zurück 10.1.1885, Samstag ID: 188501105

Brief Josef Schalks an Franz Schalk:
     Erfolg des von Hellmesberger gut geprobten Quintetts im Musikverein. Der Wagner-Verein war gut vertreten. Bruckner kam mit Landgraf und Paumgartner danach zu Wandl. Er sei über Leipzig getröstet. Löwe und Josef gingen mit ihm die 7. Symphonie durch (Beckenschlag, Nikisch). Die Deutsche Zeitung habe den Artikel von Franz bereits gebracht [9.1.1885], den zweiten Artikel habe er, Josef, etwas ausgearbeitet. Er werde ihn zusammen mit der Kritik zum 22.12.1884 zusenden, die einen Tadel für Hirsch enthalte. Bruckner traf Franz in Dresden nicht (anderer Zug). Grüße auch von Eckstein. Winkler, Baron Seiler und Weiß fehlten am 22.12.; Zottmann sei von der 1. Symphonie begeistert. Die Aufführung des »Te deum« sei in Planung [siehe die Anmerkung] (*).

Die Konstitutionelle Vorstadtzeitung Nr. 10 bringt auf S. 4 eine mit »R.« signierte Kritik des Quintetts [8.1.1885]:
    »[...] Erfreulich ist, daß das Adagio (in der Partitur der dritte Satz, von Hellmesberger als zweiter gespielt), in welchem sich das Dasein innerer Musik stets am deutlichsten bekundet, den gelungensten Theil des Quintetts bildet. [...] Herzlich freuen wir uns des durchschlagenden Erfolges dieser genial angelegten Komposition, deren Schöpfer, nach jedem einzelnen Satze stürmisch applaudirt, wiederholt erscheinen mußte. R.« (**).

Die Linzer Tagespost Nr. 7 meldet auf S. 3, den Text der Deutschen Zeitung vom 8.1.1885 nahezu unverändert übernehmend, daß in Leipzig die 7. Symphonie erfolgreich aufgeführt wurde [30.12.1884]:
     » § Von unserem Landsmanne Bruckner. Aus Leipzig wird geschrieben: "In dem im hiesigen Stadttheater zu Gunsten der Errichtung eines Richard Wagner=Denkmals veranstalteten Concerte kam Anton Bruckners siebente Symphonie zur ersten Aufführung. Dem größten Theil des Publicums war wohl der Name des Wiener Componisten noch unbekannt und es schien nur zu vermuthen, daß in einem Programm, welches, der Feier entsprechend, nur die auserlesensten Nummern enthielt, auch nur ein ungewöhnliches und würdiges neues Werk habe Raum finden können. Mit deutlich wahrnehmbarer Aufmerksamkeit und wachsendem Interesse folgte es nun der Entfaltung jener großartigen und tiefernsten symphonischen Gedanken, welche dieses Werk in sich birgt. Von Satz zu Satz steigerten sich Beifallskundgebung und Enthusiasmus. Am Schlusse erschien nach langanhaltenden Rufen der Componist und wurden ihm zwei Lorbeerkränze überreicht. Kapellmeister Nikisch hatte das Werk in seinen großen Zügen wahrhaft congenial erfaßt und brachte es durch sein Orchester zu überwältigendem Ausdruck. Eine Wiederholung dieser einzig dastehenden Aufführung findet schon im nächsten Monat statt.« (***).

Die Österreichische Kunst-Chronik Nr. 2 bringt auf S. 24 - 27 einen Artikel von Dr. H. M. Schuster "Das Doppel-Jubiläum des Jahres 1885.", in dem auf S. 26 auch Bruckner erwähnt wird:
     "[... Kritik an der Programmgestaltung der Philharmonischen und Gesellschaftskonzerte; Bach und Händel würden vernachlässigt, je ein Konzert sei zu wenig ...] Das Richtige wäre nämlich, ausserdem ein drittes Concert zu veranstalten, welches Orgel-Compositionen (unsere Erwartung, dass man Bruckner zu einem Orgelvortrag Bach'scher und Händelscher Werke einladen werde, ist unerfüllt geblieben!), Orchester- und Kammer-Compositionen (sowol vocale als intsrumentae) von Beiden enthielte; [...] Dr. H. M. Schuster." (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188501105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188501105
letzte Änderung: Mai 13, 2024, 13:13