zurück 6.4.1894, Freitag ID: 189404065

Aufführung des »Germanenzugs« durch den Männergesangverein »Arion« unter Hans Rehbeck in einem Wohltätigkeitskonzert (Patronanz: Gräfin Anastasia Kielmannsegg) im Bösendorfersaal in Wien. Soloquartett: Emil Donauer, W. Kienast, Carl Mühl und Z. Mescheeder.
   Weitere Mitwirkende: Josefine v. Staßer (u.a. mit Liedern von Camillo Horn), Hr. Schuchert, Maximilian v. Ambros, Roderich Baß, L. Wesely und Louis Savart (*).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 1888 kündigt auf S. 8 die Aufführung des Quintetts am 10.4.1894 an:
"     – Der als vortrefflich bekannte Violinvirtuose Herr August Duesberg veranstaltet Dienstag, den 10. d. M., im großen Musikvereinssaale ein Concert zu volksthümlichen Preisen, das ungemein interessant zu werden verspricht. Die Vortragsordnung enthält außer mehreren Violinvorträgen des Concertgebers, Dr. Anton Bruckner's großes Streichquintett, eine Sonate [... Grieg (Duesberg und Frl. Javurek), Lieder von Hugo Wolf, Josef Reiter und Camillo Horn ...], vorgetragen von Fräulein Schönberger und Herrn Appel." (**a)

und auf Seite 10 das heutige Konzert:
"     [Der Wiener Männergesangverein "Arion"] veranstaltet heute Freitag, um halb 8 Uhr Abends, im Saale Bösendorfer, I., Herrengasse Nr. 6, ein Concert unter dem Patronate Ihrer Excellenz der Frau Gräfin Anastasia Kielmansegg. Concertleiter Vereinschormeister Herr Moriz Hans Rehbeck. [...] Bei diesem Concerte gelangt unter Anderem der "Germanenzug" von Dr. Anton Bruckner und "Nachthelle" von Franz Schubert zur Aufführung. – [... Preise, Kartenverkauf ...]" (**b).

Die Grazer Tagespost Nr. 13 schreibt in ihrem Hinweis auf die Aufführung der 5. Symphonie am 9.4.1894, signiert F. P. [Franz Petrich], daß Bruckner voraussichtlich das Konzert besuchen werde:
"    * (Orchester=Concert.) Montag, 9. d., Abends halb 8 Uhr, findet unter der Leitung des Capellmeisters F. Schalk das große Orchester=Concert statt, welches die Direction der Vereinigten Grazer Bühnen im Theater am Stadtpark veranstaltet. Das außerordentlich werthvolle und interessante Programm enthält: [... Beethoven, Richard Wagner, Liszt (Epstein) ...]; und Anton Bruckner's "Große Symphonie Nr. 5 in B-dur". Durch die Erstaufführung des gewaltigen symphonischen Tonwerkes des großen Meisters, welches bisher noch nirgends öffentlich gespielt wurde, wird sich das Concert zu Einem der bedeutungsvollsten musikalischen Ereignisse gestalten, welches durch die zu erwartende Anwesenheit des berühmten Tondichters eine besondere Weihe erhalten wird. Wir hatten in Graz schon vor mehreren Jahren Gelegenheit, zwei der großartigsten und herrlichsten symphonischen Schöpfungen Anton Bruckner's: die siebente König Ludwig II. von Baiern gewidmete Symphonie in E-dur und die vierte (romantische) Symphonie in Es-dur unter der Leitung der Dirigenten Dr. Karl Muck und Prof. Josef Schalk in vollendeter Ausführung bewundern zu können. Die Werthschätzung und die Erkenntniß von der Epoche machenden Bedeutung des größten Symphonikers der Gegenwart zieht immer weitere Kreise und stetig wachsende Bewunderung und ungeheuchelter Enthusiasmus werden den hinreißenden Meisterschöpfungen A. Bruckner's allerwärts zutheil. Die Zahl der Aufführungen der Werke des Meisters an den verschiedenen Concertinstituten Deutschlands und Oesterreichs wächst in erfreulicher Weise und vermehrt stetig die Schaar der begeisterten Anhänger  des greisen Componisten. Anton Bruckner, geboren am 4. September 1824 zu Ansfelden in Oberösterreich, k. Hoforganist, Professor des Orgelspieles, der Harmonielehre und des Contrapunktes am Conservatorium in Wien – auf welche Stellungen aber Bruckner vor einiger Zeit im Interesse seines Kunstschaffens resignirte – wurde infolge seiner außerordentlichen Verdienste um die Tonkunst im Jahre 1891 zum Ehrendoctor der Wiener Universität ernannt. Die bedeutendsten Werke Bruckner's sind: Acht Symphonien, drei große Messen, das F-dur-Streichquintett und das berühmte Tedeum in C-dur nebst mehreren anderen Chorwerken. Herr Capellmeister F. Schalk, ein begeisterter Schüler Bruckner's, hat sich und seiner Musikerschaar Eine der schwierigsten Aufgaben gestellt, von deren glänzender Lösung wir bei der anerkannten Begabung und dem rastlosen künstlerischen Streben des genannten Dirigenten, sowie bei dem bekannten hingebenden Eifer seiner Orchestermitglieder, welche erst jüngst anläßlich der Tristan=Aufführungen überraschende Proben ihrer Befähigung abgelegt, im voraus überzeugt sind. Die Erstaufführung der bisher für unaufführbar gehaltenen "Fünften" des großen vaterländischen Tondichters wird unweifelhaft für den Dirigenten F. Schalk und dessen Musiker eines der ehrenvollsten Blätter in der Geschichte nicht nur des Grazer Concertwesens – sondern der Concertaufführungen überhaupt bilden. Ohne Zweifel wird ein zahlreicher Besuch sämmtlicher, für hehre Musik sich interessirenden Kreise unserer Stadt dem bevorstehenden Concerte zutheil werden.                     F. P." (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189404065, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189404065
letzte Änderung: Sep 05, 2023, 12:12