zurück 25.11.1890, Dienstag ID: 189011255

Datierung im 1. Satz der 1. Symphonie bei Takt 152, Buchstabe O (*).

Brief Bruckners an Hubert Steiner:
    Bittet um Empfehlung bei Puchstein und mehreren Freunden im Akademischen Gesangverein. Lädt zum Besuch des Konzerts am 27.11.1890 mit dem Quintett ein (**).

Kalendernotiz Bruckners:
    »Fr Kathi am 25. Nov 7 fl für Dez. gezalt.« (***).

Brief von Ludwig Thuille an Richard Strauss (in München geschrieben):
    Berichtet von der Aufführung eines Werkes. Es »... hat unter dem Zeichen Levis grossen Radau gemacht; es wurde dafür ungefähr so gewühlt und propagiert wie seiner Zeit für "Malawika" und Bruckner-Symphonie [7. Symphonie am 10.3.1885], ...« (°).

Ankündigung des Konzerts vom 27.11.1890 (mit dem Quintett) im Deutschen Volksblatt Nr. 680 auf S. 11 (Inserat):
"Kleiner Musikvereinssaal
Donnerstag den 27. November, Abends halb 8 Uhr
II. Quartett Hellmesberger
PROGRAMM
1. Bruckner, Quintett, F-dur (auf vielseitiges Verlangen) [...]"    (°°).

Das Neue Wiener Tagblatt Nr. 323 wiederholt auf S. 16 das Inserat vom 23.11.1890: "Kleiner Musikvereinssaal.
   Donnerstag den 27. November
               Abends ½8 Uhr:
           II. Quartett
     Hellmesberger

      PROGRAMM:
1. Bruckner. Quintett F-dur. (Auf vielseitiges Verlangen.)
[... Zellner, Beethoven ... Vorverkauf ...]" (°°°).

Besprechung der Münchner Aufführung des Quintetts (am 19.11.1890) in der Allgemeinen Zeitung Nr. 327 (Morgenblatt) auf S. 4:
„     II. Quartett=Soirée. Die Herren Benno Walter, Hans Ziegler, Ludwig Vollnhals und Franz Bennat brachten in ihrer zweiten, am 19. November im Museumssaale gegebenen Quartett=Soirée zwei classische Quartette, das in A-dur, op. 10 Nr. 5, von Mozart, und das in G-dur, op. 18 Nr. 2, von Beethoven, und zwischen diesen beiden unter gefälliger Mitwirkung des Hrn. Heinrich Seifert als Novität ein Quintett in F-dur von Anton Bruckner zur Aufführung. Müßten wir die zum Glück müßige Frage entscheiden, welchem von jenen beiden Meisterwerken der Vorrang zukomme, so könnten wir in keine größere Verlegenheit gesetzt werden. [… ] das von König Ludwig I. gesprochene Wort: „Keiner steht über ihm!“ Den gefährlichen Platz zwischen beiden Unsterblichen nahm Anton Bruckner mit seinem Quintett ein. Er behauptete denselben mit mehr Würde als Glück: denn wie jeder der vier Sätze das vornehme Streben zeigt, nach dem – freilich sehr verhängnißvollen – Vorbilde der letzten Quartette Beethovens der Musik neue Bahnen zu eröffnen, so ist eben dieses Streben ein allzu kühnes, ein Icarus=Flug, dessen Erfolg man immer im voraus weiß. Wir haben aus Bruckners Feder bis jetzt nur seine Symphonie in E-dur kennen gelernt. Während wir im Adagio und Scherzo derselben in der That werthvolle, Beethoven=verwandte Kundgebungen in großer Formation zu bewundern die Freud hatten, schien uns im ersten und letzten Satze der Gedankenfaden öfters durchschnitten, ähnlich wie in Beethovens letzten Quartetten. Auch das Adqgio dieses Quintetts gemahnt uns bei selbständiger Erfindung direct an Beethoven’sche Seelentiefe, und eine normaler Musikerkopf würde aus demselben durch Beschränkung der allzu großen Breite und modulatorischen Ueberschwänglichkeit, welcher sich der Componist schwelgerisch hingibt, ein Musikstück von ergreifender Wirkung zu machen wissen. In den übrigen drei Sätzen jedoch, von denen uns der erste noch der erträglichste war – obwohl auch in diesem die angegebene Haupttonart (F-dur) nur eine angebliche ist – hat sich das Aufsuchen neuer Pfade, da es nicht von dem jede Kunst bedingenden Schönheitssinn begleitet und getragen ist, bitter gerächt. Es erfüllt uns dies mit ernster und aufrichtiger Trauer über den Irrweg eines zweifellos zu Großem berechtigten Talents, auf welchen dasselbe vielleicht durch Gott weiß welche Wechselfälle des Lebens gerathen sein mag. Die Resultate dieses Irrweges aber den Quartettbesuchern zu octroyiren, können wir nicht gerathen finden. Die wenigen jungen Leute, welche selbst das sehr bedenkliche Scherzo applaudirten, sind ausgelacht worden; außerdem war der frenetische Beifall, welcher nach dem überstandenen Quintett dem ersten Satze des Beethoven’schen Quartetts gezollt wurde, ein ziemlich kräftiger Wink, daß man jenes abgelehnt habe. Das Walter=Quartett hat diesen Wink auch ohne Zweifel verstanden. Der conservativen Mehrheit aber ist zu danken, daß sie sich diesmal des Zischens enthalten hat; eine Statistik dieses an sich verwerflichen Oppositionsmittels in München würde beweisen, daß dadurch stets nur der Geist, den man bannen wollte, heraufbeschworen worden ist.“ [in der Kopie ist keine Signatur zu sehen] (#).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189011255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189011255
letzte Änderung: Okt 31, 2023, 15:15