zurück 29.5.1898, Pfingstsonntag ID: 189805295

Beim IX. oberösterreichisch-salzburgischen Sängerbundesfest in Steyr wird das von Zerritsch geschaffene Bruckner-Denkmal mit Tilgners Büste [IKO 104] enthüllt (*).
Zum Organisationskomité des Festes gehören Johann Redl, Hermann Spängler, Carl Wöll, Franz Wernsl, Victor Stigler, Kajetan Jonasch, Franz Angermann, Gustav Heyek, Josef Tobisch, Franz Tomitz und Franz Lang (*a).
     Anwesend sind u.a.: Zerritsch, Oskar Tilgner (der Bruder), Oberrealschulprofessor Pabsch (hält eine Rede) und Bürgermeister Redl (#).
Der Wiener Akademische Gesangverein ist durch die Herren Karl Pany, Angel, Wilfonseder, Hummel und Dr. Khittel vertreten.
     "29. Mai. In Steyr wurde das Denkmal unseres Ehrenmitgliedes Dr. Anton Bruckner enthüllt. Der Verein, der zur selben Zeit in Mährisch-Schönberg weilte, wurde duch Carl Pany und mehrere andere V. M. V. M. [Vereinsmitglieder] vertreten. Beim Begrüßungsabend ergriff unter anderen auch Pany das Wort, in dem er darauf hinwies, dass es in Wien hauptsächlich der "Akademische" war, der Bruckner von Anfang an voll und ganz würdigte und in weiteren Kreisen bekannt machte. Auch eine stattliche Anzahl A. H. A. H. [alter Herren], darunter Angel, Wilvonseder, Hummel, Dr. Khittel, wohnten der Feier bei." (#1).
Weitere Teilnehmer am Fest sind die Gemeinderäte August Redtenbacher, Otto Schönauer und Leopold Haller (#2), 

Dr. Reichart (Niederösterreichischer Sängerbund) und Architekt Gürlich (#3).
     Ignaz Bruckner war [von Franz Bayer?] zur Enthüllung um 15 Uhr eingeladen worden (#4).

     Kränze von Pfr. Strobl, dem Männergesangverein (Franz Bayer), der Liedertafel (Angermann), Kränzchen (Spängler), vom Wiener Akademischen Wagner-Verein (hatte für den Denkmalfond gespendet und war vertreten durch den Steyrer Fachlehrer Hugo Rauner (#5)), Almeroth, Wiener Männergesangverein (Pennerstorfer), Gesellschaft der Musikfreunde.
     Beim Festkonzert dirigieren Ludwig Großauer, J. Tobisch, Göllerich, J. F. Hummel, Ed. Stockhammer (Wels), Floderer (»Frohsinn« mit »Mitternacht« [WAB 80]), Joh. Pilz (Enns), E. R. König (Gutenbergbund Linz) und Franz Bayer. Prof. Gartner (»Frohsinn«-Vorstand) wird als weiterer Bundesvorstand vorgeschlagen (**).
     Der Wiener Männergesangverein berichtet von der Spende eines Lorbeerkranzes mit Schleife und Widmung in seinem Jahresbericht 1897/98 (55. Vereinsjahr) auf S. 93 (**a).

Gedicht von August Riener »Willkommen« im Alpenboten Nr. 43 auf der Titelseite (***).
   Dort auch auf S. 3 ein Artikel von Carl Almeroth »Das Bruckner-Denkmal in Steyr« (°).

Kränze kommen auch von der Wiener Philharmonikern, dem Wiener Männergesangverein (vertreten durch Ignaz Pennerstorfer und Gustav Gumpesberger) (a1) und dem Wiener Akademischen Wagner-Verein, der einen Beitrag für den Denkmalfond spendete und bei der Feier von Hugo Ranner vertreten wird. (a2).
   In der Ehrenmitglieder-Karteikarte des WMGV ist in der Spalte »Besondere weitere Ehrung durch den Verein« notiert: »[Datum] 29/5.1898 [Anlaß] Enthüllung des Denkmals in Steyr [Art] Deputation und Kranz« (a3).

Aufführung des Chores »Sängerbund« (WAB 82) unter Josef Tobisch als Gesamtchor am Ende des Festkonzerts um 17 Uhr in der Industriehalle (b).
Zu diesem Anlass erschien der Erstdruck des Chores mit der Lithographie von Josef Diltsch (IKO 176b) (b1).

Die Reichspost Nr. 122 meldet auf S. 3, daß der Männergesangverein der Oberösterreicher in Wien seine Sängerfahrt anläßlich der Enthüllung des Bruckner-Denkmals nach Steyr unternehme (c).

Auf das Fest hatte heute auch noch das Linzer Volksblatt hingewiesen (d).

Eine ähnliche Meldung bringt auch die Neue Musikalische Presse auf S. 8 (e).
Auf derselben Seite findet sich auch ein Artikel (signiert "F. M.") über den Reichenberger Männergesangverein, der von Bruckner den "Germanenzug" [am 24.7.1892] und das "Ave Maria" [wann? vermutlich WAB 6] aufgeführt habe. Der gegenwärtige Chormeister sei Josef Schmidt, der Sohn des ersten Chormeisters Florian Schmidt, und Vorstand der Oberlehrer Josef Bitzan (f).

Aufführung eines "Tantum ergo" [prov. WAB 48] in der Braunauer Stadtpfarrkirche (g).

The Record-Union Nr. 97 (Sacramento, California) teilt auf S. 8 mit, dass am 20.3.1898 in Linz die 1. Symphonie, das "Ave Maria" und die f-Moll-Messe aufgeführt wurden:
"     MUSIC AND DRAMA
[...]
     At Linz, Austria, an Anton Bruckner fund has been established for the purpose of giving biennial performances here of the neglected master's works. The first of these took place on March 20th, under Herr August Gollerich's direction, and created an amount of enthusiasm far exceeding any appreciation of the master's works during his lifetime. The works produced were the Symphony, No. 1, in C minor; the "Ave Maria" for mixed choir a capella, and the Grand Mass in F minor for soli, chorus and orchestra." (h).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189805295, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189805295
letzte Änderung: Aug 02, 2023, 7:07