zurück 22.12.1892, Donnerstag ID: 189212225

Brief Hugo Wolfs an Oskar Grohé:
   Bruckners 8. Symphonie beweise, daß man auch heute in der absoluten Musik noch Unerhörtes zutage fördern könne (*).

Der Alpen-Bote Nr. 102 zitiert auf S. 4 aus der Kritik der Deutschen Zeitung zur 8. Symphonie [19.12.1892]:
"                  Verschiedenes.
Steyr, 22. December.
[...]
(Bruckners achte Symphonie.) Dieselbe erzielte am Sonntag in Wien bei ihrer ersten Aufführung im vierten philharmonischen Concerte, dessen Programm sie allein bildete, einen riesigen Erfolg, den selbst die verbissensten Gegner des genialen Meisters werden unmöglich ableugnen können. Das so zahlreich, wie immer in diesen Concerten, erschienene, nämlich den großen Musikvereinssaal vollkommen füllende Publicum zeigte sich, wie die "Deutsche Zeitung" schreibt, von dem gewaltigen Werke wahrhaft begeistert, namentlich aber Scherzo und Adagio schienen eine hinreißende Wirkung zu üben. Immer von neuem wurde Bruckner stürmisch gerufen, auch erhielt er drei kolossale Lorbeerkränze. Die überaus schwierige und anstrengende Aufgabe der Wiedergabe dieser vielleicht größten Schöpfung Bruckners lösten die Philharmoniker unter Hans Richters liebevoller und befeuernder Leitung auf das glänzendste. Es war dieses denkwürdige Concert ein wahres Bruckner=Fest zu nennen, welchem zwar nicht der Kaiser (der wahrscheinlich verhindert gewesen), wohl aber Kronprinzessin=Witwe Stephanie, Erzherzogin Maria Theresia und noch mehrere hohe Persönlichkeiten vom Hofe beiwohnten. Bruckner hat auf der Sonnenhöhe seines Ruhmes noch keinen glänzenderen Triumph gefeiert." [keine Signatur] (**).

Von der Aufführung der 8. Symphonie berichten auch die Steyrer Zeitung (***)

und das Linzer Volksblatt Nr. 292 auf S. 3:
"    – Bruckners VIII. Symphonie hat bei ihrer ersten Aufführung durch die Philharmoniker in Wien am vergangenen Sonntrag einen großartigen Erfolg errungen. Das "Vaterland" leitet die Besprechung des Concertes mit folgenden Woren ein: "Das Ereignis der Saison ist der großartige Erfolg der achten Symphonie Anton Bruckners im vierten philharmonischen Concerte. Mit einer Einmüthigkeit, welche dem musikverständigen Theile der Zuhörer zur Ehre gereicht, wurde das neueste Werk des großen Symphonikers bejubelt und ein Hauch der Versöhnung schwebt seit Sonntag über den Parteien, welche durch Jahre hindurch für und gegen Bruckner gekämpft haben. Bruckners achte Symphonie hat auch eine große Zahl von Gegnern des Meisters besiegt und selbst kritische Stimmen, welche sonst nur Worte der Frivolität für Bruckners Schaffen hatten, beugen sich vor der imponierenden Größe und Erhabenheit des neuen Werkes. Die Zeit ist vorüber, wo man über eine Symphonie Bruckners mit ein paar von oben herab gesprochenen Worten aburtheilen konnte; vorüber ist die Zeit schaler Witze und geistreichelnder Redensarten, mit welchen manche über ihre Pflicht, auch über Bruckner etwas zu sagen, hinwegkamen. Nun ist Raum für ehrliche Kritik und an dieser wollen Bruckners Parteigänger nicht minder loyal und sachlich mitarbeiten, wie jene, denen die Erkenntnis spät genug kam, um sie das Nutzlose einer mit ungleichen Waffen geführten Fehde erkennen zu lassen." (°).

Brief von Leo Held an Bruckner:
    Gratuliert als am meisten verehrender Schüler Bruckners zum Erfolg der 8. Symphonie. Da er nun Kapellmeister in Hamburg sei, habe er nicht nach Wien kommen können (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189212225, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189212225
letzte Änderung: Okt 19, 2024, 21:21