zurück 1.9.1894, Samstag ID: 189409015

Die Linzer Zeitung kündigt auf S. 976 die zu Bruckners Geburtstag geplanten Veranstaltungen am 3.9.1894 und 4.9.1894 an:
„         Linzer und Kronlands=Nachrichten.
                            
Linz, 31. August.
[…]
     * (Zum 70. Geburtstage Bruckners.) Wie der „Alpen=Bote“ meldet, werden am Montag den 3. September zu Ehren des in Steyr weilenden berühmten Componisten Herrn Dr. Anton Bruckner die musikalischen Vereine: „Steyrer Liedertafel“, „Kränzchen“ und „Gesellschaft der Musikfreunde“ im Verein mit der Musikkapelle des uniformierten bewaffneten Bürgercorps ein Ständchen veranstalten und dem greisen Jubilar ihre Gratulation entgegenbringen. Am Dienstag den 4. September, als dem eigentlichen Festtage, wird eine Deputation der Stadtgemeinde=Vertretung mit dem Herrn Bürgermeister Redl an der Spitze Herrn Dr. Anton Bruckner die Glückwünsche der Stadt Steyr darbringen.“ (*a).
 
Vergleichbare Notizen erscheinen auch
 
in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 240 auf S. 4:
"     Meister Bruckner's 70. Geburtstag. Am 4. September d. J. begeht Anton Bruckner sein 70.  Geburtsfest. Die Bedeutung Bruckner's als Komponist ist – spät, aber doch! – zur Geltung gelangt. [... 1891 Ehrendoktorat ... Lebensstationen (St. Florian, Sechter, Orgelreisen ...] Ueberall erwarb er sich rasch den Ruf als Meister dieses Instrumentes. Seit 1867 [sic] ist Bruckner k. u. k. Hoforganist, Professor am Wiener Konservatorium für Orgel, Harmonielehrer und Kontrapunkt, sowie Lektor der hiesigen Universität. Bruckner weilt gegenwärtig; wie alljährlich im Sommer, im Pfarrhofe zu Steyr. Man rüstet sich nun in dieser Stadt, den Ehrentag des Meisters festlich zu begehen. Am Vortage des Freudentages, somit am Montag den 3. September, findet vor dem Pfarrhofe eine große Serenade der Gesangvereine und der Bürgermusikkapelle statt, bei welcher auch die ersten Vereine der Stadt vertreten sein werden. Am Festtage, Dienstag den 4. September, wird Vormittags eine Gemeindevertreter=Abordnung, an der Spitze der Bürgermeister Herr Redl, Dr. Bruckner beglückwünschen." (*b),
 
im Welser Anzeiger Nr. 35 auf S. 5:
"                 Kronlandsnachrichten.
[...]
     Dr. Anton Bruckners 70. Geburtstagsfeier. Aus Steyr meldet man unterm 29. v. M.: Am 4. September 1824 wurde der Schullehrerssohn Anton Bruckner in Ansfelden geboren. Heuer feiert demnach unser berühmter Landsmann und großer Meister der Tonkunst seinen 70. Geburtstag. Bruckner weilt gegenwärtig im hiesigen Pfarrhofe, seinem langjährigen Asyl in Steyr. In Steyr rüstet man sich bereits, den Ehrentag des Meisters festlich zu begehen. Am Vortage des Freudentages, somit am Montag den 3. September, findet vor dem Pfarrhofe eine große Serenade der Gesangvereine und Bürgermusikcapelle statt, bei welcher auch die ersten Vereine der Stadt vertreten sein werden. Am Festtage, Dienstag den 4. September, selbst wird Vormittags eine Gemeindevertreter=Abordnung, an der Spitze der Bürgermeister Redl, Dr. Bruckner beglückwünschen. Wir sehen wieder einem freudigen Feste entgegen, an dem die gesammte Bevölkerung Steyr warmen Antheil nehmen wird. Möge der Festtag in Steyr ein weiteres Ruhmesblatt in der Lebensgeschichte unseres genialen, so lange vom Schicksale schwer geprüften Landsmannes bilden." (*c)
 
"    * [Anton Bruckner.] Am 4. September begeht der Componist Anton Bruckner, der am 4. September 1824 in Ansfelden geboren wurde, sein 70. Geburtsfest. Bruckner weilt gegenwärtig wie seit Langem alljährlich zur Sommerszeit, im Pfarrhofe zu Steyr. Man rüstet sich nun in dieser Stadt, den Ehrentag des Meisters festlich zu begehen. Am Vortage des Freudentages, somit am Montag den 3. September, findet vor dem Pfarrhofe eine große Serenade der Gesangvereine und der Bürgermusikcapelle statt, bei welcher auch die ersten Vereine der Stadt vertreten sein werden. Am Festtage, Dienstag, den 4. September, wird Vormittags eine Gemeindevertreter=Abordnung, an der Spitze der Bürgermeister Herr Redl, Dr. Bruckner beglückwünschen." (*d).
 
Artikel anläßlich des 70. Geburtstages in der »Lyra« auf S. 1f (**a).
 
Auf S. 3 eine Meldung über Bruckners Arbeit an der 9. Symphonie (**b).
 
Artikel (signiert »A. v. H.« [Albert R. v. Hermann]) in der Musikalischen Rundschau Nr. 16 auf S. 109f, auf S. 109 zwischen der linken und rechten Spalte eine Abbildung der Porträtbüste von Hedley (IKO 77):
"     Zum siebzigsten Geburtstage Anton Bruckner's.
Am 4. September 1894 vollendet Anton Bruckner sein siebzigstes Lebensjahr. Freudebewegten Herzens treten wir in die Reihen der zahllosen Verehrer, Freunde und Schüler des greisen Tondichters und bringen ihm in schlichten Worten unseren Glückwunsch dar, der kein anderer sein kann, als daß ein gütiges Geschick über dem Haupte des geliebten Meisters schützend walte und ihn noch lange Jahre die Segnungen der erhabenen Erdenmission, die er so voll erfüllt, in ungeschwächter Rüstigkeit genießen lassen möge.
     Was Anton Bruckner der Kunst war und ist, das steht in den Herzen seiner überzeugungstreuen Verehrer ebenso geschrieben wie in jenen der Gegner seiner Kunst, denen meist wohl nicht der Glaube, sondern nur die Unabhängigkeit der Gesinnung fehlt. Wer so glücklich ist, unbeirrt und unbehindert durch Motive, welche außerhalb der Kunstsphäre Bruckner's liegen, seiner ehrlichen Ueberzeugung auch Ausdruck leihen zu dürfen, der beugt sich vor der Größe eines Genius, der erhaben über leidiges Parteigezänke und Cliquewesen unentwegt seinen hohen Zielen zuschreitet und selbst in Tagen nicht ruht und rastet, da die zitternde Hand die Feder kaum mehr zu halten vermag. Immer dem Höchsten zu hat Bruckner gestrebt, und auf dem Gipfel des Parnaß hat seine Muse ihr Heim gefunden: war es ihm doch gegönnt, auf den erhabensten Gebieten musikalischer Kunst, in der Musica sacra und in der Symphonie wahrhaft Großartiges, von keinem Zeitgenossen Uebertroffenes zu leisten. Bruckner's frommgläubiger Sinn gab seinen für die Kirche bestimmten Schöpfungen eine hehre Grundlage; ihm war es gegeben, in der herrlichsten Sprache, in der der Töne, zu seinem Schöpfer beten zu können und im demüthig flehenden Kyrie eleison, wie im triumphirenden Gloria seinen tiefreligiösen Ueberzeugungen zwingenden Ausdruck zu geben. Wie gewaltig aber tritt die Kraftnatur Bruckner's erst auf dem Gebiete der Symphonie auf, wo er seinen Genius walten lassen darf ohne die Einschränkungen, welche Geist und Form der kirchlichen Kunst fordern. Noch ist ein volles Erkennen der Kunst Bruckner's versagt; es ist geradezu frivol, wenn man es wagt, über eine scheinbar allem Hergebrachten ziemlich zuwiderlaufende Formgestaltung, wie sie Bruckner bietet, ohne weiters ein ablehnendes Urtheil zu fällen. Es ist einmal das Schicksal großer Genies, daß ihre Werke erst von der Nachwelt voll anerkannt und genossen werden. Was der Mitwelt an Bruckner noch unklar, was das Verständnis seiner Werke erschwert, das ist das Wetterleuchten einer kommenden Zeit, das die Augen der Gegenwart blendet. Die Kunstgeschichte erhärtet diese Wahrheit auf hundert Blättern. Was aber der Mitwelt nicht versagt ist, das ist jenes pietätvolle Eingehen in das Studium des Meisters, welches die erste Stufe der Erkenntnis bildet. Viele, die gegen Bruckner schrieben, haben nie einen Blick in die Partituren gemacht, deren Inhalt sie nach einmaligem flüchtigen Anhören zu beurtheilen wagten. Die Oberflächlichkeit der berufsmäßigen und unberufenen Urtheilsbildung aber trägt daran Schuld, daß falsche Begriffe in den Kreisen derer, die an der Kunstbewegung Antheil nehmen, emporwuchern. Und darunter hat Bruckner in seinem Erdenwallen am meisten gelitten: an dem Mangel an Gewissenhaftigkeit seiner Kritiker. Wenn es einmal schon so eingerichtet ist im Kunstleben, daß der schaffende Künstler zeitlebens darauf angewiesen ist, so zu arbeiten, daß es seinem oberflächlichen Beurtheiler möglich ist, seinen Geistesspuren zu folgen, will er nicht unverstanden bleiben und daher höchstens verhöhnt werden, so hat es doch eine gewisse Berechtigung, wenn man immer und wieder an das Volk und die Künstler appellirt und Letzteren zuruft: Macht das Volk mit der Kunst mehr bekannt, dann wird es selbst der Erkenntnis zuschreiten und selbst sein Urtheil bilden, das gründlicher geschöpft und ehrlicher erwogen sein wird als manches andere. Bruckner wäre heute weit mehr erkannt und seine Gegner wären völlig in den Sand gestreckt, wenn man durch öftere Aufführungen seiner Werke die Erkenntnis derselben gefördert hätte. Bietet doch das glänzendste Beispiel für die Richtigkeit dieser Behauptung die seit zehn Jahren rapid steigende Popularisirung der Werke Richard Wagner's, dessen hartnäckigste Gegner der Masse der Ueberzeugten weichen mußten.
     Und so wünschen wir auch dem Tonmeister, der, ein Bannerträger der deutschen Kunst, doch nie sein österreichisches Heimatland für nationale Utopien geopfert hätte, daß sich ihm Oesterreich dankbar erweise für die herrlichen Schöpfungen, mit denen er die vaterländische Kunst bereichert hat, und daß diese Dankbarkeit sich vor Allem in dem Streben nach Erkenntnis der Größe unseres Meisters bekunde, auf den, wie nicht bald auf einen anderen, das Dichterwort anuzwenden ist:
     "Es kann die Spur von deinen Erdentagen nicht in Aeonen untergehen."     A. v. H." (°a).
 
Auf S. 109 wird zwischen den zwei Textspalten auch die von Hedley geschaffene Bruckner-Büste erwähnt und abgebildet: "Anton Bruckner. | Nach einer Porträtbüste vom Bildhauer P. W. Hedley in Wien." (°b).
 
Unmittelbar anschließend ein anonymer biographischer Artikel auf S. 110:
"Anton Bruckner's Lebenslauf.
Anton Bruckner wurde am 4. September 1824 zu Ansfelden in Oberösterreich als Sohn eines Schullehrers geboren, der auch sein erster Lehrer im Clavier war. Mit 12 Jahren verwaist, wurde er als Sängerknabe in das Stift St. Florian aufgenommen, woselbst er seine Musikstudien fortsetzte (Clavier und Violine bei Gruber, einem Schüler des berühmten Quartettisten Schuppanzigh, im Generalbaß bei Schullehrer Bogner). Im Orgelspiel, welches Bruckner mit der Zeit außer der Composition zu seinem Hauptlebensberuf erkor, war er von Anbeginn und auch später durchaus Autodidakt. Die erste Anstellung Bruckner's erfolgte 1841 als Schulgehilfe zu Windhag bei Freistadt in Oberösterreich mir 2 Gulden Besoldung monatlich, daher er gezwungen war, um dem Hungertod zu entgehen, auf Bauernhochzeiten und Kirchweihfesten um einen Zwanziger die ganze Nach zum Tanz aufzufiedeln. Von Windhag km Bruckner nach Kronsdorf, unweit Enns, dann 1845 nach glücklich abgelegter Concursprüfung als Lehrer und suppl. Stiftsorganist nach St. Florian. Um jene Zeit schrieb er bereits Messen, Psalmen und andere Kirchenmusik 1851 wurde er (provisorisch) zum ersten Stiftsorganisten von St. Florian ernannt, mit dem Jahresgehalt von 80 fl., während er als Schullehrer 36 fl. jährlich bezog. Diese bescheidene Erhöhung seiner Einkünfte erlaubte Bruckner eine Reise nach Wien, um sich den Capellmeistern Aßmayer und Preyer, besonders aber dem berühmten Theoretiker S. Sechter vorzustellen. In Gegenwart der drei genannten Herren legte er ein glänzendes Examen aus Contrapunkt ab; noch glänzender war Bruckner's Erfolg bei der Preisconcurrenz um die Domorganistenstelle in Linz, die er nun erhielt. Von 1855—1861 setzte er die theoretischen Studien bei Sechter fort und bestand im Jahre 1861 eine strenge Prüfung aus Contrapunkt vor einer aus den Herren Sechter Herbeck, Dessoff, Hellmesberger sen. und Schulrath Becker zusammengesetzten Prüfungscommission. Von nun an war Herbeck ein besonderer Protector Bruckner's, der durch Ersteren nach Ableben Sechter's (1867) als exspectirender Organist an die Wiener Hofcapelle berufen wird und zugleich die Professur des Orgelspieles, der Harmonielehre und des Contrapunktes am Conservatorium erhält (später auch das Lectorat für Harmonielehre an der Wiener Universität).
     In das Jahr 1869 und 1871 fallen große Erfolge Bruckner's als Orgelspieler in Nancy, Paris und London. 1873 gab Bruckner zur Feier des Schlusses der Weltausstellung ein großes Concert im Wiener Musikvereinssaale, woselbst er wieder als Organist glänzte, aber auch zum erstenmal eine seiner Symphonier (Nr. 2 C-moll) dem Publicum der Residenz vorführte. Kurz vorher besuchte er Richart Wagner in Bayreuth, welcher ihn wohlwollend aufnahm und nach Durchsicht der ihm gewidmeten Symphonie (Nr. 3 D-moll) mit warmen Lobsprüchen bedachte. Seit dieser Zeit war Wagner's Styl von immer größerem Einfluß auf Bruckner's Schaffen. Unter den Eindrucke der Vorahnung des nahen Todes Richard Wagner's schreibt Bruckner das feierliche Adagio seiner siebenten Symphonie in E-dur, deren großer Erfolg in Leipzig und München (Jahreswende 1884--1885) Namen des lange Jahre im Inlande nur sehr wenig, im. Auslande gar nicht gekannten Componisten plötzlich in Aller Munde bringt. Seither erwecken Aufführungen Bruckner'scher Compositionen (darunter in Wien besonders das Quintett durch Hellmesberger am 8. Januar 1885, das Tedeum in einem Gesellschaftsconcerte unter Haus Richter am 10. Januar 1886, die 7. Symphonie in einem Concerte der Philharmoniker gleichfalls unter Richter am 21. März 1886) ein allgemeines Interesse, während in früheren Jahren das große Publicum in Wien von den Compositionen Bruckner's so gut wie keine Notiz nahm.
     Nunmehr haben die Werke Bruckner's einen festeren Fuß gefaßt; namentlich die Aufführungen der 3. und 4. Symphonie in den Concerten der Musikausstellung, die begeisterte Aufnahme der "Achten" im philharmonischen Concerte am 18. December 1892, dann des 150. Psalmes (13. November 1892) gaben davon Zeugnis. Auch in der Provinz und im Auslande mehren sich die Aufführungen Bruckner'scher Werke von Jahr zu Jahr. Bruckner ist Ritter des Franz Josephs=Ordens und Ehrendoctor der Wiener Universität." (°c).
 
Anschließend ein Artikel J. E. Haberts in der Musikalischen Rundschau 9 (1894) auf S. 110f über die e-Moll-Messe und ihre Uraufführung am 29.9.1869:
"Die E-moll-Messe von A. Bruckner.
Es war am 29. September 1869, einem prachtvollen Herbsttage, da stand auf dem Bauplatze des Linzer Maria=Empfängnis=Domes eine viel tausendköpfige Volksmenge, welche andächtig der Aufführung einer Messe lauschte. An diesem Tage wurde nämlich die fertige Votivcapelle des Domes eingeweiht, wozu das Volk aus allen Theilen Oberösterreichs herbeikam. Da die Capelle klein ist, so wurde vor dem Eingange derselben eine Bühne errichtet, auf welcher der bedeutende Gesangschor und die Instrumentalisten Platz genommen hatten.
     Das Kyrie der Messe begann leise eine Stimme des ersten Chores (2 Sopran und 2 Alt) und nacheinander folgten die übrigen. Nach beiläufig 20 Takten schloß der Chor auf der Dominante von E-moll mit einer halben Cadenz. Nun trat der zweite Chor, der Männerchor, wie der erste ein, wiederholte die demuthsvolle Bitte, modulirte aber nach D-dur. Dann folgte das Christe mit einer prächtigen contrapunktischen Arbeit a capella, Engführungen steigerten die Bitte und drängten einem mächtigen ff zu. Im letzten Kyrie, das wieder, wie am Anfange, der erste Chor begann, während der Männerchor schon im 5. Takte folgte, steigerte sich die Bitte um Erbarmung, welcher Steigerung dann, gleichsam als Ergebung in den Willen Gottes, eine stille Cadenz folgte. Nochmals begann der Tenor leise, der Sopran setzte einen halben Takt, später einen halben Ton höher ein, es begann eine ergreifende Nachahmung, während der Baß die Tonica E festhielt, welche Nachahmung zum endlichen Schlusse führte. Bei dieser Aufführung schwiegen die Instrumente beim Kyrie, von denen nur Hörner und Posaunen, nicht obligat, in der Partitur stehen.
     Es ist nicht meine Absicht, mehr über diese Messe zu schreiben. Die verehrten Leser haben aus der Ueberschrift schon erfahren, daß sie von Meister Bruckner componirt wurde. Nur sei noch beigefügt, daß er selbst die Aufführung leitete, daß nur Blasinstrumente als Begleitung angewendet wurden, wegen der Aufführung im Freien (2 Oboen, 2 Clarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen), und daß die Messe auf das Volk einen sehr großen Eindruck gemacht hat.
     Diese Zeilen sollen den greisen Meister an diesen Erfolg, an diesen Ehrentag erinnern und ihm nochmals Freude bereiten; sie sollen aber auch den Anstoß geben zu einer Aufführung in Wien, wo die Messe unbekannt ist. Jedenfalls dürfte die Wirkung in Wien noch eine größere werden.
     Es vergingen mehr als 25 Jahre, da wurde in dem fertigen Chore des Domes ein Jubiläum gefeiert (ich glaube das 100jährige Bestehen der Diöcese und das 25jährige Jubiläum der Einweihung der Votivcapelle. Wieder wurde unserem Meister die Ehre zu Theil, mit einem Werke an der Verherrlichung des Festes theilzunehmen. Dieses Mal war es das Te Deum, ein Werk, das in Wien bekannt ist und über das deshalb nichts weiter gesagt werden darf.
     Auch die Erinnerung an diesen Tag möge ihm wie ein freundlicher Stern erscheinen in der langen Nacht, in welcher der Meister um Anerkennung kämpfen mußte, wie gar Manche vor ihm gekämpft haben, und gewiß auch manche, so lange es Menschen auf der Welt gibt, nach ihm diesen Kampf werden kämpfen müssen. Das Vertrauen hat ihn nie verlassen, und das Bewußtsein der Antheilnahme gar vieler Freunde möge ihm die Freude vermehren, die er durch die redliche Anerkennung sich gewonnen hat.
                                      J. E. Habert." (°d).
 
Telegramm von Leopold Eder an Bruckner: Geburtstagsglückwunsch (°°).
 
Die Welser Zeitung Nr. 35 übernimmt auf S. 1f nahezu unverändert den Artikel des Linzer Volksblatts vom 4.9.1894:
"              Dr. Anton Bruckner.
      Dieser große Meister der Tonkunst feiert am 4. September seinen 70. Geburtstag, welcher allen Freunden des edlen und biederen Oesterreichers Gelegenheit bietet, ihm ihre dankbare Verehrung auszudrücken. Bruckner wurde am 4. September 1824 als Sohn des Schullehrers zu Ansfelden in Oberösterreich geboren. [... Biographisches ("Germanenzug" 1862 [sic]) ...].
     Als Bruckner im Jahre 1872 seine zweite Symphonie den Philharmonikern überreichte, meinte Dessoff, sie sei unaufführbar. 1873 wurde sie von dem Componisten selbst zur Schlußfeier der Weltausstellung aufgeführt und fand begeisterte Aufnahme. Herbeck sprach darüber zu ihm: "Noch habe ich Ihnen keine Complimente gemacht; aber ich sage Ihnen: Wenn Brahms im Stande wäre, eine solche Symphonie zu schreiben, dann würde der Saal demoliert vor Applaus". Der Berichterstatter für die Journale, Herr Hanslik, brach seinen Bericht über das Concert vor der Bruckner'schen Aufführung ab, "um nicht", wie der Herr Hofrath sich ausdrückte, "der Schmach zu gedenken, die durch Aufführung dieser Symphonie dem Musikvereinssaale angethan worden".
      [... Einfluss der gegnerischen Presse ...]. Daß Bruckner ein tiefreligiöser Katholik, ein treuer Sohn der Kirche und ein aufrichtiger Freund des Clerus ist, ist allgemein bekannt. Möge die Feier seines 70 Geburtstages ein echter Freudentag für ihn sein! An Ehrenbezeugungen wird es nicht fehlen. Möge Gott noch lange erhalten den biederen Patrioten, die Zierde und Ehre des österreichischen Lehrerstandes!" [keine Signatur] (°°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189409015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189409015
letzte Änderung: Dez 22, 2023, 15:15