Im Feuilleton des Deutschen Volksblatts Nr. 1272, S. 1f, signiert »H. P.« [Hans Puchstein], wird auch die Aufführung der 3. Symphonie [am 9.7.1892] besprochen:
» Ausstellungsconcerte.
» Ausstellungsconcerte.
[... Übersicht ...]
Man mag über die Musik= und Theater=Ausstellung denken, wie man will, das eine müssen auch die erbittertsten Gegner des Unternehmens zugestehen, daß sie auf dem Gebiete des Concertwesens einen Umschwung angebahnt hat, der sich hoffentlich zu einem bleibenden Gewinn für das Kunstleben unserer Stadt gestaltet. [... das Ausstellungsorchester werde immer beliebter und solle erhalten bleiben ... enormes Pensum, Neustudium vieler Novitäten ...] In Rücksicht auf die besondere Bewunderung und Verehrung, die wir, seit es uns vergönnt war, die epochalen Werke Anton Bruckner's kennen zu lernen, für diesen nur mit Beethoven vergleichbaren Meister hegen, werden es unsere Leser begreiflich finden, wenn wir sagen, daß uns unter allen Kunstfragen, die in den letzten Wochen der Lösung harrten, am meisten die interessirte, welche Aufnahme die Wagner=Symphonie des genialen Symphonikers vor dem Publikum der populären Concerte finden werde, ob ihr Eindruck beim Glase Bier und den culinarischen Genüssen der Pertl'schen Küche derselbe sein werde, wie in der weihevollen Stille des Musikvereinssaales. Zu unserer innigsten Freude hat der Erfolg alle unsere Erwartungen weit übertroffen, alle unsere Hoffnungen übertrumpft. Der Jubel, der dem greisen Componisten aus dem ganzen übervollen Saale entgegenschallte, brausend, sinnverwirrend, auch den kühlsten Beobachter mit erwärmend – er ist kaum noch einer Steigerung fähig. Von allen Tischen donnerten Heil=Rufe, schallten Applaussalven, wehten die Tücher und nach jedem Satze wurde der gute Meister, dem man den berechtigten Stolz, die innige Freude über seinen Triumph vom Gesichte ablesen konnte, von dichten Schaaren, im besten Sinne des Wortes beifallswüthender Enthusiasten umringt, die ihm mit einem Händedruck, einigen wenigen Worten Glück wünschen und für den überreichen Genuß, den er ihnen bereitete, Dank sagen wollten. Wir können uns kein entzückenderes Bild vorstellen, als den Meister, der sich am Abende seines Lebens an der Begeisterung erquicken darf, die seine Schöpfungen allenthalben erwecken, umringt von den aus allen Schichten des Volkes aus jeder Alters= und Rangsclasse sich recrutirenden Bewunderern seiner Kunst. Wenigen Meistern der Tonkuunst war dies Glück vergönnt, die große Menge stand ihren Werken im vollsten Unverständnis ihres Werthes gegenüber; von den Wenigen aber, denen die Strahlen des Glückes in das noch lebensfrohe Auge leuchteten, hat kaum Einer Beifall und Anerkennung, Bewunderung und Dankbarkeit in dem Maße verdient, wie Meister Anton Bruckner. Ueber den Werth und die Bedeutung des Werkes selbst, seine Entstehung und Geschichte haben wir anläßlich der seinerzeitigen Aufführung in den philharmonischen Concerten unter Hans Richter's Leitung berichtet, wir können uns daher heute darauf beschränken, die ausgezeichnete Wiedergabe derselben durch das Ausstellungsorchester unter Professor Ferdinand Löwe's Leitung zu constatiren. Der junge Dirigent, als Arrangeur mehrerer Bruckner'scher Symphonien für das Clavier, als trefflicher Pianist und einer der durch sein Wirken erfolgreichsten Verfechter der Bruckner'schen Sache längst bestens bekannt, bewährte sich auch als Dirigent vortrefflich. [... zuletzt am Konservatorium ein eigenes Werk dirigiert ... (außer Berlioz) alles auswendig ... einige kritisierten die Tempi ...] Wir können diese Herren übrigens versichern, daß Meister Bruckner, der bei mehreren Proben zugegen war und der doch wohl der berufenste Richter in dieser Sache ist, die von seinem jüngsten Interpreten gewählten Zeitmaße ausdrücklich billigte, womit die Ausstellungen der Nergler, wenigstens was die Bruckner'sche Symphonie betrifft, in ihr Nichts zerfallen. [...auch Coriolan-, Meistersinger-Ouvertüre mit Tempomodifikationen ... als Dirigenten] werden wir ihn stets gerne an der Spitze des Orchesters wiedersehen. [... das amerikanische Konzert unter Arens ... höchstes Lob für den New Yorker Männergesangverein "Arion", 2 gute Pianisten (auf zu schrillem Steinway) ...] Auch in Bezug auf Instrumente sollten sich die Veranstalter unserer großen Concerte endlich einmal nach dem Grundsatze richten: "Warum in die Ferne schweifen, wenn der Bösendorfer ist so nah'." H. P. «
Man mag über die Musik= und Theater=Ausstellung denken, wie man will, das eine müssen auch die erbittertsten Gegner des Unternehmens zugestehen, daß sie auf dem Gebiete des Concertwesens einen Umschwung angebahnt hat, der sich hoffentlich zu einem bleibenden Gewinn für das Kunstleben unserer Stadt gestaltet. [... das Ausstellungsorchester werde immer beliebter und solle erhalten bleiben ... enormes Pensum, Neustudium vieler Novitäten ...] In Rücksicht auf die besondere Bewunderung und Verehrung, die wir, seit es uns vergönnt war, die epochalen Werke Anton Bruckner's kennen zu lernen, für diesen nur mit Beethoven vergleichbaren Meister hegen, werden es unsere Leser begreiflich finden, wenn wir sagen, daß uns unter allen Kunstfragen, die in den letzten Wochen der Lösung harrten, am meisten die interessirte, welche Aufnahme die Wagner=Symphonie des genialen Symphonikers vor dem Publikum der populären Concerte finden werde, ob ihr Eindruck beim Glase Bier und den culinarischen Genüssen der Pertl'schen Küche derselbe sein werde, wie in der weihevollen Stille des Musikvereinssaales. Zu unserer innigsten Freude hat der Erfolg alle unsere Erwartungen weit übertroffen, alle unsere Hoffnungen übertrumpft. Der Jubel, der dem greisen Componisten aus dem ganzen übervollen Saale entgegenschallte, brausend, sinnverwirrend, auch den kühlsten Beobachter mit erwärmend – er ist kaum noch einer Steigerung fähig. Von allen Tischen donnerten Heil=Rufe, schallten Applaussalven, wehten die Tücher und nach jedem Satze wurde der gute Meister, dem man den berechtigten Stolz, die innige Freude über seinen Triumph vom Gesichte ablesen konnte, von dichten Schaaren, im besten Sinne des Wortes beifallswüthender Enthusiasten umringt, die ihm mit einem Händedruck, einigen wenigen Worten Glück wünschen und für den überreichen Genuß, den er ihnen bereitete, Dank sagen wollten. Wir können uns kein entzückenderes Bild vorstellen, als den Meister, der sich am Abende seines Lebens an der Begeisterung erquicken darf, die seine Schöpfungen allenthalben erwecken, umringt von den aus allen Schichten des Volkes aus jeder Alters= und Rangsclasse sich recrutirenden Bewunderern seiner Kunst. Wenigen Meistern der Tonkuunst war dies Glück vergönnt, die große Menge stand ihren Werken im vollsten Unverständnis ihres Werthes gegenüber; von den Wenigen aber, denen die Strahlen des Glückes in das noch lebensfrohe Auge leuchteten, hat kaum Einer Beifall und Anerkennung, Bewunderung und Dankbarkeit in dem Maße verdient, wie Meister Anton Bruckner. Ueber den Werth und die Bedeutung des Werkes selbst, seine Entstehung und Geschichte haben wir anläßlich der seinerzeitigen Aufführung in den philharmonischen Concerten unter Hans Richter's Leitung berichtet, wir können uns daher heute darauf beschränken, die ausgezeichnete Wiedergabe derselben durch das Ausstellungsorchester unter Professor Ferdinand Löwe's Leitung zu constatiren. Der junge Dirigent, als Arrangeur mehrerer Bruckner'scher Symphonien für das Clavier, als trefflicher Pianist und einer der durch sein Wirken erfolgreichsten Verfechter der Bruckner'schen Sache längst bestens bekannt, bewährte sich auch als Dirigent vortrefflich. [... zuletzt am Konservatorium ein eigenes Werk dirigiert ... (außer Berlioz) alles auswendig ... einige kritisierten die Tempi ...] Wir können diese Herren übrigens versichern, daß Meister Bruckner, der bei mehreren Proben zugegen war und der doch wohl der berufenste Richter in dieser Sache ist, die von seinem jüngsten Interpreten gewählten Zeitmaße ausdrücklich billigte, womit die Ausstellungen der Nergler, wenigstens was die Bruckner'sche Symphonie betrifft, in ihr Nichts zerfallen. [...auch Coriolan-, Meistersinger-Ouvertüre mit Tempomodifikationen ... als Dirigenten] werden wir ihn stets gerne an der Spitze des Orchesters wiedersehen. [... das amerikanische Konzert unter Arens ... höchstes Lob für den New Yorker Männergesangverein "Arion", 2 gute Pianisten (auf zu schrillem Steinway) ...] Auch in Bezug auf Instrumente sollten sich die Veranstalter unserer großen Concerte endlich einmal nach dem Grundsatze richten: "Warum in die Ferne schweifen, wenn der Bösendorfer ist so nah'." H. P. «
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189207195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189207195letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11