Brief Josef Schalks an Franz Schalk:
Spur habe ihm geschrieben, daß Franz sich über Josefs Vorwürfe beschwert habe, die jedoch vor allem dem Verhalten gegenüber Bruckner und Oberleithner galten. Da Eberle mit dem Stich beginnen wolle, habe Bruckner die Partitur der 5. Symphonie verlangt, sei aber von Josef mit Aussicht auf das Grazer Konzert vertröstet worden. Solle man jetzt die Originalpartitur zum Druck geben? (*).
Notiz über die Pariser Aufführung der 3. Symphonie am 18.3.1894 in der Österreichischen Volkszeitung Nr. 78 auf S. 4:
"Theater- und Kunstnachrichten.
[...]
–- In Paris wurde vorgestern Anton Bruckner's D-moll-Symphonie aufgeführt. Das Werk begegnete der freundlichsten Stimmung." (**).
Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 77 berichtet auf S. 1f über das Konzert der Philharmoniker [am 11.3.1894], in dem Bruckners 2. Symphonie nicht gespielt wurde (signiert "V. B." [vielleicht Victor Bause?]):
" Wiener Konzerte.
Eine wahre Hochfluth von mehr oder minder künstlerichen Aufführungen ist in der letzten Zeit über die Musikstadt Wien hereingebrochen und jagt mit ihren Wogen die Berichterstatter von Vorstellung zu Vorstellung, von einem Konzert in das andere. [...]
[... über das 7. und 8. Philharmonische Konzert (unter Hans Richter bzw. Fuchs) ... Dank dem Orchester, dennoch] können wir nicht umhin, bei allem Lobe eines argen Verstoßes zu gedenken, den die Philharmoniker begangen. Selbst auf die Gefahr hin, als Plagiator zu gelten, müssen wir mit dem vorurtheilslosesten Wiener Kritiker Dr. Theodor Helm gleichfalls die Frage berechtigen Erstaunens aufwerfen, wohin denn die angekündigte Aufführung von Anton Bruckner's II. Symphonie gerathen, und vor Allem, warum sie so spurlos verschwunden ist. Die Antwort darauf scheint uns der Wiener Großmogul der Kritik zu geben, so da spricht: "Es hat Gott und uns gefallen, über Anton Bruckner den Stab zu brechen, weil besagter Bruckner sich erkühnt – Wagnerianer zu sein. – Anathema sit! – Er ist gerichtet!" – Und die Philharmoniker, um bei dem Handel glimpflich drauszukommen und nicht die Ungnade des kritischen Thersites auf sich zu laden, machten es – wie weiland Pilatus und beeilten sich dienstwillig, Johannes Brahms, den Einzigen, dafür dreimal auf's Programm zu setzen. – "Wohl bekomm's, Mylord!" – Anton Bruckner hat allerdings dabei nicht viel verloren, da die Lieblosigkeit der Philharmoniker durch das Entgegenkommen des Wiener akademischen Wagner=Vereines, der das genannte Werk demnächst in einem seiner Konzerte aufführt, aufgewogen wird. Diese Aufführung gewinnt noch dadurch an Bedeutung, daß in derselben Siegfried Wagner, der Sohn unseres Bayreuther Meisters, dirigiren wird. Höchste merkwürdig bleibt es indeß immerhin, daß die Kaiserstadt an der Spree den Oesterreicher Anton Bruckner erst vor Kurzem auf's Freudigste begrüßte, während ihm Oesterreichs Hauptstadt nach Kräften die ihm gebührenden Ehren versagt, und eine Schande für die Wiener Journalistik ist es, daß sich außer dem erwähnten Kritiker Niemand fand, der so viel Lokalpatriotismus (wenn schon nicht Pietät) und – Muth gezeigt hätte, für Anton Bruckner mannhaft einzutreten. – Wo ist der vielgerühmte Lokalpatroismus? – Hic Rhodus, hic salta! – – –
Nunmehr zu den übrigen Kunstgenüssen [... über Lieder- und Violinabende (Cesar Thomson und Sarasate) und andere Konzerte ... Signatur auf S. 4:] V. B. " (***).
Die Neue Freie Presse Nr. 10622 weist auf S. 12 in einem Inserat auf das Konzert vom 29.3.1894 hin:
"Concert-Repertoire | des Concertbureaus der k. u. k. Hof-Musikalienhandlung | Albert J. Gutmann, Wien, Hof-Opernhaus. | Monat März: | [...] Donnerstag 29. Grosses Concert der Wiener Singakademie. | (Beethoven, Christus am Oelberge. Beethoven, Chor-Phantasie. Bruckner, Germanenzug.) | (Grosser Musikvereinssaal.) | [... 30.3. - Monat April ...]" (°).
(Gesellschaftskonzert unter Gericke mit Werken von Bach und Brahms (Requiem) (°°)).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189403205, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189403205letzte Änderung: Okt 27, 2024, 23:23