zurück 24.7.1892, Sonntag ID: 189207245

Brief Bruckners an Levi:
     Erfuhr heute von Levis Genesung. Er selbst wende gegen seine Leiden (Leber, Venen, Magen, Ödeme) derzeit die Karlsbader Kur an. Für die Ausstellung habe er den 150. Psalm komponiert, in einem bisher unbeantworteten Brief an Bronsart [8.7.1892] die Aufführung der 7. Symphonie jedoch zur Bedingung gemacht. Ochs habe den Wunsch geäußert, das »Te deum« in Wien zu dirigieren. Ob Levi die 8. Symphonie in München noch aufführe? (*).

Ausflug mit Hynais nach Klosterneuburg (**).

Josef Stolzing bespricht in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 30 auf S. 6 die Aufführung der 3. Symphonie am 9.7.1892:
"Concerte in der Tonhalle.
American Composers' Concert und die Aufführung der D-moll-Symphonie von Anton Bruckner.

     In einem Brief an Joseph Klemm in Wien, vom 6. März 1833 datiert, schreibt Lenau aus Amerika Folgendes: [... Briefzitat über Amerika ... die Musik ist (wie Amerika) poesielos nüchtern ...Arens dirigierte auswendig ...]
     Am 9. d. M. fand in der Tonhalle eine Aufführung von Bruckner's dritter Symphonie in D-moll unter Ferdinand Löwe's Leitung statt. Das gigantische Werk wurde wieder mit größter Begeisterung angehört und der Meister, der anwesend war, stürmisch bejubelt. Es ist bekannt, welche Freude diese Symphonie Richard Wagner machte, dem sie gewidmet ist. Die Plastik und Tiefe der Themen, die Kühnheit und Größe in der Ausführung verleihen den Schöpfungen Bruckner's jene dämonische Gewalt, die alle Herzen ergreifen muß. Der Stempel göttlicher Genialität ist jedem Takte aufgedrückt, und willenlos muß der Zuhörer sich dem Eindrucke hingeben. Tadellos war die Wiedergabe keineswegs, der erste Satz und der dritte wurden zu schnell genommen, auch waren nirgends die Feinheiten herausgearbeitet, so z. B. klang die Einleitung zum Scherzo viel zu roh, auch die so mächtig wirkenden absteigenden Posaunenklänge wurden viel zu wenig energisch geblasen.
     [... Beethoven-Tempo verfehlt, Qualitätsmängel bei der "Meistersinger"-Ouvertüre, Lob für Berlioz ...]
     Das Programmbuch zu dem vorstehend besprochenen Concerte war wieder reich an Sätzen, aus denen crasser Unverstand und eine rührende Unbeholfenheit zu lesen war. Wie lange wird denn noch ein solcher blühender Blödsinn dem Publikum verkauft werden?
                                   Josef Stolzing." (***).

Aufführung des »Germanenzugs« unter Josef Schmidt im Festkonzert des Jeschken-Isergau-Sängerbundes in Reichenberg. Bruckners Komposition ist das letzte Chorwerk der 2. Abteilung. Die zweimal drei Chöre werden von insgesamt vier Orchesterwerken eingerahmt, gespielt von der Kapelle des 98. k. k. Infanterie-Regimentes unter Kapellmeister Bleischin  (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189207245, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189207245
letzte Änderung: Mai 08, 2024, 7:07