seiner Rede habe er Wagners gedacht. Am Morgen [22.3.] erhielt er aus Dresden durch Behn eine Wagner-Büste. Erfolg wohl bald zunichte durch Hanslick und die feindliche Presse (***a).

Brief Bruckners an den Wiener Akademischen Wagner-Verein:
    Bedankt sich für die am 21.3. erwiesene Liebenswürdigkeit [Lorbeerkranz, Festbankett] (°).

Brief Bruckners an Levi:
    7. Symphonie am 21.3. umjubelt; Lorbeerkranz vom Wagner-Verein, Festbankett. Erhielt aus Dresden eine Wagner-Büste. Aufführung am 14.3.1886 in Graz unter Muck aus Würzburg ebenso erfolgreich. Bittet um Notiz in Münchener Zeitung. Bote und Bock als Verleger zurückgetreten. Grüße an Fiedlers. Der König dürfte die Partitur bereits haben. Hanslick etc. werden feindlich, Speidel (Fremdenblatt), Frei [Frey] (Tagblatt) und Wiener Zeitung [Paumgartner] günstig schreiben. Morgenpost (23.3.1886) und Deutsche Zeitung vom 25.3.1886 [Helm] ganz herrlich (°°).

[Möglicherweise] erste Aufführung von »Ave regina coelorum« [WAB 8] in Klosterneuburg (°°°).

Aufführung des »Afferentur« durch den Chor des Neuen Domes unter Burgstaller in Linz (#).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 13 verzeichnet auf S. 166 auch die Aufführung der 7. Symphonie in Hamburg [19.2.1886]:
»Aufgeführte Novitäten.
[...]
Bruckner (A.), E dur-Symph. (Hamburg, 8. Philharm. Conc.« (##).

[Brief Bruckners an Liszt (###) siehe »Anmerkung«].


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188603255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188603255
letzte Änderung: Mai 13, 2024, 13:13