zurück 10.1.1894, Mittwoch ID: 189401105

In Anwesenheit Bruckners [zweite?] Aufführung des Quintetts im Konzert des Berliner Wagner-Vereins durch das Waldemar-Meyer-Quartett (*) in der Singakademie (**). Außerdem wirken Felix Dreyschock [Klavier?] und Gülzow ([2.] Viola) mit (**).

Brief Hugo Wolfs an Oskar Grohé: 
     Berichtet vom Konzert am 8.1.1894 und der Tristan-Aufführung unter Muck (***).

[Verspäteter] Bericht der Neuen Zeitschrift für Musik 90, S. 18: Bruckner werde am Donnerstag [4.1.1894] erwartet; »Te deum« am 8.1.1894 (°).

Über die Berliner Erfolge schreibt das Neue Wiener Journal Nr. 76 auf S. 5:
"   * Anton Bruckner ist gegenwärtig in Berlin Gegenstand der glänzendsten Ovationen. Sowohl im Opernhaus, als im Concertsaal wurde Bruckner mit rauschendem Beifall ausgezeichnet." (°a).

Die Deutsche Zeitung Nr. 7914 meldet auf S. 6 die Berliner Erfolge der 7. Symphonie [6.1.1894] und des »Te deum« [am 8.1.1894]:
"     – Wir erhalten aus Berlin folgendes Telegramm [Bruckners, am 9.1.1894]: Die Aufnahme von Bruckner's Siebenter Symphonie in einem im königlichen Opernhause gegebenen Concerte war glänzend, wie fast noch nie, die Aufführung unter Dr. Muck's genialer Leitung herrlich. Der persönlich anwesende Meister mußte sich von seinem Logensitz und am Schluß vom Concertpodium zahllosemale bedanken. Zwei Tage später wurde unter Director Siegfried Ochs' ausgezeichneter Leitung das Tedeum Bruckner's mit einem Erfolg aufgeführt, der jeder Beschreibung spottet. Abgesehen von dem großartigen Jubel erhielt Bruckner auch einen mächtigen Lorbeerkranz." (°°).

Von der Aufführung der 7. Symphonie im Berliner Opernhaus [6.1.1894] berichtet die Linzer Zeitung auf S. 26:
„       Linzer und Kronlands=Nachrichten.
[…]
     * (Dr. Anton Bruckners siebente Symphonie.) Am sechsten Symphonie=Abend, der im Berliner Opernhause am 6. d. unter Dr. Mucks Leitung stattfand, wurde nach Mendelssohns Melusinen=Ouverture die siebente Symphonie von Anton Bruckner (E-dur) aufgeführt, die in Berlin nur einmal vor Jahren in einem von Professor Klindworth geleiteten Concert zur Aufführung kam und für die Symphonie=Abende im Berliner Opernhause neu war. Der Referent des „Berliner Börsen=Courier“ [7.1.1896] bemerkt u. a.: „Es ist heute im wesentlichen nur festzustellen, daß die Symphonie diesmal in den prächtigen Farben, die ihr die königliche Kapelle lieh, womöglich noch bedeutsameren Eindruck machte als früher. Die Schwäche dieses Componisten, die nicht verhehlt werden soll, besteht öfter in nicht genügend organischer Zusammenfassung der verschiedenen Themen und Motive – und sie macht sich bei der E-dur-Symphonie besonders im letzten Satze geltend, der nur aus diesem Grunde an Wert gegen die drei ersten zurücksteht; aber dieser Fehler wird reichlich aufgehoben durch die, man kann sagen, berauschend schönen Themen, durch das alle Sätze durchglühende heiße und heilige Feuer und durch die wundervoll klingende Instrumentation. Wer hat nach Beethoven noch Symphonien geschrieben mit so herrlichen Themen, wie das erste des ersten oder die beiden des zweiten Satzes oder auch wie die des Scherzos? Brahms, dessen stilreine Meisterschaft sich vor allem in der Arbeit bewährt, gewiß nicht. Und auch sonst niemand. Freilich, und das ist auch ein Fehler Bruckners, daß er häufig vor lauter schönen Einfällen gar kein Ende finden kann, wie z. B. beim Adagio, dessen prächtiger Hymnus am Ende des Satzes sich so kolossal aufbaut, daß seine Höhe und Breite schier ins Unermeßliche wächst und dem dann doch noch eine lange Coda folgt, die, ungeachtet aller hübschen Sachen, die in ihr stecken, doch nur abschwächend wirken kann. Trotz allem aber ist dieser zweite Satz und ebensosehr der dritte, das Scherzo, von geradezu elementarer Gewalt und Größe. Die Aufnahme des Werkes durch das Publicum war eine im ganzen sehr freundliche, wenn auch keineswegs eine der Bedeutung der Composition angemessene – was ja bekanntlich fast niemals vorkommt. Der anwesende Componist wurde nach dem Scherzo und am Schlusse gerufen und dankte das erstemal von seiner Loge, das anderemal vom Podium aus.“ “ (°°°).

Auf die Berlin-Reise Bruckners macht auch der Welser Anzeiger Nr. 2 auf S. 6 aufmerksam:
"                 Verschiedenes.
[...]
     Professor Anton Bruckner hat sich in Begleitung seines Schülers Prinzen Bojidar Karadjordjevics nach Berlin begeben, um daselbst einem Cyclus von Aufführungen seiner Werke beizuwohnen. Am 6. d. wird seine Siebente Symphonie in der königlichen Hofoper unter der Leitung des Hofcapellmeisters Dr. Muck, am 8. das Tedeum in der Philharmonie unter der Leitung des Dr. Siegfried Ochs, am 10. das Streichquintett F-dur zur Aufführung gebracht; am 11. findet eine Wiederholung des Tedeum statt." (#).

Vom Konzert am 8.1.1894 berichten die National-Zeitung (Morgenausgabe) (##)

und die Norddeutsche Allgemeine Zeitung (###).

Notiz zum Konzert mit dem "Te deum" [8.1.1894] in "Het vaderland" Nr. 8 ('s-Gravenhage) auf S. 2:
"     Na de uitvoering van zijn Te Deum te Berlijn werd Anton Bruckner onder daverende toejuichingen op het podium geroepen. De dames De Jong en Snijders boden hem een lauwerkrans aan, meldt de N. R. Ct." (a).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189401105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189401105
letzte Änderung: Jan 29, 2024, 22:22