zurück 28.5.1891, Donnerstag (Fronleichnam) ID: 189105285

Bruckner und Oberleithner besichtigen das Kronprinzenpalais Unter den Linden. Mittags gehen beide mit Göllerich und Friedrich Rösch in den Tiergarten. Göllerich und Oberleithner stellen bei Bruckner wieder Anzeichen von Nervosität und Zählzwang fest (*).

Bei der abendlichen Chorprobe des »Te deum« unter Ochs (**) ist Bruckner von der Sicherheit des Chores, speziell der Soprane, beeindruckt (***).

Bruckner lernt im Hotel Ida Buhz kennen und stellt sie Oberleithner vor (***).

Die Linzer Zeitung teilt mit, daß seit dem 27.5.1891 in der Buchhandlung Mareis das von F. Bératon gemalte Portrait Bruckners ausgestellt ist:
"     Linzer und Kronlandsnachrichten.
          Linz, 27. Mai.
[...]
     * (Porträt Bruckner.) In der Auslage des Hof=Buchhandlung E. Mareis ist seit heute das Porträt unseres berühmten Landsmannes, des Symphonikers Anton Bruckner, von F. Beraton gemalt, ausgestellt und machen wir auf dasselbe hiermit unsere Leser aufmerksam. Das genannte Porträt ist nach Art eines Studienkopfes in ganz moderner Technik behandelt und kräftig in der Farbe.Wer Herrn Bruckner kennt, wird zugeben, daß er gut individualisirt und scharf charakterisirt ist, obgleich unserer unvorgreiflichen Meinung nach der Kopf etwas zu klein gerathen ist. Bei Leuten dieses Schlages bleibt ja der Kopf die Hauptsache, wie wir dies auch bei den Porträts des Münchner Meisters Lenbach bemerken können. Vielleicht würde sich dieser Charakterkopf vortheilhafter ausnehmen, wenn er besser gestellt und etwas näher an das Auslagefenster postirt worden wäre." [keine Signatur] (°).

Die Linzer Tagespost Nr. 120 schreibt auf S. 4 ebenfalls über dieses Bild [wohl IKO 32] und zitiert aus einem bisher [2020] unbekannt gebliebenen Brief Bruckners:
     " § Im Schaufenster der Kunsthandlung Mareis auf der Landstraße sind gegenwärtig einige Kunstgegenstände von hohem Werte ausgestellt. Zunächst wäre das Bildnis Anton Bruckners zu nennen, dessen wir bereits in Nr. 115 Erwähnung gethan ahben. Bératon hat in diesem flüchtig scheinenden Werke ein Meisterstück geschaffen. Das Bild erinnert an die besten Werke moderner und alter Kunst und zeichnet sich durch eine geradezu frappierende Aehnlichkeit und Realistik aus. Es ist Anton Bruckner, wie er leibt und lebt. Bruckner selbst schreibt dem Künstler unterm 19. April 1891: "Verehrter Freund! Wenn auch erst nach bald vier Monaten, aber doch danke ich Ihnen vom ganzen Herzen für mein Bild, welches Sie so herrlich ausstatteten und mir zum Christgeschenk machten. Oft und oft spreche ich zu dem gemüthlichen Kerl, welcher neben mir hängt und Siesta zu halten scheint. Werde es stets als schöne Weihnachtsgabe in Ehren halten." Das ausgestellte Bild, eine Copie des im Besitze Bruckners befindlichen Originals, ist Eigenthum des Herrn Almroth [sic] in Steyr, des kunstsinnigen Freundes Anton Bruckners. Da der junge Künstler demnächst in Linz Aufenthalt nehmen wird, wäre zu wünschen, daß ihm Gelegenheit geboten wird, sich auch hier künstlerisch zu bethätigen." (°a).

Ankündigung des Konzerts vom 31.5.1891 (mit dem »Te deum«) in der Neuen Preußischen Zeitung Nr. 241, 1.Beilage, S. 2, signiert »-nn« (°°).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 22 gibt auf S. 283 das Programm der Berliner Tonkünstlerversammlung [»Te deum« am 31.5.1891] bekannt:
"     Vermischte Mittheilungen und Notizen.
[...]
     * Die Tonkünstler-Versammlung des Allgemeinen deutschen Musikvereins vom 31. Mai bis 3. Juni in Berlin wird ohngefähr folgenden Programmverlauf nehmen: Matinée am 31. Mai. [...] Abendconcert am selben Tage. "Te Deum" von Bruckner, Messesätze von Bruch, [...] Die Leitung der reinen Orchesterwerke wird in den Händen des neuen Hofcapellmeisters Hrn. Weingartner liegen." (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189105285, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189105285
letzte Änderung: Mai 07, 2024, 17:17