zurück 17.7.1896, Freitag ID: 189607175

[Oder 16.7.1896?] Morgens wieder Schwächezustände. Auf Anraten von Ignaz empfängt Bruckner [vermutlich durch Pater Witsch (*)] das Sterbesakrament. Bruckners Befinden bessert sich im Laufe des Tages (Weißmayr bei ihm) (**).

Bruckner sagt: "Mir scheint, es steht nicht gut um mich, weil jetzt der Professor Schrötter und seine Assistenten alle Tage kommen und so viele Leute sich um mich erkundigen." (**a)

Auch Heller trifft Bruckner am Morgen bedeutend gebessert an, geht dann zum Photographen Fritz Ehrbar. Mittags erwartet Bruckner Heller und Schrötter außerhalb des Bettes. Abends weitere Besserung (***).

Ehrbar macht drei [?] Aufnahmen [nur zwei davon erhalten?] [IKO 82-84] (°).

Über Bruckners Gesundheitszustand berichten

das Deutsche Volksblatt Nr. 2707 (Abendausgabe) auf S. 2. "     * [Professor Anton Bruckner.] Professor Anton Bruckner hat in der letzten Zeit wieder an einer heftigen Lungenentzündung gelitten, die aber in den jüngsten Tagen so weit zurückgegangen war, daß der bald 73jährige Tonkünstler heute fieberfrei ist. Doch hat die Krankheit einen derartigen Kräfteverfall des greisen Patienten herbeigeführt, daß sein Gesammtzustand Anlaß zu den ernstesten Befürchtungen gibt." (°°),

die Neue Freie Presse Nr. 11457 auf S. 5 (°°°):
»              Kleine Chronik.
                                  
Wien, 16. Juli.
[...]
     [Anton Bruckner.] Professor Anton Bruckner hat in der letzten Zeit wieder an einer heftigen Lungenentzündung gelitten, die aber in den jüngsten Tagen so weit zurückgegangen war, daß der bald 73jährige Tonkünstler heute fieberfrei ist. Doch hat, wie uns Bruckner's langjähriger Freund und Arzt, Professor v. Schrötter, mittheilt, die Krankheit einen derartigen Kräfteverfall des greisen Patienten herbeigeführt, daß sein Gesammtzustand Anlaß zu den ernstesten Befürchtungen gibt.« (°°°),

die Neue Freie Presse mit einer weiteren Meldung im Abendblatt auf S. 1 (#):
»                     Kleine Chronik.
                                         
Wien, 17. Juli.
[...]
     [Anton Bruckner.] Professor Anton Bruckner, der den gestrigen Abend außer Bett verbracht hatte, mußte heute Vormittags nach einer ziemlich guten Nacht in Folge seines allgemeinen Schwächezustandes wieder sein Lager aufsuchen. Vormittags weilte Professor v. Schrötter bei dem greisen Patienten. Heute wurden auf Zuspruch seines Bruders P. Bruckner [sic!] dem kranken Künstler die Sterbesacramente gereicht. Zahlreiche Erkundigungen über das Befinden Bruckner's, der außer von seiner treuen langjährigen Wirthschafterin auch von einer Wärterin gepflegt wird, liefen heute in der Wohnung des greisen Musikers ein. Bruckner bewohnt einige kleine Gemächer in einem Nebengebäude des Belvedere, die ihm durch den Kaiser zur Verfügung gestellt wurden. Vom Fenster seines Arbeitszimmers genießt Bruckner einen prächtigen Blick über den Belvedere=Garten zur Stadt hin, und hier pflegt er stundenlang in seinem Armstuhle zu sitzen. Noch bis in die letzten Tage beschäftigte sich der greise Componist, so oft es ihm sein Befinden halbwegs gestattete, mit musikalischen Arbeiten.« (#),

das Linzer Volksblatt Nr. 163 auf S. 4 (die Rubrik ist datiert "16. Juli"):
"    – Prof. Dr. Bruckner. Im Befinden unsers (schon lange Zeit kranken) berühmten Landsmannes, des Herrn Professors Dr. Anton Bruckner ist eine sehr gefährliche Verschlimmerung eingetreten. Eine [sic] heute der "Steyrer Ztg." zugekommener Bericht besagt, daß wohl eine kleine Erleichterung in dessen Befinden sich zeige, aber eine Gefahr für sein Leben nicht ausgeschlossen sei." (#a),

das Neue Wiener Abendblatt Nr. 195 (Neues Wiener Tagblatt) auf S. 3:
"    * (Anton Bruckner.) Heute Vormittags wurde der schon seit längerer Zeit krank daniederliegende Componist Anton Bruckner in seiner Wohnung im Belvedere mit den Sterbesacramenten versehen. Die ungünstige Wendung im Zustande Bruckner's datirt von gestern, wo er wieder von schweren Anfällen seines Leidens befallen wurde. Heute verlangte nun Bruckner, mit den Sterbesacramenten versehen zu werden. Man holte hierauf einen Jesuitenpater, der diese Ceremonie vornahm. Im Laufe des Vormittags besuchte Professor v. Schrötter den Kranken und constatirte, daß sein Zustand sich ein wenig gebessert habe. Bruckner ist zu Bette, doch bei Bewußtsein." (#b);

"Das Vaterland" Nr. 195 auf S. 2 des Abendblatts:
"     * [Anton Bruckner.] Professor Anton Bruckner hat in der letzten Zeit wieder an einer heftigen Lungenentzündung gelitten, die aber in den jüngsten Tagen so weit zurückgegangen war, daß der bald dreiundsiebzigjährige Tonkünstler heute fieberfrei ist. Doch hat die Krankheit einen derartigen Kräfteverfall des greisen Patienten herbeigeführt, daß sein Gesammtzustand Anlaß zu den ernstesten Befürchtungen gibt." (#c)

und die Linzer Tagespost Nr. 163 auf S. 4 (gestern [15.7.1896] habe ein Telegramm Franz Bayer mitgeteilt, daß Bruckner im Sterben liege):
"     (Dr. Anton Bruckner.) Aus Steyr wird uns heute telegraphisch gemeldet: Der greise Componist Dr. Anton Bruckner, welcher gegenwärtig im Belvedere in Wien wohnt, scheint von einem Besorgnis erregenden Krankheitsfalle heimgesucht worden zu sein. An seinen langjährigen besten Freund Herrn Regenschori Franz Bayer in Steyr langte gestern von der Umgebung Bruckners ein Telegramm ein, dass dieser im Sterben liege. Später kam eine zweite Drahtnachricht, dass Erleichterung eingetreten sei. Nähere Nachrichten fehlen bis zur Stunde." (##).

Das Abendblatt der Neuen Freien Presse (#) kündigt (ebenfalls auf S. 1) den »Germanenzug« für das Stuttgarter Fest an:
»                   Kleine Chronik.
                                          
Wien, 17. Juli.
[...]
     [Fünftes deutsches Sängerbundesfest.] Die Theilnahme an diesem allgemeinen deutschen Volksfeste, welches in der Zeit vom 1. bis 3. August l. J. in Stuttgart stattfindet, ist nach Mittheilungen aus der Feststadt ganz bedeutend. Aus Wien und Niederösterreich allein haben sich mehr als 800 Sänger gemeldet. Diese halten heute um 8 Uhr Abends im Musikvereinssaale unter der Leitung der Bundes=Chormeister Kirchl und Kremser eine Gesammtprobe ab. Die Sänger Niederösterreichs, die am 31. d. in zwei Separatzügen zum Feste aufbrechen, erwartet ein großartiger Empfang. Ihnen wurde auch die Ausführung der Solostellen in Bruckner's "Germanenzug" übertragen.« (###).

Dasselbe melden auch das Deutsche Volksblatt (°°) auf S. 2 des Abendblatts:
"     * [Vom Fünften deutschen Sängerbundesfeste.] Die Theilnahme an diesem allgemeinen deutschen Volksfeste, welches in der Zeit vom 1. bis 3. August d. J. in Stuttgart stattfindet, ist nach Mittheilungen aus der Feststadt ganz gewaltig. Aus Wien und Niederösterreich allein haben sich mehr als 800 Sänger gemeldet. Diese halten heute um 8 Uhr Abends im Musikvereinssaale unter der Leitung der Bundeschormeister Kirchl und Kremser eine Gesammtprobe ab. Die Sänger Niederösterreichs, die am 31. d. M. in zwei Separatzügen zum Feste aufbrechen, erwartet ein großartiger Empfang. Ihnen wurde auch die Ausführung der Solostellen in Bruckner's "Germanenzug" übertragen." (a)

und "Das Vaterland" (#c) auf S. 11:
"     * [Vom Fünften deutschen Sängerbundesfeste.] Die Theilnahme an diesem deutschen Sängerfeste, welches in der Zeit vom 1. bis 3. August d. J. in Stuttgart stattfindet, ist nach Mittheilungen aus der Feststadt eine sehr starke. Aus Wien und Niederösterreich allein haben sich mehr als 800 Sänger gemeldet. Diese halten heute um 8 Uhr Abends im Musikvereinssaale unter der Leitung der Bundeschormeister Kirchl und Kremser eine Gesammtprobe ab. Die Sänger Niederösterreichs, die am 31. d. M. in zwei Separatzügen zum Feste aufbrechen, erwartet ein feierlicher Empfang. Ihnen wurde auch die Ausführung der Solostellen in Bruckner's "Germanenzug" übertragen." (b).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189607175, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189607175
letzte Änderung: Nov 28, 2023, 9:09