Aufführung der 5. Symphonie durch die Budapester Philharmoniker unter Ferdinand Löwe in Budapest (**). Es erklingen außerdem Werke von Herzfeld (Ouvertüre »Der Traum ein Leben«), Beethoven (Arie aus Fidelio) und Richard Wagner (Schlußszene aus »Götterdämmerung«, Gesangssolistin: Fr. Lehmann) (**a).

Aufführung der 7. Symphonie unter Rottenberg im 3. Opernhaus-Konzert in Frankfurt (***). Als Solisten des Abends wirken Hr. v. Bandrowski (Gesang) und Frederic Lamond (5. Beethoven-Konzert, Liszt) mit (°).

Aufführung der 8. Symphonie unter Nicodé in Dresden (mit Verstärkung durch die Chemnitzer Stadtkapelle) (°°). Es erklingen außerdem Wagners Holländer-Ouvertüre und Chopins e-Moll-Konzert (statt Tschaikowskys Klavierkonzert) mit Teresa Carreno) (°°°). Der Kritiker Carl Söhle überliefert, daß die Konzertbesucher eine »Bruckner-Zeitung« mit einer Werkanalyse Theodor Helms [15.12.1895, vgl. Artikel vom 15.2.1896] erhalten (#).

Bruckner wird vom Wiener Männergesangverein zur Silvesterfeier am 27.12.1895 eingeladen. Es unterzeichnen Vorstand Wilh. Neuber und Schriftführer Gustav Miesler (##).

Im Konzertbericht des Neuen Wiener Journals Nr. 773 auf S. 6 wird Bruckner erwähnt:
"                         Concerte.
     Johannes Brahms und Anton Dvorzak waren die musikalischen Leisterne der jüngsten Wiener Concertepoche. [... ausführlich zur Othello-Ouvertüre ... "herrliches und effectvolles Musikstück" ... das Publikum] verhielt sich sehr reserviert.
     Es verhielt sich aber auch reservirt der Brahms'schen C-moll-Symphonie gegenüber, welche mit ihrer schwer ergründlichen Gedankentiefe, mit ihrem jeden vulgären Ohrenkitzel herb abweisenden Titanentrotz allerdings keine geeignete Ouverture zu den Genüssen der Sonntagstafel ist. Brahms und Bruckner (die leichtlebigen Musikgenüßler meinen, daß diese Namen nicht umsonst mit "Br!" anfangen) werden mit ihren Symphonien erst einer späteren Generation verständlich und geläufig werden; vielleicht erst dreißig Jahre nach ihrem Tode, wenn ihre Werke "frei" geworden sind und in billigen Classikerausgaben zu haben sein werden, so daß auch minderbemittelte Musikfreunde sie "vierhändig" genießen können. Wenigstens in Wien, wo die Institution populärer Symphonieconcerte leider noch immer nicht besteht und die Aufführung eines derartigen Werkes, wenn es gut geht, einmal innerhalb eines Decenniums erfolgt, können neue Symphonien fast nur auf vierhändigem Wege genossen und erschlossen werden.
     [... über die anderen Werke und andere Konzerte, zuletzt über eine "köstliche Satire" ("Der Tod des Verräters") von Cornelius, dessen Oper] "Der Barbier von Bagdad" im Grabe des Archivs schlummert.           Albert Kauders." (###).