zurück 7.12.1895, Samstag ID: 189512075

Besprechung des Konzerts vom 28.11.1895 (5. Symphonie) durch Camillo Horn im Deutschen Volksblatt Nr. 2489 auf S. 1f:
»                           Aus dem Concertsaal.
     Auch dem Trefflichsten mag nicht immer ein Wurf wie der andere gelingen, das bewies das zweite Philharmonische Concert, [... über dieses und andere Konzerte, Kammermusik: Böhmisches Quartett, Fitzner-Quartett (Foerster als Pianist zu laut) ...].
     Wie maßvoll wußte dagegen Professor Löwe den Flügel zu behandeln, als er kürzlich im Akademischen Wagner=Verein sogar ein Orchesterwerk, fast die vollständige fünfte Symphonie von Bruckner spielte. Es bereitet schon an und für sich keine kleine Mühe, allein auf dem Piano Bruckner's contrapunktisches Stimmengewebe dem Hörer klar zur Auffassung zu bringen, Professor Löwe aber hat sich seine Aufgabe, wie wir hören, noch dadurch erschwert, daß er den Concertvortrag gleich aus der Partitur studirt hat. Sein treues Gedächtnis, seine ungemein sorgfältige Phrasirung und nicht zuletzt seine Bearbeitung, die schier Unmögliches ermöglicht, brachten ihm reiche, wohlverdiente Ehren. Anderseits können wir nicht verschweigen, daß Bruckner's Tonwelt, vom orchestralen Boden losgelöst, auch bei vollendetster Wiedergabe am Clavier Manches von ihrem Reiz einbüßt.
     Besonderes Interesse gewann der Abend durch Herrn Winkelmann's freundliche Mitwirkung. [... Richard Wagner, Sofie Chotek mit Liszt und Hugo Wolf ...]
     [... Bedenken gegen den "übertriebenen Wolfcultus" (Benachteiligung anderer Komponisten: Richard Strauß, d'Albert, Draeseke, Sommer, Weingartner) ...]; die ausschließliche Bevorzugung eines einzigen Modernen neben Großmeister Bruckner können wir nimmer für gerecht und billig erachten. [... Beiträge des Vereinschors ...]. Noch ist der trefflichen Begleitung der Herren Professor Schalk, Foll (Clavier) und Bause (Orgel) zu gedenken.
     [... Liederabend Gura etc. ...].
                                              Camillo Horn.« (*).
 
Bericht »Leichenbegängnis des Stadtpfarrers Aichinger in Steyr« mit Erwähnung von Bruckners Requiem [WAB 39] in der Linzer Zeitung auf S. 1436. Bruckner habe einen Kranz gespendet.
„   Linzer und Kronlands=Nachrichten.
                                 Linz, 6. December.
[…]
    * (Leichenbegängnis des Stadtpfarrers Aichinger in Steyr.) Der „Alpenbote“ schreibt: Die allgemeine Verehrung, welche der Verewigte in Steyr und weit darüber hinaus genoß, zeigte sich am glänzendsten bei dem am 4. d., vormittags, stattgehabten Leichenbegängnisse desselben. Um 8 Uhr früh wurde der Leichnam des Herrn Stadtpfarrers, welcher am 3. d., früh, schon im Sarge verschlossen wurde, unter Assistenz von fünf Priestern vom Herrn Canonicus Johann Dürrnberger in der Sanct=Margareten=Kapelle eingesegnet, sodann in die Pfarrkirche übertragen und daselbst vor dem schwarz drapierten Hochaltar, geschmückt mit den Insignien der geistlichen Würde, aufgestellt. Der hochwürdigste Herr Bischof Doppelbauer, umgeben von vielen Priestern, celebrierte sodann ein feierliches Requiem mit Libera. Vom Chore wurde während desselben das von Dr. Bruckner 1849 componierte und später umgearbeitete Requiem in D-moll aufgeführt, welches auf die Zuhörer den tiefsten Eindruck machte, Das Schiff der Kirche füllte eine ungewöhnliche große Zahl Leidtragender, unter welchen sich die Gemeindevertretung mit dem städtischen Beamtenkörper, [… Behördenvertreter etc., Graf Lamberg, Trauerzuzg …]. Unmittelbar vor dem mit Kränzen – darunter ein prächtiger von Herrn Dr. Anton Bruckner gespendeter – geschmückten Leichenwagen schritt der den Conduct führende hochwürdigste Herr Bischof. Hinter dem Sarge folgten die Verwandten des Verstorbenben, sowie ein Großtheil der vorgenannten Honoratioren und trotz des unfreundlichen, regnerischen Wetters ein langer Zug anderer Leidtragender. Manches Auge wurde feucht, als man die Leiche des beliebten Seelenhirten der geweihten Erde, im alten Friedhof an der Ostseite der dort befindlichen Kapelle, übergab.“ (**).
 
Davon berichtet auch die Welser Zeitung Nr. 49 auf S. 5:
"     Steyr, 4. December. Das Leichenbegängnis des Stadtpfarrers Aichinger gestaltete sich großartig. 58 Priester erwiesen dem Verblichenen die letzte Ehre. Außerdem betheiligen sich alle Behörden und die Vereine. Die Schulen bildeten Spalier. Von der Häusern wehten viele Trauerfahnen und in den Straßen brannten Gaslichter. Den Conduct führte der hochwst. Herr Bischof bis zum Friedhofe. Beim Trauergottesdienste in der Stadtpfarrkirche führte der gutgeschulte Chor ein Requiem von Anton Bruckner auf. Es herrschte leider Regenwetter." (***).
 
Brief von Siegfried Ochs an Jean Louis Nicodé:
     [mutmaßlicher Inhalt] Reagiert auf einen Brief Nicodés [vgl. Theodor Helms Brief vom 25.10.1895] zur Aufführung der 8. Symphonie in Dresden am 18.12.1895 (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189512075, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189512075
letzte Änderung: Dez 29, 2023, 16:16