zurück 25.3.1894, Sonntag (Ostersonntag, = Mariae Verkündigung) ID: 189403255

Bruckner spielt zum Hochamt auf der Orgel in St. Florian [das letzte Mal dort]. Er improvisiert über ein laut Aigners und F. X. Müllers Bericht neu erfundenes Thema (*) und eines aus dem 150. Psalm (Mitteilung Edlingers).
Kalendereintragung Bruckners [neben dem Improvisationsthema]: »Schluß des h. Hochamtes, mit freiem Satze abgewechselt. Am Anfang des Hochamtes aus meinem 150. Psalm Anfang, dann frei Gründonnerstag (*a) [...]«.
Vermutlich dieses Orgelspiel war es, das das Ehepaar Hofmeyr aus Steyr, begleitet von seinem vierjährigen Sohn Leopold, erlebte. Auch Gäste aus Wien waren anwesend. Bruckner forderte Hofmeyr auf, über ein von ihm gestelltes Thema ebenfalls zu improvisieren (*b)
Notiz im St. Florianer Aufführungsverzeichnis: "Meister Bruckner spielte kunstvoll das Prae- und Postludium." (*c).

Besprechungen der Pariser Aufführung der 3. Symphonie [am 18.3.1894] durch Amedée Boutarel im »Ménestrel« Nr.12 (**) und Le Borne in der Zeitschrift »Monde artiste illustré« (***).

Im »Vaterland« Nr. 82 wird auf S. 6 u. a. das Konzert vom 11.3.1894 besprochen (signiert »-n.«) und in einer Vorbemerkung des Artikels bemängelt, daß die Philharmoniker ihr Versprechen, eine Symphonie Bruckners in ihre Konzertreihe aufzunehmen [2. Symphonie], nicht gehalten haben. Dies könne auch nicht mit dem Aufführungsprojekt des Wiener Akademischen Wagner-Vereins entschuldigt werden:
»          Theater und Kunst.
                     Concerte. 
                            I. 
    Die philharmonischen Concerte sind zu Ende gegangen ohne daß ihre Veranstalter eine am Beginne der Saison gegebene Zusage eingelöst haben: Bruckner's zweite Symphonie ward versprochen, aber - nicht aufgeführt. Ein plausibler Grund dieses bedauernswerthen Versäumnisses ist weder officiell mitgetheilt, noch sonst bekannt geworden. Denn der Umstand, daß der akademische Wagner=Verein beabsichtigt, eine Symphonie Bruckner's noch heuer aufzuführen, wäre gewiß kein plausibler Grund für die Philharmoniker, von der Einlösung ihres Versprechens zurückzutreten. Es ist etwas ganz anderes, wenn Bruckner in einem philharmonischen Concerte aus freiem Willen der Veranstalter zu Worte kommt, als wenn ein Verein das Opernorchester miethet und mit demselben ein Bruckner'sches Werk aufführt. Letzteres ist gewiß verdienstlich, Ersteres aber eine künstlerische und patriotische Pflicht, deren sich die Philharmoniker umso weniger entschlagen dürfen, als man bei den bekannten Wiener Musikverhältnissen der Uebergehung Bruckner's Motive zu unterschieben geneigt sein könnte, welche die künstlerische Unabhängigkeit unseres ersten Concertinstitutes zum Mindesten in Frage stellen würden. . . . . [... über das Philharmonische Konzert und das Nicolai-Konzert und Eugen d'Albert ...] Man kann sich das Werk [»Appassionata«] in gleicher Vereinigung von akademischer Genauigkeit und künstlerischer Freizügigkeit kaum anders vorstellen.                          -n.« (°).

Auf derselben Seite wird nochmals auf das Konzert vom 29.3.1894 hingewiesen:
   »[...] Das Programm enthält ferner die berühmte Chorphantasie von Beethoven, deren Clavierpart Professor Ferdinand Löwe spielt, und Bruckner's genialen Männerchor "Germanenzug".« [nicht signiert] (°°).

Die Neue Freie Presse Nr. 10627 weist auf S. 14 in einem Inserat auf das Konzert vom 29.3.1894 hin:
"Concert-Repertoire | des Concertbureaus der k. u. k. Hof-Musikalienhandlung | Albert J. Gutmann, Wien, Hof-Opernhaus. | Monat März: | [...] Donnerstag 29. Grosses Concert der Wiener Singakademie. | Bruckner, Germanenzug. Beethoven, Chor-Phantasie, Christus am Oelberg. | (Grosser Musikvereinssaal.) | [... 30.3. - Monat April ...]" (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189403255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189403255
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11