zurück 11.12.1896, Freitag ID: 189612115

Das Grazer Tagblatt Nr. 342 teilt auf S. 5 mit, daß der Grazer Wagner-Verein die Aufführung der d-Moll-Messe unter Oskar Noë plane [am 22.12.1896]:
"     (Der Grazer Richard Wagner=Verein) wird im Laufe dieses Monats das Andenken Anton Bruckners durch die Aufführung der D-moll=Messe dieses Tondichters feiern. Der dem Vereine beigetretene Damen= und Herrenchor wird sich daran betheiligen. Die Leitung hat Herr Oskar Noë übernommen. Außerdem sind Meistersingerabende, Liederabende, Kammermusikabende [... und Alexander Ritters "Der faule Hans" ...] geplant." (*).

Die Salzburger Chronik für Stadt und Land Nr. 283 gibt auf S. 5 das Programm des Konzerts vom 16.12.1896 bekannt, das den 2. Satz der 3. Symphonie enthält:
"     * Mozarteum. Im großen Cursaal findet am Mittwoch, den 16. Dezember, Abends ½8 Uhr, das III. Vereins= und Abonnements=Concert statt. Gast: Herr Josef Pembaur jun., Pianist aus München. Das Programm ist folgendes: Zur Erinnerung an W. A. Mozart's Todestag (5. Dezember 1791): 1. XXVI. Conzert für das Pianoforte mit Orchester=Begleitung. Von Mozart. (Pembaur). Zum Gedächtnisse an den am 11. Oktober d. J. verstorbenen Meister: 2. Zweiter Satz aus der III. Symphonie, für großes Orchester von Anton Bruckner. 3. Pianoforte=Vorträge [... 4. Eroica ... Kartenpreise ...]. – Anfang ½8 Uhr. – Ende nach 9 Uhr." (**).

Ankündigung eines Bruckner-Chors [Germanenzug] bei der Liedertafel vom 14.12.1896 in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 340 auf S. 9:
"  Von deutschen Hochschulen.
 
   Der Technisch-akademische Gesangverein hält Montag den 14. d. M. [...] eine Liedertafel [...] Zum Vortrage gelangen Chöre von Binzer, A. M. Storch, A. Bruckner, [...]." (***).

Vom Konzert am 5.12.1896 berichtet die Linzer Tagespost Nr. 286 auf S. 3:
"                          Correspondenzen.
     Wels,
6. December. (Männergesangverein Wels.) Der in der städtischen Volksfesthalle abgehaltene erste statutenmäßige Liedertafelabend im 50. Vereinsjahre des Männergesangvereins Wels war sehr zahlreich besucht. Der Männergesangverein sowohl als der Frauenchor und das Quartett haben recht brav gesungen; alles zeigte [sic] von eingehendem Studium. Ganz vortreffliche Vorträge boten uns: Fräulein Auguste von Bauer und Herr Anton Stark in ihren Soli. Die größte Leistung des Abends war die des Männergesangvereins im "Germanenzug", Chor mit Soloquartett von Dr. Anton Bruckner. Herr Chormeister Stockhammer und die Vereinsmitglieder haben mit der vortrefflichen Aufführung dieses Chores gezeigt, was durch ein einhelliges Zusammenwirken, durch Fleiß und Mühe zustande gebracht werden kann. [... zu den Frauenchören unter L. Albrecht ...], zu den Soli und Männerchören besorgten Fräulein von Benack, beziehungsweise die Herren Stockhammer und Redl in ausgezeichneter Weise die Clavierbegleitung. Es war ein herrlicher, genussreicher Abend." [keine Signatur] (°).

Besprechung des Konzerts vom 9.12.1896 (mit der 4. Symphonie) im Prager Tagblatt Nr. 341 auf S. 9, signiert "Dr. v. B.":
"     *– Neues deutsches Theater. Das diesjährige erste philharmonische Concert erfreute sich eines sehr lebhaften Besuches. [... die Qualitätssteigerung im Orchester ...] sei als besonderes Verdienst des Herrn Capellmeisters Schalk hervorgehoben, welcher sich mit der Einstudirung aller vorgetragenen Tonwerke offenbar große Mühe gegeben hat. Diese Mühe war jedenfalls keine verlorene, wie man an vielen Einzelnheiten leicht wahrnehmen konnte. Die Disciplin der Blasinstrumente stand zum erstenmal auf jener Höhe, auf der wir sie uns stets gewünscht hatten und die zu erreichen bisher keinem Vorgänger in so ergiebiger Weise geglückt war. Ein nicht zu unterschätzender Fortschritt ließ sich in Bezug auf Feinheit der Vortragsabstufungen und Rhythmisirungen wahrnehmen, ein Verdienst, das bei der großen Tagesaufgabe unseres Opernorchesters umso höher angeschlagen werden muß. – Das Concert wurde durch A. Bruckner's in kritischen Kreisen vielfach umstrittene vierte Symphonie eingeleitet. Mochte sich Bruckner auch Formen dienstbar gemacht haben, die in einer nicht als reine Programmmusik gedachten Symphonie wenig Berechtigung haben, so muß doch die Fülle der Gedanken und die Gediegenheit der thematischen Ausführung jedem Musiker von Fach großen Respect einflößen. Unklar erscheint uns indessen, was sich der Autor unter einer romantischen Symphonie vorstellte. Wenn man im gemeiniglichen Sinne des Wortes eine Gegend romantisch nennt, die sich durch Unregelmäßigkeit ihres Gebildes, durch Ungleichartigkeit der Einzelnheiten auszeichnet, dann hatte Bruckner jedenfalls Recht, seine Symphonie eine romantische zu nennen. Mehr Anhaltspunkte für die Berechtigung dieses Begriffes vermögen wir dem Werke trotz der beigefügten Erläuterung nicht zu entnehmen. Ernst gestimmt ist der erste Satz, in allen übrigen herrscht Frohsinn und Freude am Leben vor. Wo der Autor pathetisch wirkt, dort kann er der Einflüsse Wagner's nicht entrathen, während die heiteren Seiten seines Talentes originelle Erfindung zeigen. Das Publicum nahm das interessante Werk, in welchem namentlich das Finale eine mächtige Wirkung hinterläßt, mit großer Aufmerksamkeit auf. – Einen durchschlagenden Erfolg hatte die Suite für Orchester von Joseph Habert. [sic] [... Berlioz, Tschaikowsky (mit Ossip Gabrilowitsch), Rubinstein und C. M. Weber (mit Frl. Kaminski) ...].
                                        Dr. v. B." (°°).

 


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189612115, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189612115
letzte Änderung: Sep 02, 2023, 7:07