zurück 17.1.1885, Samstag ID: 188501175

Speidels Kritik über das Quintett erscheint im Fremdenblatt (*).

(**) Besprechung desselben Konzertes [8.1.1885] durch Dömpke in der Wiener Allgemeinen Zeitung Nr. 1754 auf S. 1f:
           »Feuilleton.
                Concerte.
    Eine der wichtigsten und schwierigsten Fragen des zukünftigen Musikhistorikers wird nothwendig lauten, ob und welche hervorragenden Talente die neudeutsche Schule zu Grunde gerichtet habe. [... bisher sei die Kammermusik von den Ausschweifungen der Neudeutschen Schule verschont geblieben. Doch sei unlängst ein Quartett "Angelus" von Liszt aufgetaucht ...] und nachdem das Quintett von Bruckner einen Beifall gefunden hat, welcher der entschlossenen Einmüthigkeit der Liszt= und Wagner=Partei in Wien entspricht, steht es mit der Unerschütterlichkeit auch dieser Kunstgattung nicht mehr so zweifellos.
     [... im Konzertsaal höre man konzentrierter zu als in der Oper, da müsse die neue Schule Farbe bekennen ...] Wer die Unnatur der Bruckner'schen Harmoniefolgen und seines Satzbaues einmal recht peinlich empfunden hat, wird bald nicht umhin können, auch bei Wagner'scher Musik schärfer zuzuhören. [... eine gesunde Entwicklung könne nur vom Konzertwesen ausgehen, wo das Bedürfnis nach ...] musikalischer Schönheit, principiell wenigstens, von den meisten Hörern noch unbedingt zugestanden wird.
    Wäre das Bruckner'sche F-dur-Quintett der Manier der Partei ganz und gar verfallen, so hätte unser Nekrolog in wenig Worten bestehen können. [... Text bei wörtlich bei 37/259-261, mit den folgenden orthographischen Abweichungen: ... eigenthümlichen ... Beifalles ... Jeder ... beiweitem ... Jemand ... Bruckner's Compositionen ... Tacte ... bei Seite ... Weitere ... garantirt ... geräth ... verräth ... that ... noth ... Instrumental=Compositionen ... Combination ... dem Einen größten ... Tact ... andererseits ... Anderer ... Ueber ... Ganzen ... blos -werthe -theile ... scurrilen ... verrathen ... Wagner's ... direct ... Componisten ... Theil ...] wäre er untrüglichen Sternen gefolgt, ist nicht zu ermessen. [... über weitere Konzerte ...]
               G. Dömpke.« (**).

Die Kölnische Zeitung [Dr. Kleser] berichtet von der Aufführung der 7. Symphonie in Leipzig [30.12.1884]. Sie habe schon vor einem Jahr auf Bruckner aufmerksam gemacht [Juli 1883 gemeint?]. Weitere Aufführungen seien am 28.1.1885 in Leipzig und später in Hamburg und München geplant (***).

(°) Kritik von Emil von Hartmann über das Quintett in der Deutschen Kunst- und Musik-Zeitung Nr. 3 auf S. 33f (bei Gutmann seien die Partitur und Josef Schalks vierhändiger Klavierauszug erschienen):
»Concerte. [... über d'Albert, Gustav Walter ...] Zu den wenigen Männern, welche sich selbst ehren, indem sie ein Werk [... Text wortgetreu bei 937/129f, mit einer Abweichung: ... stürmisch ...] als in den beiden übrigen Sätzen. Bruckner voran schritten, wie in der Kunst, so auch auf dem Programme jenes Abends [... Mozart und Beethoven ...] dessen Clavierpart Frl. Paula Dürrnberger durch gediegene Auffassung und abgerundeten Vortrag sehr wirkungsvoll zu Gehör brachte. E. v. H.« (°).

(°°) Besprechung des Konzerts vom 22.12.1884 durch H. M. Schuster in der Allgemeinen Kunst-Chronik Nr. 3, S. 50-53:
           »Musikalisches.
     [... über die Wiener Singakademie unter Weinzierl und andere Konzerte ...]
     Eine Feier, die den Feiernden wie dem Gefeierten zur echtesten, glänzendsten Ehre gereichte, war der von den Herren Löwe und Schalk am 22. December veranstaltete Bruckner-Abend. Man weiss, mit welch' rührender Hingabe und Begeisterung diese beiden jungen Männer für den von ihnen über alles verehrten Bruckner thätig sind, so dass sie als Muster künstlerischen Apostolates gelten können. Von Herzen ist ihnen somit der Triumph zu gönnen, den sie sich selbst und ihrem Ideale an diesem Abend mit der Vorführung des ersten Satzes aus der Es-dur, des zweiten [recte: dritten] aus der D-moll-Symphonie, dann aber der ganzen ersten Symphonie (in C-moll) in dem Jahre 1864 bereiteten. Ein solches Toben des Beifalls ist wol selten erhört worden, wie dasjenige, welches die letztgenannte Symphonie hervorrief, aber mit vollstem Recht, denn diese Wucht, Tiefe, Innigkeit und Lebendigkeit der Gedanken, diese Kühnheit und Sicherheit des Baues sind fast der leibhaftige Beethoven. Und dieses herrliche Werk hat nur eine Original-Aufführung (in Linz mit schwachen Orchesterkräften) bisher erleben können. Fürwahr, es fallen einem die Worte ein: "In Froschpfuhl all' das Volk verbannt, das seinen Meister je verkannt", wenn man daran denkt, wie Bruckner von unseren Orchester-Unternehmern ignorirt wird. Der zum Schluss ihm überreichte Lorbeerkranz mit der Aufschrift "dem deutschen Meister" war wol der Ausdruck der Gefühle sämmtlicher Anwesenden.
     [... über weitere Konzerte und das Philharmonische Konzert vom 21.12.1884, Kritik an den unmodernen Programmen der Phiharmoniker ...]
     [...] Wir haben sie also gewarnt, und es ist ihre Schuld, wenn sie an Novitäten, wie Symphonien von Bruckner und an älteren unaufgeführten Werken [von Liszt, Bach, Händel] vorübergehen.
     [... über weitere Konzerte: Paumgartner-Papier, 4.1.1885 ...]
               Dr. H. M. Schuster.« (°°).

Die Linzer Tages-Post Nr. 13 bringt auf S. 3 Auszüge aus Theodor Helms Bericht aus der Deutschen Zeitung [14.1.1885] über das Quintett:
      » § Von Anton Bruckner. Wir berichteten kürzlich, daß Bruckners siebente Symphonie bei einer Aufführung in Leipzig einen großen Erfolg hatte und der Componist Gegenstand mehrfacher Ovationen war. Vor einigen Tagen nun hat Bruckner einen ebenso großen Erfolg auch in Wien errungen und zwar auf dem Gebiete der Kammermusik. Dr. Theodor Helm, der Musikkritiker der "Deutschen Zeitung", widmet dem F-dur=Quintett, das im dritten Quartettabend Hellmesbergers zur Aufführung gelangte, einen Großtheil seines letzten Concert=Referates und stellt diesem Werke ein glänzendes Zeugnis aus. Wir müssen uns begnügen, einige charakteristische Sätze daraus zu reproducieren. Ueber das Adagio dieses Quintetts schreibt der Referent folgendermaßen: "Dieses Ges-dur=Adagio läßt sich nur mit dem Idealsten, das Beethoven (in seinen letzten Quartetten), dem Süßesten, das Schubert, dem Verklärtesten, das Wagner (zum Beispiel in dem stimmungsvollen Vorspiel zum dritten Act der "Meistersinger") gesungen, vergleichen." Ueber den allgemeinen Eindruck, den das Quintett gemacht, lesen wir: "Wie wohl thut es, einmal wieder einen [sic!] im besten Sinne naiven Tondichter zu begegnen; der nicht grübelt, sondern aus innerstem Bedürfnisse schafft, welcher seine eigene Sprache spricht, eine Sprache, aus der wir nicht nur eine scharf ausgeprägte, imponierende Einzelpersönlichkeit, sondern auch die musikalischen Errungenschaften unseres Jahrhunderts, einen wahren und wirklichen Fortschritt heraushören." Am Schlusse des Berichtes sagt der Kritiker: "Jedenfalls ist Bruckner seit der denkwürdigen Quintett=Aufführung des 8. Jänner 1885 auch seitens der streng conservativen Kritik in Wien nicht mehr zu - ignorieren.« (°°°).

Ankündigung des Konzerts vom 27.1.1885 (mit den Mittelsätzen der 7. Symphonie) im Leipziger Tageblatt Nr. 17 auf S. 297 (= 3):

"Neues Theater. [...] Dienstag, den 27. Januar 1885. Mit aufgehobenem Abonnement: Bei festlicher Beleuchtung  Concert. Programm: I. Theil. 1. [... Bach/Abert, 2. Mozart ...] 3. Adagio und Scherzo aus der 7 Symphonie Anton Bruckner. II. Theil. [ ... Bizet, Schumann, Goldmark ...] Instrumentale: Das Orchester des Leipziger Stadttheaters. Dirigent: Herr Arthur Nikisch. Concertflügel: Julius Blüthner. [...]". (#).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188501175, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188501175
letzte Änderung: Mai 13, 2024, 13:13