zurück 12.5.1896, Dienstag ID: 189605125

Berichte [gleich dem vom 10.5.1896] über Bayers Besuch bei Bruckner und die 9. Symphonie
 
im Linzer Volksblatt Nr. 110 auf S. 3:
"     Steyr. (Bei unserem großen Meister Dr. Anton Bruckner) in Wien weilte auf dessen speciellen Wunsch vor kurzem der hiesige Rechenschori [sic] Herr Franz Bayer drei Tage. Wie uns Herr Bayer mittheilt, ist der Gesundheitszustand Bruckners nicht der beste und, obwohl größtentheils außer Bett, verbringt er die meiste Zeit des Tages schlafend in seinem Lehnstuhl. Den Schlusssatz seiner IX. Symphonie hat er wohl vollständig skizziert, doch, wie er zu Herrn Bayer selbst äußerte, hofft er selber nicht mehr, diesen ganz fertig ausarbeiten zu können. Seiner "lieben Steyrer" erinnert er sich äußerst gerne, und speciell freut es ihn, daß in Steyr so ein reger Sinn für seine Compositionen existiert, und er lässt für alles den "lieben Steyrern" danken. Weiters ersuchte Dr. Bruckner Herrn Bayer, den neuen hochw. Herrn Stadtpfarrer zu bitten, die paar Gegenstände (Lorbeerkränze etc.) im sogenannten "Bruckner=Zimmer", welches im Stadtpfarrhofe (zweiten Stock) sich befindet, belassen zu wollen. In letzterer Zeit übernahm Bruckner von einem Verwandten namens Zachhuber in Wolfern die Taufpathenstelle, wobei ihn Herr Bayer vertreten musste. Außer dem üblichen Taufgeschenk, welches der Taufpathe=Stellvertreter überbrachte, übergab jetzt Bruckner an Herrn Bayer für sein Taufkind Anton Zachhuber eine große Photographie mit der eigenhändigen Fertigung "Erinnerung an Deinen Taufpathen 1896, Doctor Anton Bruckner", um dieselbe dem Vater des Kindes einzuhändigen.
                                                   "St. Ztg.  " (*)

und in der Linzer Zeitung auf S. 528:
„    Linzer und Kronlands=Nachrichten.
                          
    Linz, 11. Mai.
[…]
    * (Von Dr. Anton Bruckner.) Der „Alpenbote“ [10.5.1896] schreibt: Auf speciellen Wunsch des Herrn Dr. Bruckner weilte Herr Chorregens Bayer kürzlich drei Tage bei demselben, dessen Gesundheitszustand leider nicht der beste ist. Die meiste Zeit des Tages bringt der Tonheros schlafend im Lehnsessel zu. Von seiner neunten Symphonie sind die drei ersten Sätze fertig, während der letzte Satz nur skizziert, aber nicht ausgeführt ist. Nach eigener Aeußerung hofft Dr. Bruckner selber nicht mehr, diesen Satz fertig bringen zu können. Um "seine lieben Steyrer" erkundigte sich der Kranke sehr lebhaft, und sein Wunsch wäre, unter denselben wieder einige Zeit weilen zu können. Uebergroße Freude machen ihm "seine lieben Steyrer" durch die Aufführung seiner Compositionen, und er kann denselben nicht genug Worte des Dankes widmen. Herr Bruckner empfieng Herrn Bayer recht herzlich, der Abschied war ein überaus rührender. Dr. Bruckner küßte seinen Gast mit thränendem Auge, bedankte sich für alles, speciell wieder für das Zustandekommen der Aufführung seiner Messe und des Requiems &c., und bat Herrn Bayer, ihm recht bald wieder zu schreiben, eventuell ihn zu besuchen, und den Herrn Stadtpfarrer [Strobl] zu ersuchen, die noch von ihm hier zurückgelassenen paar Gegenstände im sogenannten "Bruckner=Zimmer" im Stadtpfarrhof zu belassen. Für sein Taufkind Anton Zachhuber in Wolfern übergab der berühmte Tonkünstler dem Herrrn Bayer eine große Photographie mit der eigenhändigen Widmung: "Erinnerung an Deinen Taufpathen, 1896. Dr. Anton Bruckner." (**).

Die Neue Freie Presse Nr. 11393 kündigt auf S. 7 das Konzert vom 13.5.1896 an:
»     – Bei der am Mittwoch den 13. Mai, Abends 8 Uhr, im Festsaale des Kaufmännischen Vereines, I., Johannesgasse Nr. 4, stattfindenden dritten statutarischen Unternehmung der Wiener Sing=Akademie (Aufführung geistlicher Musik) gelangen unter Leitung des Dirigenten Herrn Karl Schön Chöre von Orlando di Lasso, Palestrina, Beethoven, Bruckner, Max Bruch und Franz Schubert zum Vortrage.« (***).

Mitteilung zu Bruckners Befinden im Abendblatt der Neuen Freien Presse auf Seite 1 des Abendblattes:
»                    Kleine Chronik.
                                  Wien, 12. Mai.
[...]
     [Anton Bruckner.] Ueber das Befinden des greisen Tondichters Anton Bruckner verlautet nichts Günstiges. Der Künstler verbringt, von einem Herzübel und großer Athemnoth geplagt, den größten Theil des Tages halbschlummernd im Lehnstuhle. Kürzlich noch erbat er sich den Besuch des Regenschori Bayer aus Steyr, dem er mehrere letztwillige Wünsche ausdrückte. So ließ er durch ihn den Stadtpfarrer von Steyr bitten, die im sogenannten Bruckner=Zimmer befindlichen Gegenstände im Pfarrhofe zu belassen. Mit Wehmuth gedachte der Tonkünstler des Umstandes, daß es ihm nicht gegönnt sei, heuer den Sommer in seinem lieben Steyr zu verbringen. Von seiner neunten Symphonie sind die ersten drei Sätze fertig, der letzte skizzirt.« (°).

Auf das morgige Konzert (mit dem »Ave Maria« [WAB 6]) weisen auch hin

die Ostdeutsche Rundschau Nr. 131 auf S. 9:
"     Geistliches Konzert. Bei der am Mittwoch den 13. Mai, Abends 8 Uhr, im Festsaale des kaufmännischen Vereines, I. Bezirk, Johannesgasse Nr. 4, stattfindenden III. statutarischen Unternehmung der Wiener Singakademie (Aufführung geistlicher Musik) gelangen unter Leitung des Dirigenten Herrn Karl Schön Chöre von Orlando di Lasso, Palestrina, Beethoven, Bruckner, Max Bruch und Fr. Schubert zum Vortrage." (°°),

die Reichspost Nr. 124 auf S. 3:
"    – Die Wiener Singakademie veranstaltet ihre statuarische [sic] Aufführung geistlicher Musik am Mittwoch 13. Mai Abends 8 Uhr im Festsaale des Kaufmännischen Vereines, I. Bez., Johannesgasse Nr. 4. (Dirigent: Herr Carl Schön) mit folgendem Programm: [... Schubert, Beethoven, Händel ...]; Anton Bruckner, Ave Maria, siebenstimmig (a capella); [J. S. Bach, Ferdinand Löwe, Max Bruch, Schubert ...]." (°°°),

»Das Vaterland« Nr. 131 auf S. 6:
"    – Bei der am Mittwoch, 13. d.M., Abends 8 Uhr, im Festsaale des Kaufmännischen Vereines, erster Bezirk, Johannesgasse Nr. 4, stattfindenden dritten statutarischen Unternehmung der Wiener Singakademie (Aufführung geistlicher Musik) gelangen unter Leitung des Dirigenten Herrn Karl Schön Chöre von Orlando di Lasso, Palestrina, Beethoven, Bruckner, Max Bruch und Franz Schubert zum Vortrage." (#)

und die Wiener Zeitung Nr. 110 auf S. 7:
"    (Singakademie.) Bei der am Mittwoch, den 13. d.M., Abends 8 Uhr im Festsaale des kaufmännischen Vereines (1. Bez., Johannesgasse Nr. 4) stattfindenden dritten statutarischen Unternehmung der Wiener Singakademie (Aufführung geistlicher Musik) gelangen unter Leitung des Dirigenten Herrn Karl Schön Chöre von Orlando di Lasso, Palestrina, Beethoven, Bruckner, Max Bruch und Fr. Schubert zum Vortrage." (##).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189605125, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189605125
letzte Änderung: Nov 23, 2023, 15:15