zurück 6.2.1895, Mittwoch ID: 189502065

Das Deutsche Blatt Brünn Nr. 11 gibt auf S. 5 einen Rückblick auf das abgelaufene Vereinsjahr des Brünner Wagner-Vereins. Demzufolge wurden aufgeführt: 7. Symphonie [wann?], 8. Symphonie [2.4.1894] und Quintett [wann? 29.3.1893 gemeint?.
"     Der Brünner Wagner=Verein kann auf das abgelaufene Vereinsjahr mit Befriedigung zurückblicken. Wurden auch nicht alle guten Vorsätze ausgeführt, welche beim Eintritte ins Jahr 1894 gefasst worden waren – bei welchem Vereine wird denn alles ausgeführt was man plant! – so wurde doch viel gethan und man nenne einen zweiten Verein, welcher mit Ausnahme der Hochsommerferien alle 14 Tage einen Abend abhält, von denen – zur Ehre der Mitglieder sei es gesagt – nur sehr wenige als mislungen[sic] betrachtet werden können. [... Richard Wagner als Vorbild für Kampfbereitschaft und Durchsetzungsvermögen ... die Aufgabe der Wagner-Vereine ...]. Wenn wir nun die Abende des abgelaufenen Jahres und was an denselben geboten wurde, betrachten, so seien erwähnt: [... Vorträge über Wagner ...], Wagner und die Kritik, Bruckner. Aus Ibch Pudor's Werken [sic! recte Hch. Pudor?], Lohengrin von Wagner [...] u. s. w. Von den musikalischen Vorträgen seien genannt des öfteren: Scenen aus Wagner's Musikdramen – Dr. Staeven brachte einmal die ganze Siegfriedrolle aus der Götterdämmerung – Siegfried=Idyll. Bruckner 7. und 8. Symphonie und Quintett, Trio v. Beethoven. [... weitere Werke ...]. Besonders verdient gemacht haben sich um das Gelingen der Abende (in alphabetischer Reihenfolge, um Niemanden zu beleidigen) die Damen: Marie Lauschek, Dr. Obrist, Dr. Staeven, als Gast muss Fräulein Antonie Nicodem ganz besonders genannt werden, die Herren: Benno Branczik, Bräunlich, Eder, Heiter, Janoch, K. M. Koretz, Kunwald, Dr. Obrist, Organist Pawlik, Schirmeisen, Dr. Staeven, Capellmeister Thieme und Richard Wickenhaußer. [...]. Hr. Dr. Obrist sammt Gemalin sind in weiter Ferne! [... über den Vereinsabend am 4.2.1895 (u. a. sprach Wickenhaußer über Humperdincks "Händel und Gretel") ...], und der Wagner=Verein hat alle Ursache, auf diese Leistung seines Mitgliedes stolz zu sein.     O. (*).

Besprechung des Philharmonischen Konzerts [vom 3.2.1895] in der Arbeiter-Zeitung Nr. 36 auf S. 5, signiert "J. S." [Josef Scheu]: "Philharmonisches Konzert. Das sechste Abonnementskonzert der Philharmoniker, mehr interessant als genußreich, brachte zwei Novitäten: [... Dvorak und Grieg, außerdem Rubinstein (mit dem 14jährigen Pianisten Josef Hofmann) und Haydn (zu allen Komponisten mit biographischen Angaben) ... am besten das Finale ...] Das Modepublikum der philharmonischen Konzerte wartete aber diesen Satz nicht ab und ergriff, obwohl es bei Beginn der Symphonie erst ¾2 Uhr war, zum Theil schon vor dem ersten, dann aber nach dem ersten, zweiten und dritten Satz in hellen Haufen die Flucht. Wer weiß, wie viele sich ihnen noch angeschlossen hätten, wenn ihnen Hans Richter zwischen den einzelnen Sätzen mehr Zeit zum Davonlaufen gelassen hätte. Das thun sie aber nicht bloß bei Haydn, sondern ebenso auch bei Bruckner oder sonst einem der Allermodernsten. Die Garderobe und das Mittagessen liegen ihnen mehr am Herzen als die schönste Musik.  J. S. " (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189502065, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189502065
letzte Änderung: Jun 22, 2023, 20:20