zurück 12.12.1896, Samstag ID: 189612125

Das Deutsche Blatt Brünn Nr. 99 berichtet auf S. 9 (signiert "-r.") vom Konzert am 7.12.1896 mit dem »Germanenzug«:
"        Concert des Männergesangvereines.
                   (Montag, den 7. Julmond.)
     Der genannte Verein gab am verflossenen Montag sein zweites satzungsgemäßes Concert, und zwar, wie ich gleich hinzusetzen will, mit erfreulichem Erfolge. An Mitgliederzahl scheint derselbe seit einigen Jahren bedeutend zugenommen zu haben, mit welcher Thatsache die musikalische Sicherheit des Chores aber nicht ganz gleichen Schritt gehalten zu haben scheint. Manches kleine Versehen dürfte auf die mangelhafte musikalische Vorbildung einzelner zurückzuführen sein, und mit verlässlichen Solisten scheint der Verein auch nicht gerade gesegnet zu sein; immerhin waren die Chorleistungen besonders diesmal im Ganzen und großen zufriedenstellende. Den Hauptantheil an der Vortragsordnung hatte diesmal Eduard Kremser mit seinen "Balkanbildern" [... über dieses Werk ...]; im Orchester kamen hier sowohl, wie in Bruckner's "Germanenzug" bedauerliche Schwankungen vor, und das Baritonsolo würde einen temperamentvolleren, stimmkräftigeren Sänger, als Herr Talpa es ist, sehr gut vertragen haben. Das Sopransolo war einem Frl. Leopoldine Ullmann aus Prag anvertraut, deren größter Vorzug eine gewisse musikalische Intelligenz ist. [...]. Bruckner's "Germanenzug" machte auch diesmal einen packenden Eindruck, der leider durch die schwächere Leistung des Soloquartettes beeinträchtigt wurde. [.... Bernhard Scholz, Organist Hofmeier, Karl Bendel ...]. – Herr Otto Kitzler, der umsichtige Chormeister des Vereines, hatte sämmtliche Chöre mit Sorgfalt und Liebe einstudiert und fand wiederholten, verdienten Beifall.     –r." (*).

Die Brünner Aufführung des »Te Deum« am 19.12.1896 wird im Tagesboten aus Mähren und Schlesien Nr. 287 auf S. 11 in einem Inserat angekündigt:
"Brünner Musikverein. | XXXV. Vereinsjahr. | Samstag den 19. December 1896, abends 7½ Uhr, findet im | grossen Festsaale der Deutschen Hauses | das vierte diesjährige ordentliche |  CONCERT | des | Brünner Musikvereines | unter gefälliger Mitwirkung der | Frau Beatrix Friedländer geb. von Prechtl | aus Wien, des Herrn Concertorganisten | Andreas Hofmeier | und unter Leitung des artistischen Directors Herrn Otto Kitzler, statt. |
              Zur Aufführung gelangt:
[... Schumann Zweite, Dvoraks "In der Natur" ...]
3. Anton Bruckner: Te Deum. Für Soli, Chor Orchester und Orgel. (Zum Gedächtnis an den am 11. October 1896 verstorbenen Componisten.) | Sopransolo: Frau Beatrix Friedländer. | Altsolo: Frau Aurelie Kaulich, | Tenorsolo: Herr Felix Oplusstil [sic], | Basssolo: Herr Hermann Neuber, [die drei letzten mit einer Schweifklammer als "Vereinsmitglieder" geführt] | Orgel: Herr Andreas Hofmeier.
[... Kartenverkauf, Kartenpreise ...]
Die öffentliche Generalprobe findet am Freitag den 18. December 1896, nachmittags 4½ Uhr statt und kostet hiezu: [... Preise ...].
Cassa=Eröffnung 6½ Uhr. | Concertanfang präcise 7½ Uhr. Ende 9¼ Uhr abends. | Während der einzelnen Productionen bleiben die Saalthüren geschlossen." (**).

Die Österreichische Buchhändler-Correspondenz Nr. 50 macht auf S. 691 auf den Klavierauszug der d-Moll-Messe aufmerksam:
"                   Musikalien.
[...]
                  Johann Gross In Innsbruck.
Bruckner, Ant., Messe in D für Chor und Orchester. Clavier-Auszug    netto 3. –
Egger, T., [...]." (***).

Die Meldung von Bruckners Tod im "Evening Journal" Nr. 8141 (Adelaide, South Australia) auf S. 5 ist mit einer Anekdote verknüpft:
"            MUSICAL NOTES.
[...]
    The death is announced, on October 12 [sic], at Vienna, of Anton Bruckner, the great organ virtuoso and composer. The deceased musician is said to have been one of the finest improvisers of his day, and his several symphonies for orchestra have won for him a considerable reputation. The following excellent story is related of him:—"When Richter rehearsed his seventh symphony in Vienna there was some doubt in the mind of a clarinettist whether a certain note was F or F sharp. Richter appealed to the composer, who was sitting in the hall eagerly enjoying his own music. ' Play F or F sharp, just as you please, Herr 'Doctor,' answered Bruckner, who had reached such a point of happiness that he did care whether his music was played incorrectly or not." (°).

Die Welser Zeitung Nr. 50 bringt auf S. 6 den
"Aufruf zur Ehrung des Andenkens an Dr. Anton Bruckner in Stadt Steyr.
     
Das Hinscheiden des großen Symphonikers Dr. Anton Bruckner hat in der ganzen musikalischen Welt die innigste Theilnahme hervorgerufen, denn mit ihm ist ein Tondichter dahingegangen, der zu den bedeutendsten Componisten der Gegenwart zählt. – Bruckner war bekanntlich ein geborener Oberösterreicher und der große Meister weilte mit besonderer Vorliebe in der Stadt Steyr, wo er im Stadtpfarrhofe alljährlich Sommeraufenthalt nahm und dortselbst viele seiner unsterblichen Werke schuf.
     Geleitet von dem Bestreben nun, das Andenken an Dr. Bruckner und an seinen Aufenthalt in Steyr dauernd und würdig zu ehren, hegt man die Absicht, dem großen Todten ein Denkmal in dieser Stadt zu errichten, und man glaubt dies am besten zu erreichen durch Schaffung eines Votivfensters in der hiesigen Stadtpfarrkirche in der Nähe des Chores, woselbst der Verewigte durch sein meisterhaftes Spiel so oft die Andächtigen erhob.
     Sollte die zur Herstellung eines solchen Votivfensters nöthige Summe, welche sich auf circa 6000 fl. stellen dürfte, nicht aufgebracht werden können, so würde eine andere Form des Denkmals gewählt werden.
     Zur Durchführung dieser Idee ist ein Comité zusammengetreten und erlaubt sich, zur Aufbringung der Kosten eine Sammlung einzuleiten und alle Verehrer des verblichenen Meisters, insbesondere die musikalischen Vereine zu bitten, sich mit einem entsprechenden Beitrage gütigst betheiligen zu wollen.
     Spenden nimmt Herr Franz Bayer, Regenschori und Chormeister des Männergesangvereins "Kränzchen" entgegen, und werden dieselben in den hiesigen Localblättern veröffentlicht.
     Steyr, im November 1896.
                            (Folgen die Unterschriften.) (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189612125, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189612125
letzte Änderung: Okt 02, 2023, 10:10