zurück 16.5.1896, Samstag ID: 189605165

Berichte über Bruckners Gesundheitszustand - nicht so schlecht wie früheren Meldungen zufolge, er arbeite täglich an der 9. Symphonie - erscheinen
 
im Linzer Volksblatt Nr. 113 auf S. 3:
"    – Dr. Anton Bruckner. Das "Fremdenblatt" schreibt: "In den letzten Tagen brachten einige Blätter die Nachricht, daß das Befinden des greisen Componisten Professor Anton Bruckner sich verschlimmert habe. Zur Freude seiner vielen Verehrer können wir nun mittheilen, daß der Zustand Prof. Bruckners keineswegs ein besorgniserregender ist, daß der Meister vielmehr täglich in Begleitung seiner alten treuen Haushälterin von seiner Wohnung, in einem Seitengebäude des oberen Belvederegebäudes, bei schöner Witterung seinen gewohnten kleinen Spaziergang in den nahen Garten unternimmt und dort, auf der oberen Terrasse, auf dem sogenannten "Bruckner-Bankerl" einige Zeit Platz nimmt. Allerdings wird Bruckner durch seine Athembeschwerden belästigt, doch hat sich dieses mehrjährige Leiden gegenwärtig keineswegs verschlimmert. Prof. Bruckner arbeitet auch täglich an seinem neuesten Werke." "(*),
 
in der Linzer Zeitung auf S. 544:
„   Linzer und Kronlands=Nachrichten.
                                           Linz, 15. Mai.
[…]
     * (Anton Bruckner.) In den letzten Tagen brachten einige Blätter die Nachricht, daß das Befinden des greisen Componsiten Professor Anton Bruckner sich verschlimmert habe. Zur Freude seiner vielen Verehrer kann das „Fremden=Blatt“ nun mittheilen, daß der Zustand Professor Bruckners keineswegs ein besorgnisrérregender ist, daß der Meister vielmehr täglich in Begleitung seiner alten treuen Haushälterin von seiner Wohnung, in einem Seitengebäude des oberen Belvedere=Gebäudes, bei schöner Witterung seinen gewohnten kleinen Spaziergang in den nahen Garten unternimmt und dort, auf der oberen Terrasse, auf dem sogenannten "Bruckner=Bankerl" einige Zeit Platz nimmt. Allerdings wird Bruckner durch seine Athembeschwerden belästigt, doch hat sich dieses mehrjährige Leiden gegenwärtig keineswegs verschlimmert. Professor Bruckner arbeitet auch täglich einige Stunden an seinem neuesten Werke." (**),
 
in der Reichspost Nr. 127 auf S. 3f:
"     * Anton Bruckner. In den letzten Tagen brachten einige Blätter die Nachricht, daß das Befinden des greisen Componisten Professor Anton Bruckner sich verschlimmert habe. Zur Freude seiner vielen Verehrer können wir mittheilen, daß der Zustand Prof. Bruckne's keineswegs ein besorgnißerregender ist, daß der Meister vielmehr täglich in Begleitung seiner alten treuen Haushälterin von seiner Wohnung, in einem Seitengebäude des oberen Belvederegebäudes bei schöner Witterung seinen gewohnten kleinen Spaziergang in den nahen Garten unternimmt und dort, auf der oberen Terrasse, auf dem sogenannten "Bruckner-Bankerl" einige Zeit Platz nimmt. Allerdings wird Bruckner durch seine Athembeschwerden belästigt, doch hat sich dieses mehrjährige Leiden gegenwärtig keineswegs verschlimmert. Prof. Bruckner arbeitet auch täglich einige Stunden an seinem neuesten Werke." (***)
 
und in der Linzer Tages-Post Nr. 113 auf S. 3, die wortgetreu auf den Artikel in der »Presse« [14.5.1896] zurückgreift:
"     (Anton Bruckner.) Am Mittwoch waren in Wien die ungünstigsten Gerüchte über das Befinden unseres berühmten Landsmannes Dr. Anton Bruckner verbreitet. Die Gerüchte sprachen glücklicherweise nicht die Wahrheit, das Befinden des Meisters hat sich in der letzten Zeit nicht verschlechtert. Die Redaction der "Presse" hat, um sich über den Wert dieses Gerüchtes zu informieren, einen Berichterstatter nach dem Belvedere entsendet, in dessen ebenerdigem Seitenbaue der Meister durch des Kaisers Gnade eine Wohnung inne hat. Der Berichterstatter erzählt über sein "Interview" der treuen Haushälterin Bruckners, Frau Kachelmaier, kurz die "Kathi" genannt, Folgendes:
     "Wir ziehen den Glockenzug, es wird lange nicht geöffnet. Schließlich geht die Thür zur Hälfte auf; in derselben erscheint die wohlbeleibte Gestalt der Wärterin Bruckners, die bereits durch volle dreiundzwanzig Jahre in Diensten des Meisters steht. Wir dürfen, da wir in früheren Jahren bei Bruckner verkehrten, in die Wohnung eintreten, wo Frau Kachelmaier uns mit einem Zeichen bedeutet, Stille zu bewahren. Und dann beginnt sie in ihrem urwüchsigen Wienerisch, während sie die Hände in die Seite stützt, zu erzählen: "Sö kommen g'wiss auch z'fragen, wias dem alten Herrn geht? Und den ganzen Tag kummen die Herrn aus der Stadt und kaner därf mir herein. Nachher glauben's, daß eahm, Gott wass, wie schlecht geht und s'is gar net wahr. Er hat immer seine g'schwoll'nen Füaß und stärkere Athembeschwerden, i bitt' Sie, so a alter Mann. Und da hat der Docter, der Herr Docter Weißmaier g'sagt, i darf kan Menschen zu eahm 'neinlassen. Er därf gar net g'stört sein. Und so kann ich nit mal Sie zu eahm führen. Er muss ganz allein bleiben. Wann's recht stad sein, können's ihn durch's Fenster in sein' Zimmer seh'n." Wir blicken in ein bescheiden möbliertes, mittelgroßes Zimmer, in welchem der Meister an seinem Schreibtisch saß und sich mit Briefschaften beschäftigte. "Sehn's," bemerkte unsere Erzählerin, "da macht er wiederum an Riesenwirrwarr auf sein' Schreibtisch und nachher schreibt er a paar Brief' an seine Bekannten. Wann er gut bei Laune is, da setzt er sich hin und componirt. Und wann's eahm sehr gut geht, nachher spielt er auch's Clavier. Morgen geh'n mir mit eahm 'nüber in die Schloßkapellen. Trotz der wehen Füß geht er immer fast ganz allein. Nur die Schmerzen mit'n Asthma sollt' er nit hab'n. Vorläufi is gar nit z'denken, dass mir aufs Land gehen. In Steyr lebt nimmer sein alter, guter Freund, der Herr Pfarrer. Aber wann's schön und warm wird, dann hoffen wir's zu Gott, geh'n mir irgend wohin nach Oberösterreich." Mit dem Wunsche baldiger Wiederherstellung des Meisters verabschiedeten wir uns sodann von der alten Pflegerin." (°).

Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 135 bringt auf S. 4f eine Besprechung des Konzert vom 13.5.1896 (mit dem »Ave Maria« [WAB 6):
"    Geistliches Konzert der Wiener Singakademie. Die Wiener Singakademie, welche im abgelaufenen Vereinsjahre eine schwere innere Krise bestanden, scheint jetzt erfreulicher Weise auf dem Wege der Gesundung, indem sie unter Einwirkung eines so kunstverständigen Mannes, wie Dr. Richard v. Kralik, der nunmehr in den Vorstand eingetreten, [...] bestrebt ist, ihr künstlerisches  Programm [...] treuer und zielbewußter, als es in den letzten Jahren geschehen, durchzuführen. Die Aufführung geistlicher Musik in dem für intime Wirkung so gut geeigneten Festsaale des Kaufmännischen Vereines, womit sie am verflossenen Mittwoch ihr Vereinsjahr schloß, berechtigt zu guten Hoffnungen. Die Vortragsordnung, in welcher Palestrina, Lassus, Bach, Händel, Beethoven, Bruckner, Liszt, Schubert und Mendelssohn in gediegener Auswahl vertreten waren, zeugte von Geschmack und ernstem künstlerischen Streben und wurde unter der Leitung des neuen Chormeisters Herrn Karl Schön in verständiger und tüchtiger Weise zur Ausführung gebracht. Die Mängel liegen hauptsächlich in der Zusammensetzung des Chores, namentlich in dem Ueberwiegen der Soprane und in dem starken Verschwinden der Männerstimmen, besonders der Tenore. Die neue Vereinsleitung wird vielleicht durch Gewinnung neuer Kräfte auch hier ein Gleichgewicht herstellen, dann wird es auch gelingen, mit so feinen, stimmungsvollen Nummern, wie dem herrlichen "Ave Maria" von Bruckner, eine zartere und gleichmäßigere Wirkung zu erzielen, als dies derzeit noch der Fall ist. [... Mitwirkende: Ferdinand Löwe (Liszt), Gisela Körner, Herr Drapal, Frl. Straßer ...].                  Hagen." (°°).

"Het vaderland" Nr. 115 ('s-Gravenhage) meldet auf S. 2, dass Bruckner verstorben sei:
"     De grijze Anton Bruckner, die in den laatsten tijd veel had geleden aan een hartkwaal en kortademigheid en een groot deel van den dag half slapend ineen leuningstoel doorbracht, is te Weenen gestorven. Hij was in 1824 te Ansfelden geboren, werd eerst organist te Linz en in 1868 Simon Sechtner’s [sic] opvolger als organist te Weenen. Behalve een Te Deum, eenige missen en kleinere koorwerken, schreef hij een aantal Symphonieën, waarvan hij er een opdroeg aan Wagner, wiens voetstappen hij in menig opzicht drukte." (°°°).
[Berichtigung am 19.5.1896]

Diese Nachricht erscheint auch im "Rotterdamsch nieuwsblad" Nr. 5573 (Rotterdam) auf S. 3:
"     *** De Oostenrijksche componist Anton Bruckner is te Weenen overleden. Hij werd in 1824 te Ausfelden[sic] geboren en was organist te Linz, toen hij in 1868 naar Weenen werd geroepen om Simon Sechter op te volgen als organist in den hofkapel. Hij heeft missen, een Te Deurn, een groot aantal kerkkoorgezangen en meerdere symphonieën gecomponeerd, waarvan er een opgedragen is aan Richard Wagner." (#).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189605165, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189605165
letzte Änderung: Mai 12, 2024, 22:22